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Mathematiker-Deutsch, Deutsch-Mathematiker: Der Mathe-Blog

Text: mathema_tiker
Mathematikern passieren allerhand Sachen, die anderen vielleicht nicht so passieren. Ein junger Mathematiker, der selbst noch zur Schule geht, berichtet in seinem Mathe-Blog wöchentlich für jeden verständlich aus seinem Leben - und man kann sehen: Mathematiker sind auch nur Menschen.

28. März 2015

Mathematiker verstehen Nicht-Mathematiker nicht — oder wollen sie nicht verstehen. Woran liegt das vielleicht? Als erstes will ich behaupten, dass es sehr wohl verständnisvolle und sozial kompetente Mathematiker gibt. Allerdings sind diejenigen, die in der Öffentlichkeit auffallen, eher das Gegenteil von sozial kompetent und verständnisvoll. Dadurch bildet sich dann auch schnell dieses Klischee vom verschrobenen Mathematiker.
Warum gibt es solche dem Klischee entsprechenden Wissenschaftler? Ich vergleiche das mal mit einem Profi-Sportler. Einer, der super Tennis spielt, hat viel mehr Spaß daran, mit vergleichbar guten Spielern zu spielen als mit schlechteren. Genauso verhält es sich mit Musikern: Man will nicht unbedingt mit den "Kollegen" ein Duett spielen, die das Instrument längst nicht so gut spielen wie man selbst. Anders herum will man aber auch nicht mit Leuten spielen, die sehr viel besser sind als man selbst. Wahrscheinlich ist es genauso mit den Nicht-Mathematikern und den Mathematikern: Miteinander will man sich nicht unbedingt unterhalten, weil es mehr Spaß macht, wenn man unter sich bleibt.
Es ist aber wichtig, dass Mathematiker von der Gesellschaft nicht ausgeschlossen werden, denn wir alle brauchen Mathematiker. Dazu braucht es aber zwei Dinge: Die Mathematiker müssen sich auch mit den Nicht-Mathematikern "abgeben". So ein Gespräch führt oft zu total neuen Erkenntnissen, weil Mathematiker sich manchmal zu sehr auf eine Sichtweise versteifen. Leider denken nur wenige Mathematiker an einen solchen Gedankenaustausch. Andererseits müssen auch die Nicht-Mathematiker offen sein für mathematische Ideen und nicht alles Mathematische ablehnen mit Sätzen wie "In Mathe war ich immer schlecht!".

Ich muss zugeben, dass ich selber nicht ganz unschuldig bin, wenn es ums Thema Kommunikation mit Nicht-Mathematikern geht. Nachdem ich letzte Woche vier Tage "Mathe pur" hatte, war ich diese Woche mit ganz normalen Leuten unterwegs. Und musste feststellen: Es gibt Unterschiede zwischen der Kommunikation unter Mathematikern und der Kommunikation unter Nicht-Mathematikern.

Hier eine kurze Gegenüberstellung: Was Mathematiker sagt — Was "Normalo" sagen würde







Zur Erklärung:

  1. Person A fragt: "Ist es nicht so, dass …?" Person B will sagen, dass es sehr wohl so ist. Als "Normalo" sagt B also: "Ja, doch klar!" (oder ähnliches). Der Mathematiker denkt sich aber, dass es sehr wohl so ist, die Frage aber verneint ist. Er verneint also, da zweimal verneint wieder ja ergibt.


  2. Person A fragt: "Wird das Wetter heute gut oder schlecht?" Person B als "Normalo" würde je nach Wetter sagen "es wird gut" oder eben "es wird schlecht". Der Mathematiker jedoch antwortet mit "Ja", denn das Wetter wird gut oder schlecht. Diese Antwort bringt Person A aber leider überhaupt nicht weiter.


  3. Person A fragt nach einem Vortrag vor einer Gruppe: "Hat jemand noch eine Frage?" Person B hat keine Frage und antwortet als "Normalo" also mit nein. Als Mathematiker antwortet B aber mit "vielleicht", weil er selber zwar keine Fragen mehr hat, jemand anders aus der Gruppe aber vielleicht schon.


Diese Unterschiede sind mir diese Woche aufgefallen. Wem noch andere solcher Kommunikations-Unterschiede aufgefallen sind, der kann mir die gerne schreiben.

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