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Ich wünsche dir den Tod

Text: glutamat
Ende 2013 - das war unser Höhepunkt. Vorher war alles noch so bedingungslos normal und schön, doch nach und nach zwangst du mich in die Knie. Ich war mehr und mehr genervt, hing meinen Freundinnen mehr und mehr in den Ohren, doch ich kam nicht von dir los. Je mehr ich mich sträubte und mich klein machte umso größer wurden du und deine Macht über mich. Du nahmst mir die Kraft, die Konzentration. Manchmal wachte ich nachts auf und lag wach. Ich spürte deine Anwesenheit im Bett, doch es war dem nichts positives abzugewinnen. Du suchtest dir immer bessere Momente aus um mich nieder zu machen. Kaum ein Kinobesuch verging mehr, an dem ich abschalten und dich vergessen konnte - dafür sorgtest du schon. Als ich nicht mehr konnte und mir endlich Hilfe suchte war schnell klar, dass sich unsere Wege trennen müssen. Du hast dich Schritt für Schritt in mein Leben eingemischt. Hast mir die Lust am tanzen genommen, du hast mich zum weinen gebracht, du hast mir Silvester versaut. Du gingst mir zu sehr an die Nieren.

Der große Schnitt musste gemacht werden. Je näher es rückte, umso mehr Angst bekam ich. Ich lag mit meinen Freundinnen im Bett und aß Eiskreme und sie versuchten mich mit guter Laune und wahnsinnig schlimmtollen Mädchenmagazinen abzulenken und aufzubauen. Hinterher würde ich mich viel besser fühlen und es führe nun einfach kein Weg dran vorbei, sagten sie. Fridolins Absichten seien nun mal keine guten und so würde es mit uns nicht weitergehen.
Auf den Fotos in meiner Hand schienen sie es alle sehen zu können doch ich konnte es kaum nachvollziehen. Ich konnte nichts weiter erkennen, als dich als einen Teil von mir. Für einen Rückzug war es nun aber zu spät. Und wie wäre es dann denn auch weiter gegangen? Hättest du dich geändert? Die Hoffnung hatte ich schon lange aufgegeben. Du warst mir nicht gut gesinnt, du hattest keinen Respekt vor mir und meinem Leben, meinen Träumen und Zielen, meinen Bedürfnissen und Wünschen.
Der Schnitt war tief. Wie gelähmt konnte ich tagelang das Bett nicht verlassen - auch wenn ich kaum Schlaf fand. Ich mochte nicht essen, nicht trinken, nicht lesen und der Besuch war trotz netter Geste kaum eine Ablenkung vom Schmerz. Es war getan. Du warst weg. Du hast nichts zurück gelassen als eine klaffende Wunde und viel Schmerz. Meine Gedanken drehten sich jedoch immer noch um nichts anderes als dich.
Jetzt nach über einem Jahr gibt es Tage, an denen kann ich dich manchmal vergessen. Ich kann wieder träumen und feiern und neue Pläne schmieden. Und doch ist der miese Gedanke noch da. Was wenn du plötzlich wieder auftauchst? Was wenn ich dich dieses mal nicht so schnell los werde? Alles krampft sich in mir zusammen wenn ich alle 3 Monate die Fotos nach dir absuche. Du wirst für immer ein Teil von mir sein, jedoch nur noch in meinen Gedanken. Ich will dich nie wieder sehen, nie wieder spüren und wünsche dir den Tod, Fridolin. Ich brauche dich nicht, es geht mir viel besser ohne dich, du mieses Nierenzellkarzinom.

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