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Lyrik- aber anders!

Text: TomJordan






Zum fünften Mal findet die Lese-Reihe "Meine drei lyrischen Ichs" an diesem Donnerstag in München statt. Nachwuchs-Poeten treffen auf ein junges Publikum, von dem nicht wenige selbst in der Literaturszene aktiv sind. Schon macht das Wort von der 'Kultveranstaltung' die Runde. Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen und nachzufragen, was die Reihe ausmacht und worin der besondere Reiz an der Lyrik liegt. Ein Gespräch mit Tristan Marquardt, einem der Gründer der Reihe.

Von Thomas Jordan

Die fünfte Auflage der Lyrik-Lesereihe "Meine drei lyrischen Ichs" steht heute Abend an: Was war für dich im Jahr 2012 der Auslöser, die Reihe ins Leben zu rufen?

Heute schreiben so viele junge Leute Gedichte, wie seit Jahrzehnten nicht mehr, aber außerhalb von Städten wie Berlin und Leipzig fehlte einfach der Ort dafür, dass aus dem privaten Gedichteschreiben eine soziale Veranstaltung wurde. Ich bin selbst vor relativ kurzer Zeit aus beruflichen Gründen von Berlin nach München gezogen und war anfangs enttäuscht über das Publikum der Lyrikszene hier. Einen Ort, der keine reine Laienveranstaltung war, aber auch noch nicht so etabliert wie das Lyrik-Kabinett, gab es nicht.

Gedichte schreiben? Das heißt Möglichkeiten eröffnen!

Was ist das Besondere an deiner Lyrik-Lesereihe?

Es gibt ja das Vorurteil, Gedichte seien zu anspruchsvoll, zu schwer, und würden deswegen nicht gelesen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das nicht stimmt. Es gibt nur zu wenige Zugänge. Uns geht es darum, einen Ort zu schaffen, an dem es Spaß macht, Lyrik zu erfahren. Wo man mit Freunden nach der Uni spontan vorbeischaut. Meine Erkenntnis der letzten Veranstaltungen ist: Wenn es gelingt, einen solchen Ort zu schaffen, dann finden auch Gedichte, die als schwer zugänglich gelten, großen Anklang, Wir wollen dabei eine Plattform sein, die für alle offen ist, die sich gerne mit Lyrik beschäftigen. Einzige Bedingung: Wir wenden uns an Nachwuchsautoren. Deswegen sollte, wer lesen will, bisher maximal einen Gedichtband veröffentlicht haben.

Das gesprochene Wort wird bei deiner Veranstaltungsreihe von bildender Kunst begleitet. Warum die Verbindung zweier Kunstformen?

Als wir mit der Reihe anfingen, haben wir schnell festgestellt, dass die aktive, jungen Kulturszene in München aus den bildenden Künstlern besteht, wegen der Kunstakademie. Dann haben wir uns überlegt, es wäre doch spannend, einen Ort zu schaffen, an dem man beide Kunstformen zusammenbringen kann. Das Schöne ist, dass unsere Räumlichkeiten im Einstein-Kulturzentrum extrem formbar sind und so für bildende Künstler einen Anreiz zur Gestaltung bieten. Das führt dann dazu, dass die bildende Kunst oft mit der Lyrik in einen Austausch tritt. Einmal hatten wir zum Beispiel einen Künstler, der eine zweite Bühne aufgebaut hat und Texte der Lyriker noch einmal gelesen hat. Es war ein Spiel mit der Bühnensituation - der Raum wurde dadurch reflexiv.

In welchem Verhältnis werden Lyrik und Kunst heute Abend im Einstein-Kulturzentrum stehen?

Also, Peggy Neidel und Jan Skudlarek, die heute Abend aus ihren Gedichten vortragen, sind zwei bestens in der Berliner Lyrikszene bekannte Autoren. Und die bildende Kunst beschäftigt sich heute mit Installationen aus Frischfleisch.

Vielen Dank für das Gespräch!

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