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Wenn ich nachts nicht schlafen kann

Text: matesino

Meistens, wenn es Zeit zum Schlafen ist und ich meinen Kopf nicht ausschalten kann, sich das Gedankenkarussell immer weiter und weiter dreht, mit Sorgen, Ängsten und anderem Scheiß, dem man genau in dem Moment am wenigsten gebrauchen kann, bist du für mich da.



Einmal hast du nämlich gesagt: „Liebster, wenn du nicht einschlafen kannst, weil sich deine Gedanken drehen und du es schwer hast, zur Ruhe zu kommen, weil es unmöglich ist, nichts zu denken, dann versuch erst gar nicht, nichts zu denken. Versuch doch einfach, an etwas Schönes zu denken.“



Das nahm ich mir zu Herzen und es funktioniert.



Immer wenn sich nun das negative Gedankenkarussell in Fahrt setzt und mich in den Wahnsinn chauffieren möchte, denke ich an schöne Dinge.



Ich denke daran, wie wir uns das erste Mal an der Corneliusbrücke trafen und an der Isar spazierten.
Ich denke daran, wie wir in der Aroma Bar saßen, heiße Schokolade tranken und über Filme sprachen.
Ich denke daran, wie ich dir in den Mantel half, weil ich meinte, dass ich gern älteren Frauen in den Mantel helfe und du mir dafür das erste richtige Lächeln schenktest.
Ich denke daran, wie alles begann. Wie du mir sagtest, wenn es für mich nur etwas Flüchtiges ist, dann wünscht du mir weiterhin viel Spaß mit meinem flüchtigen Leben.
Ich denke daran, wie du mir sagtest, „ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich finde es schon ziemlich gut mit uns beiden.“
Ich denke daran, wie ich begann, dich dafür zu lieben.
Ich denke daran, wie deine Schwester immer an unsere Tür klopfte und fluchend forderte, ob wir nicht endlich einmal leise sein könnten. Und wir das nicht konnten.
Ich denke daran, wie ich dir das erste Mal auf unserem Trip nach Dublin „Ich liebe dich“ ins Ohr flüsterte, du mich küsstest und das Gleiche sagtest.
Ich denke daran, wie du für mich da warst, als ich am Boden lag und den Sinn im aufgewühlten Dreck suchte, wie du mir den Dreck von der Stirn wischtest begleitet von den Worten, „alles wird gut” und “Kopf hoch.“
Ich denke daran, dass du mich so sein lässt wie ich bin und immer unterstützt, dass zu machen, was ich liebe. Nie etwas forderst außer, dass ich glücklich bin.
Ich denke daran, wie wir jetzt gemeinsam für ein kleines Mädchen sorgen und wenn sie nur die Hälfte von dir in sich trägt und ich bin überzeugt, dass sie es tut, sie ein großartiger Mensch werden wird.
Ich denke daran, wie wir bald gemeinsam in den Süden fahren, im Auto Musik hören, am Strand liegen, im Meer baden, Backgammon spielen, uns vorlesen, reden, schweigen, im Jetzt verweilen und glücklich sind.
Ich denke daran, wie wir uns freuen, wenn die Kleine ihre Windel voll macht.
Ich denke daran, dass du der coolste Mensch der Welt bist und dass ich ein großes Los gezogen habe, ohne je dem Glücksspiel verfallen zu sein.



Und wenn ich so an all das denke, komme ich langsam zur Ruhe, doch meine Gedanken drehen sich weiter. Und mein Kopf bleibt an. Aber das will ich dann auch so. Denn dann möchte ich nämlich nur noch jeden Moment mit dir, mit ihr, mit uns, weiter wach erleben, um später darüber nachdenken zu können, wenn ich mal wieder nicht schlafen kann.



www.matysplanet.com

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