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Von Zahnbürsten und anderem Geplüsch.

Text: glitzerkugel
Es ist so. Da sind diese Ersatzobjekte, die die meisten Kinder schon im zartesten Alter nicht mehr aus den Händen geben. Ich zum Beispiel hatte eine Plüschmaus, die ich überall mitschleppte, später einen Elefant – man wird schließlich größer. Interessante Ansammlungen dieser Ersatzobjekte kann man in Kinderkrippen beobachten, wo sich alle Arten von Bären, Schmusetüchern und sonstigen Kuschel gewordenen Kindchenschemata in der Garderobe stapeln. Das erste Ding, das der Zwack eines Morgens nicht mehr aus der Hand legen wollte, um es zwei Tage lang überall hin mitzunehmen war: seine Zahnbürste. (Immerhin kein Kaktus.)

Nicht, dass wir kein Geplüsch zu Hause hätten, durchaus. Ich unterließ, irgendwelche Kinderpsychologen aufzusuchen oder auch nur zu lesen und wartete ab.



Mittlerweile hat sich der Zwack einen Verbündeten erkoren: einen Hasen. Er hat ihn zur Taufe bekommen und eines Tages war er krank. Nicht der Zwack, nein, der Hase war krank. Und um gesund zu werden, wollte der Hase beim Zwack im Bett schlafen und kuscheln. Seither hat der Hase eine gewisse Rolle. Jeden Abend fragt der Zwack, ob der Hase schon wieder gesund sei und ich bin mir nicht sicher, ob gesund gut ist – weil gesund – oder ob gesund schlecht ist – weil der Hase dann wieder ausziehen und in der Kiste unter Strizzis Bett übernachten könnte.



Vor Kurzem lief der Zwack mit dem Hasen durch das Haus und eine entzückte Nachbarin fragte, Wen er denn da dabei hätte, so süß, wer das denn sei. Mh, ein Hase, antwortete der Zwack pragmatisch und die Dame war sichtbar enttäuscht, dass das Geplüsch nicht wenigstens Egmont oder Meister Hoppel hieß.



Am aktivsten ist der Hase kurz vorm Einschlafen, ohnehin eine recht aktive Zeit. Meistens will der Hase, im Bett angekommen, noch etwas essen. Schokolade. Oder Schokolade. Oder Schokolade. Wenn ich den Hasen auf das Frühstück zu vertrösten suche, will er das Bett essen. Oder das Haus. Oder mich. Dieses Benehmen entlockt dem Zwack frohes Giggeln, er schnuppert dann seinen Hasen ein bisschen an, hält ihn mir zum Anschnuppern an die Nase und fängt dann an, ganz ohne Hasen etwas essen zu wollen. Oder Fragen über die Welt zu stellen.



Heute habe ich ein ganzes Stück Gemüsekuchen erst an die Hasennase halten müssen, entschuldigung, dem Hasen füttern. Und dann konnte auch der Zwack – gefangen in übermüdetem Trotz – den Kuchen essen, den er essennnichtessenESSEN wollte, NEIN! Nicht.



Beim anschließenden Zähneputzen war der Hase auch hilfreich. Er wollte unbedingt sehen, wie der Zwack die Zähne schrubbte. Und der Zwack schrubbte fleißig – nur für den Hasen. Dann sang er ihm sein neuestes Zahnputzlied vor, schrubbte ihm die Zähne mit Strizzis Bürste, maß anschließend noch Fieber und sagte, der Hase habe Schnupfen, ich möge ihm doch von der Kochsalzlösung in die Nase tropfen, Nein! Nicht.



Ich bin gespannt, wie diese Beziehung weitergeht. Ob der Hase einen Namen bekommt. Was er alles anstellen wird. Ob ich doch besser gleich einen zweiten anschaffen sollte. (Gestern nämlich hat der Hase zum ersten Mal vergessenerweise bei einer Freundin übernachtet. Zum Glück hatten wir uns dort einen Betonmischer geliehen – ein Ersatzersatzobjekt.) Und ob der Zwack ihn irgendwann wieder gegen seine Zahnbürste tauscht.

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