Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.

Misunderstoodments

Text: sonki68

Misunderstoodments



 



Wenn man sich in einer anderen Sprache versucht, kommt es sehr schnell zu einigen Missverständnissen. Das kann ganz amüsant sein, es kann aber auch verdammt peinlich sein!



Ich hatte mal einen englischen Freund, der kein Wort Deutsch sprach. Kein Problem, hatte ich doch Englisch-LK. So dachte ich zumindest. Naja, aber nach einiger Zeit war mein Englisch tatsächlich so verständlich, dass er es wagen konnte, mich seiner Familie in England vorzustellen. Er kam aus Nordengland und dort wird ein ganz anderes Englisch gesprochen, als ich es aus meiner Schulzeit kannte, aber seit damals finde ich, dass dies der schönste Akzent überhaupt ist. So spricht übrigens auch Robbie Williams, der kommt nämlich aus der gleichen Stadt.



Egal, ich schweife ab. Nun, ich war natürlich ziemlich aufgeregt und wollte mich von meiner besten Seite zeigen. Die Familie hat es mir aber sehr leicht gemacht und mich direkt herzlich aufgenommen. Es war Weihnachten und es gab ein typisches englisches Festessen mit einem ganzen Truthahn, Yorkshirepudding, Mintsauce und jede Menge Gravy. Es war echt lecker ich war pappsatt. Nach so einem Essen brauche ich eine Zigarette. Mein Freund hatte dafür ein ganz bestimmtes Wort, ist wahrscheinlich in der Bedeutung so wie „Kippe“. Das Wort war „fag“. Ich wollte ganz souverän beweisen, dass ich mittlerweile mehr als Schulenglisch beherrsche, lehnte mich in meinem Stuhl zurück und sagte mit einem wohligen Seufzer: „I really need a f*** now!“



Am Tisch herrschte fassungsloses Schweigen, die Eltern blickten von mir zu ihrem Sohn, der beinahe an seinem letzten Bissen erstickt wäre. Natürlich klärte er es auf, aber seit dem habe ich nie mehr versucht, das Wort zu sagen.



Einem Bekannten ist mit diesem Wort Ähnliches passiert. Er war auf einer Fähre in New York und fragte seine Mireisenden höflich:“Would anyone mind me having a f*** here?“ Hat sicher auch nicht zum Völkerverständnis beigetragen.



Zurück nach England: Eines Tages kamen wir von einem Ausflug zurück, der Vater meines Freundes hatte schon das Essen gekocht. Ich kam in die Küche, schnupperte anerkennend und sagte: „Hmmm, I can smell an excellent cock!“ Ich wollte sagen, dass ich cod/Kabeljau rieche. Das was ich behauptet gerochen zu haben, ist in der Übersetzung leider etwas komplett anderes, so wie ich es sagte, ging es noch nicht mal als Hähnchen durch...



Ich weiß nicht, was die Familie letztendlich von mir gedacht haben muss. Tatsächlich wurde ich aber noch ein paar mal eingeladen, vielleicht hofften sie ja auch insgeheim noch auf ein paar weitere Fehltritte.



Umgekehrt unterliefen meinem Freund aber auch ähnliche Fehler. Er hatte ein wenig Deutsch gelernt und es war irgendwann mal im Sommer. Es war wirklich heiß und er wollte meiner Mutter höflich mitteilen, dass auch ihm warm wäre. „Wirklich, ich bin heiß!“



Leider hat er schnell wieder aufgegeben, Deutsch zu sprechen, sonst hätte ich hier sicher noch viel mehr Beispiele aufführen können.

Mehr lesen — Aktuelles aus der jetzt-Redaktion: