Ich stelle mich vor den Spiegel und übe: „Projekt leuchtende Augen“. Wenn ich fern des Alkoholglanzes in meinen Augen ein Hauch Menschlichkeit entdecken kann, gepaart mit einem lockeren Lächeln, ziehe ich los auf meine Mission der Empathie. Ich gehe mit erhobenem Haupt, jedoch ungefährlich und freundlich wirkend, auf die Menschen zu: Kleine Kinder, Hilfsbedürftige, Behinderte, alte Menschen und Fickmäuse. Ein einfaches „Wie geht’s?“ kann für den Beginn schon mal reichen, entbehrt sich aber meinem inneren Gefühl, stets zu wissen was meinen Mitmenschen fehlt. Gewöhnlich sollte mein Einstiegssatz bei meinem Gegenüber ein gefühltes Trommelfeuer des „Verstandenwerdens“ auslösen. Sie sollen denken: „Ja man, der Typ hat es einfach raus! Der richtige Kerl zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle!“. Ich gehe zur Hand wenn meine Kraft gebraucht wird, muntere traurige Kinder lustig auf, höre den Worten alter weiser Menschen aufmerksam zu, mache Faxen mit Behinderten und streife feuchte Unterwäsche von zuckenden Vaginas. Große Worte sind da meist von keiner Bedeutung. Von jeglicher Kommunikation besteht nur ein Anteil von 10% aus Sprache. Der Rest ist Lächeln, böse Blicke, Kopfnicken und Arme verschränken, Brust trommeln und Sack kratzen. So mausere ich mich allmählich zum verständnisvollen Kumpel aller bürgerlichen Gesellen, zum respektierten Kasper kleiner Zukunftsgeschöpfe, zur angesehenen Stütze unserer gewichtigen Greise und zum Casanova aller sexuell ausgelaugten, schlanken, wohlgeformten Frauen.