Küchenhilfe Emily und ich mögen die gleiche Band. Das haben wir zufällig gemerkt, als noch vor post-Arbeitspint die Pubjukebox (aka des Chefs alter Computer) The Cribs anspielte und ich am Tresen, sie in der Küche fröhlich mitsangen. Darum sind wir jetzt Freunde und unterhalten uns über das echte Leben und tauschen keine Höflichkeiten über das Wetter und die schlechte Busverbindung mehr aus.

Emily sagt: "Ich mag deine Haare schwarz, das steht dir gut."
Ich sage: "Danke."
Emily sagt: "Wenn du sie anders schneiden würdest, sähst du aus wie Ryan Jarman. Der ist auch so dünn und blass. Das finde ich schön."
Ich sage: "Ryan Jarman hat eine Essstörung, das ist nicht schön."
Emily sagt: "Doch, irgendwie ist das schon schön, wenn er dann so aussieht."
Ich sage: "... nein."
Emily sagt: "Früher war er irgendwie fett."
Ich sage: "Ich fand, er sah früher besser aus. Jetzt mache ich mir immer Sorgen, wenn ich ein Bild von ihm sehe und möchte ihn mit Schinkenbrot füttern. Bei Julian Casablancas denke ich das auch immer, wenn er dünn aussieht."
Emily sagt: "Ja, der ist auch manchmal total fett! Eklig!"
Ich sage: "Emily, Schatz, ich finde du sagst da ganz schreckliche Sachen."
Emily sagt: "Aber du bist doch auch dünn. Wenn du fett schön findet, dann ess doch einfach mehr."
Ich sage: "Das ist gar nicht so einfach, wenn man Magersucht hat."
Emily sagt: "Du bist magersüchtig? Wie cool!"
Ich sage: "Nein. Nein, das ist es nicht."

Esme holt mich von der Arbeit ab und ich erzähle ihr, was Emily über Ryan Jarman, Julian Casablancas und mich gesagt hat. Sie guckt so, als würde sie Emily am liebsten umbringen und sagt: "Vielleicht lernt sie das noch, sie ist ja noch jung."
Ich sage: "Tamsin fand es auch ein bißchen toll, ihren hippen, magersüchtigen Freund rumzuzeigen."
Esme sagt: "Ja, aber Tasmin ist auch bekloppt."
Ich sage: "Aber seit wann ist eine Essstörung denn schick?"
Esme sagt: "Schon lange, nur bei den Männer ist es etwas neuer."