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Liebelei mit der Polizei

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Auf den Demonstrationen der G-7-Gegner in Garmisch gab es viele erhitzte Gemüter. Eines davon gehört einem jungen Mädchen aus dem Ort. Sie hatte während des Einsatzes einen Polizisten kennengelernt – und sich in ihn verliebt. Die Mutter der Sechzehnjährigen kontaktierte daraufhin die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Bayern, die sich der Sache angenommen hat. Über Twitter hat Thomas Bentele, Social-Media-Redakteur der GdP Bayern, nach dem jungen Kollegen gesucht, der offenbar in Nordrhein-Westfalen lebt.

Jetzt.de: Wie oft kam es bei Ihnen schon vor, dass Verliebte nach Polizisten oder Polizistinnen gesucht haben?
Bentele: Das war für mich absolut das erste Mal. 

Und was war Ihre erste Reaktion, als sich die Mutter des Mädchens bei Ihnen gemeldet hat?
Ich bin Vater einer fünfzehnjährigen Tochter, da kann ich mich gut in die Lage der Mutter reinversetzen. Man möchte natürlich das Beste für sein Kind. Unter dem Gedanken habe ich mich der Sache angenommen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Man könnte meinen, die Gewerkschaft der Polizei macht das alles nicht nur aus Nächstenliebe: Sind verliebte Polizisten die besseren Polizisten?
Also ich denke, das ist wie in allen Bereichen im Leben: Wenn jemand gut gelaunt ist, geht er mit einem besseren Gefühl und einer besseren Grundstimmung an seine Arbeit. Dann macht ihm seine Arbeit vielleicht auch mehr Spaß. Das müsste dann auch für Polizisten gelten.

Wie müssen Polizisten reagieren, wenn Sie im Dienst angesprochen oder sogar angeflirtet werden? Gibt es da eine Vorschrift?
Das kommt natürlich immer darauf an, in was für einer Situation das Ganze geschieht. Je nach Auftrag ist da mehr oder weniger Raum. Aber in einer normalen Situation, wo eher wenig Stress herrscht, ist das eigentlich kein Problem.

Auch wenn es sich um eine Demonstrantin handelt?
Warum denn eigentlich nicht? Also in der Uniform steckt ein Mensch und solange da eine gewisse professionelle Distanz gewahrt wird, sehe ich da keinen Hinderungsgrund.

Wenn ein Polizist im Dienst z.B. nach seiner Handynummer gefragt wird, darf er sie dann rausgeben?
Das müsste man ihm selbst überlassen. Das ist mal mehr mal weniger sinnvoll.

Es kann ja auch manchmal ein bisschen weiter gehen als das persönliche Gespräch. Dürfte ein Polizist im Dienst eine Person in zivil küssen?
Das ist eher nicht schicklich. Das ist auch nicht professionell. Ich denke, das würde dann disziplinarrechtlich geprüft werden. Natürlich nicht im Sinne eines förmlichen Disziplinarverfahrens, aber er würde sicherlich dafür gerügt werden.

Wie viel Annäherung ist denn erlaubt?
Ein Gespräch würde ich sagen. Körperkontakt ist eher zu vermeiden. Da wäre dann die Grenze der professionellen Distanz überschritten.

Aber so eine Rüge kann man ja auch mal in Kauf nehmen, wenn sie der Liebe dient.
Das muss der Kollege selbst wissen, ob er das riskieren möchte.

Für Verliebte kann die Kennzeichnungspflicht ja ungeahnte Vorteile haben, weil man die Polizisten damit leichter wiederfinden kann.
Ich denke, das sollte eigentlich nicht der Hintergrund der Kennzeichnungspflicht sein. Das  persönliche Gespräch ist bei diesen Themen sicher der bessere Weg.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Thomas Bentele, Social-Media-Redakteur der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Bayern

Welche Freiheiten haben die Polizisten denn auf Einsätzen wie in Garmisch nach Dienstschluss? Dürfen sie den Ort verlassen, um sich zum Beispiel mit jemandem in der Kneipe zu treffen?
Wenn jemand in dieser Zeit Freizeit hat – es ist ja so, dass nach einer gewissen Dienstleistung Freizeit eingebracht wird – in dieser Zeit kann er tun und lassen, was er möchte. Er muss nur dafür Sorge tragen, dass er am nächsten Tag ausgeruht und nüchtern zu seinem Dienst antreten kann.

Da sind ja schon hübsche Burschen und Mädels dabei. Spielt Aussehen bei der Auswahl der Polizisten eigentlich eine Rolle?
Nein.

Aber Sportlichkeit?
Man muss natürlich eine Sportlichkeitsprüfung ablegen als Polizist, ob das sich dann jedes Mal positiv auf das Aussehen auswirkt, das sei mal dahin gestellt.

Würden Sie einen Polizisten als Schwiegersohn empfehlen?
Das kann ich nur mit "Ja" beantworten.

Mittlerweile konnte der junge Kollege übrigens identifiziert werden, er hat sich auch bei der Familie des Mädchens gemeldet. Die beiden haben auch Kontakt über Facebook aufgenommen. Leider ist er vergeben. Schade.


Text: pia-rauschenberger - Collage: dpa / Tobias Hase

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