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Considerations

Text: KalSu
Ich bin 26 Jahre alt. Student der  Rechtswissenschaft. Und ich möchte nicht mehr leben.

Warum sollte ich auch? Für meine berufliche Zukunft muss ich eine Prüfung ablegen, die ich seit fast 3 Jahren vor mit herschiebe. Und selbst sollte ich diese Prüfung ablegen, weiß ich nicht, was ich mit einem solchen Abschluss anfangen solllte. Eigentlich möchte ich für den Rest meines Lebens nur in einem kleinen Zimmer sitzen und irgendetwas tun, dass mich nicht zwingt mich mit anderen Menschen ausseinander zu setzen

.Der einfache Grund dafür ist, dass ich in den letzten Jahren meine Wohnung nur verlassen habe, um entweder ein wenig Geld zu verdienen, mir Nahrung zu besorgen oder einem Ballsport zu fröhnen.

Ich möchte meine Eltern nicht enttäuschen. Aber ich weiß auch nicht, wie ich mein Leben leben soll. Ich habe keine Ziele. Ich möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Aber das kann ich nicht machen. Denn irgendwer muss für mich bezahlen. Aber ich möchte niemandem zur Last fallen, da jeder Mensch für sich selber verantwortlich ist. Jeder muss sein Schicksal selber in die Hand nehmen. Warum also fällt es mir so schwer dies zu tun?

Ich habe oft darüber nachgedacht, wie man sich am leichtesten das Leben nehmen kann. Und beinahe jedes Mal muss ich an die unzähligen Menschen denken, die es schwerer hatten als ich. Menschen, die nicht die Möglichkeiten hatten, die mir geboten wurden. Menschen, die tatsächlich um ihr eigenes Überleben kämpfen müssen und nicht wie ich in einer Blase deutscher Mittelklasse groß geworden sind. 

Ich habe darüber nachgedacht eine Wehrübung zu nutzen um eine Waffe in die Hand zu bekommen. Diese könnte ich entweder gegen mich oder gegen einene Unteroffizier richten, der dann gezwungen wäre seine Waffe gegen mich zu nutzen. Doch diese Lösung erscheint mir unnötig kompliziert und ich glaube, ich bin nicht länger Teil der Reserve.

Eine Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung erschien lange Zeit interessant. Man setzt sich einfach in sein Auto, nachdem man ein paar Vorkehrungen getroffen hat. Wenn man betrunken ist, fällt einem, das sicherlich leicht. 

Anfang dieses Frühlings habe ich darüber nachgedacht mein Leben in den Griff zu bekommen. Ich habe mir vorgenommen sportlicher zu sein und abzunehmen. Ich habe mir vorgenommen, dass ich zu meinem Ballsport zu Fuß gehe und irgendwann laufe. Laufe, so wie ich es for drei Jahren hätte machen können. Ich habe nicht durchgehalten. Nicht einmal zwei Wochen. 

Mein Weg zu meinem Ballsport führt über einen der großen Flüsse Europas. Warum nicht einfach diese Brücke nutzen, habe ich mir gedacht. Doch habe ich Angst, dass er Sturz nicht genug sein wird. Ich möchte nicht ertrinken. Seit meine Jahreszahl zweistellig ist, war ich, glaube ich, nicht mehr schwimmen ohne Zwang. 

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe darüber nachgedacht, wofür ich eigentlich noch Lebe und die einzige Antwort, die mir einfiel, war, dass ich das Ende von ein paar Geschichten gerene hören würde. Ein amseeliger Lebenswunsch. Ein paar Menschen schreiben Geschichten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ihre großartigen Ideen unter das Volk zu bringen und um uns zu unterhalten und das Ende ihrer Geschichten ist einem Menschen mehr Wert als sein eigenes Leben. 

Zuletzt habe ich darüber nachgedacht mich zu erhängen. In meiner Wohnung habe ich keinen Dachstuhl, also fällt ein Einritzen meiner Initialen, à la Shawshank flach. Ich habe mehr an The Wire gedacht. D'Angelo Barksdale. In meiner Wohnung gibt es eine Art Ikea Schrank mit vielen quadratischen Flächen um seine Sachen zu verstauen. Sollte ich nun  ein Seil.... mich dann hinsetzen... würde das funktionieren?

Bei meinem Einzug hat meine Mutter aus Paketschnur ein dickeres Seil geknüpft um ein gerähmtes Bild aufzuhängen. Im Internet habe ich nicht gefunden, wie sie dies gemacht hat. Ich glaube mir bleibt nichts anderes übrig, als nach einem dickeren Seil ausschau zu halten, in der Hoffnung, dass all dieser Unsinn bald vorbei ist.

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