Jetzt kommt der Schluss. Der letzte Moment, um noch einmal zurück zu schauen, während mein Bauch täglich mehr nach vorne schaut. Ich bin wieder schwanger und Du verzichtest demnächst auf den Status, der Vater unserer Tochter zu sein. Es war ein langer Weg bis hier hin, ich dachte dabei oft an Umkehren und nicht mehr weiter gehen, das ist gar nicht mal so lange her. Aber das Leben geht ohne Dich auch weiter, sogar überraschend sehr und in manchen Momenten hüpft mein Herz wieder. Anders, als es mit Dir gehüpft ist. Anders, als ich denke, dass es mit Dir jetzt wäre.

Wenn es noch wäre. Was unwahrscheinlich ist nach allem, was ich gelernt habe über uns beide in den letzten Jahren. Ich bin jemand, der Verbindungen sucht. Es ist mir wichtig, Zusammenhänge herzustellen. Dir ist es wichtig, Dinge zu trennen, Auseinandersetzungen zu führen, zu haben, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich erinnere mich an das meiste. Du hast so gut wie alles vergessen, was uns verbunden hat und zurückzuschauen ist für Dich sentimental, etwas für Verlierer. (Es sei denn, Du liegst wieder antriebslos seit Stunden im Bett, trinkst literweise Vollmilch aus dem Bioladen und bemitleidest Dich selbst, vielleicht ist es dann anders, aber davon weiß die Welt da draußen nichts).

Ich verdanke Dir viel. Wenn ich zurückblicke sehe ich, was ich jetzt habe: Eine Tochter, die das wichtigste in meinem Leben ist, einen Mann, der tatsächlich auch die schlechten Zeiten mit mir teilt, Erfahrungen von Einsamkeit und Überforderung, die gute Wegweiser waren, eine Patchworkfamilie, die auf zwei Kontinenten das beste für unsere Tochter gibt, eine Wohnung in der Stadt, die ich liebe, Mut für Entscheidungen, die falsch sein können und dennoch nicht sinnlos und die Erinnerung an unsere Zeit, die mit die beste in meinem Leben war.

Damit lässt es sich weiterleben. Und dafür danke ich Dir. Für immer.