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Die Depression der Generation Y

Text: boundless

Ich wollte schon so lange darüber schreiben. Mir fehlte der Antrieb, die Motivation und die Angst vor Unverständnis lähmte mich. In den letzten Monaten las ich immer öfter Artikel zum Thema Depression. Betroffene meldeten sich zu Wort, brachen Tabus und aus ihrem eigenen Gefängnis aus.  Letzte Woche eroberte die Volkskrankheit sogar Twitter. Die junge Bloggerin Jana Seelig twitterte über die Krankheit, ihre Gefühle und brach damit das Schweigen unserer Generation. Hunderte schlossen sich ihr an und veröffentlichtem unter dem Hashtag NotJustSad  eigene Gefühle zum Thema Depression.



Eine leise Krankheit verschafft sich Gehör. Dieses Ereignis berührte mich zutiefst, wühlte mich auf und mir wurde klar, dass auch ich sprechen wollte. Da ist soviel was ich sagen will und muss, um anderen Menschen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Ich bewundere Jana Seelig für ihren Mut. Ich selbst bin nicht bei Twitter, sonst hätte sie mich dazu gebracht mich an der Diskussion zu beteiligen. Sie ist wohl auch der Grund, warum ich heute diese Zeilen verfasse. Die Depression unserer Generation.  Ich spreche hier besonders von den zwanzig bis dreißigjährigen, die mit mir in dieser verrückten Welt aufgewachsen sind.  Ich versuche zu verstehen warum, suche Antworten auf so viele Fragen und vor allem auf diese eine Frage, die sich wahrscheinlich jeder Betroffene schon mal gestellt hat: Warum ich?



Im 2. Semester meines Erststudiums, ich war 20 Jahre jung, wurde mir erstmals eine Depression diagnostiziert. Eine mittelschwere, um genau zu sein. Es begann mit Panikattacken, Antriebslosigkeit und Melancholie und endete in der totalen Schwarzfärbung meines Lebens. Die Depression überrollte mich mit all ihrer Wucht.



Ich begann mit Medikamenten in Kombination mit einer Psychotherapie. Mittlerweile bin ich 25, habe ein zweites Studium begonnen und gehe immer noch wöchentlich zu meiner Therapeutin. Die Medikamente setzte ich vor ca. einem Jahr ab. Ich habe gelernt damit zu leben. Gelernt zu akzeptieren, dass ich eine Krankheit hab, die nicht heilbar ist. Eine Krankheit, die man mir nicht ansieht. Ich lebe. Dennoch gibt es immer noch Tage, an denen ich gelähmt bin. Ich wache auf und alles um mich herum ist schwarz. Dann bin ich wieder in meinem Käfig, eingehüllt von der dunklen Decke, die mir keine Wärme gibt. Mein Freund fragt mich dann immer wieder, was los ist mit mir. Ich antworte immer gleich: „Ich weiß es nicht.“ Das ist die Wahrheit, aber er versteht es nicht. Niemand, der wirklich betroffen ist oder war, wird die Dimension der Depression jemals begreifen. Das ist wie lebendig begraben zu sein. 




..to be continued


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