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résumé

Text: jazzbertie

Ein jahr ist es her, dass ich zum ersten mal hier geschrieben hab. ich wollte mich herausbrüllen, der welt offenbaren wie ich bin und hab es mich nicht getraut.



also internet.



der witz ist, dass ich immer noch nicht so richtig weiß, wer ich bin. ich bin ermüdet und erschöpft von dem ganzen definitionsgemöbs, will einfach nur sein, und zwar auf bestimmte weisen schon und auf bestimmte weisen auch nicht.



was ist passiert?



begutachtung – coming out – therapie – hormonblocker



eine erfolgsgeschichte?



es ist kein erfolg, dass ich bei etwa meiner halben familie noch ungeoutet bin, einfach weil ich angst hab. nicht vor ihnen, sondern vor mir selbst. es ist schon eine merkwürdige gesprächssituation, dem anderen zu sagen: „du, ich heiße eigentlich anders“. vielleicht auch, weil ich doch unsicherer bin, als ich möchte und, dass ich immer noch unglücklich bin, weil so vieles (scheinbar?) nicht besser wird. aber ich weiß nicht, woran das liegt und vielleicht ist es ja besser geworden, ohne dass ich es bemerkt hätte. aber a.j. sagte mal: „bloß weil etwas weniger schlimm ist, heißt es nicht, dass es besser ist“.



allerdings, ist es ein erfolg, dass ich geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe.



es ist ein erfolg, tatsächlich als junge erträglicher leben zu können. ich bin freier, ich bin weniger gehemmt, ich verfüge über mehr verhaltensweisen, ich bin weniger aggressiv und werde nicht ständig von meinem alten namen getriggert.



es ist ein erfolg und geschenk, dass die anderen mich akzeptieren. ich geh mit den anderen jungs in die umkleide und auf das klo. ich kann meinen namen auf kursarbeiten schreiben und werde mit meinem namen aufgerufen. mein stammkursdeutschlehrer hat sogar erreicht, dass mein zeugnis meinen namen trägt.



das ist alles wichtig für mich, weil ich anders ersticke.



es ist übrigens auch ein erfolg, dass ich viel mehr soziales leben hab, als vorher. ich kenn nich nur mehr menschen in der schule, sondern auch aus dem kuss41.



vielleicht ist dies eine gelegenheit, zu danken. ich danke meinen freund_innen fürs zuhören, lachen und fragen: i, c, e, a, aj, l, g, m, s, c, m, c,...



(wenn ich es schaffte, ein anagramm aus diesen buchstaben zu basteln, dann wär ich stolz)



und zum schluss eine süße geschichte: ich war seit ein paar tagen geoutet und stand mit meinem ältesten kumpel da, wo wir immer in der schule stehen. da kam ein lehrerin und sagte zu ihm: „du ich brauch deinen freund mal“, zog mich in ihre büro und erklärte, dass ihr neffe auch transmann sei und sie stolz auf und beeindruckt von mir sei und ich bloß zu ihr kommen sollte, wenn jemand doof sei.




die kreide auf dem bild hab ich übrigens selbs auf den boden geschrieben, anlässlich des idaho (international day against homophobia). und nachher mich gefragt warum verdammt englisch?



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