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ein Wenig.

Text: misinform_the_uninformed
Zwischen links hinten und rechts vorne regnet es heute..., Ja, den ganzen Weg, mhh – einen Finger an die Lippen zum Überlegen - , wahrscheinlich von Ljubljana bis Landau in der Pfalz, oder was sonst der Rand dieser alten laubgrünen, bayerischen Welt wäre; regnet eiskalt, immer genau in die Pfützen und ist Sonntag. Wer da wohl so genau zielt?

Ich sehe ja immer nur
einen Ausschnitt davon /
und als sich ein Stück der Zugfilmrolle zwischen den rostiggrünen Stromstützpfeilern in dem Kindheitstechnicolorfilm vor Kolbermoor vor meinen Augen abspult, fällt mir von der Seite wieder ein, dass es um die Kraft ging (oder den Mut), als ich in diesen Teil des Landes zurückkam:
zu wenig, um länger auf Bestellung Geschichten zu ersinnen, die nur die Zeit vertreiben
und zu wenig um die zu verkaufen, die in meinem Kopf umhertreiben.

Solange der Strom noch reicht um die roten Bahnen durch's Land zu ziehen, mag das noch reichen,
aber
denk mal,
das ist Leben auf Bewährung, und das Essen aus den Plastikpackungen löffeln und das kalte Bier aus gut gespülten Gläsern trinken auf Bewährung
und wie gute Mitglieder der Gesellschaft in ordentlichen Klamotten die Finger über den Asphalt fahren lassen ;
es geht um's Funktionieren verdammt nochmal
… und da knacken schon die Gelenke.


Stunden zuvor stand ich in einem dieser Zimmer, für das das Geld reicht, das sie mir dafür anbieten, für diese bucklige Zwischenlösung. Stand mit meinen hoffnungsvollen Füßen auf einem grau-braunen Teppich, mit dem Blick auf die eiskalten Pfützen der Schnellstraße, es geht ja gar nicht um die Ärmlichkeit, aber darum, dass alle etwas von einem wollen, da dachte ich
All die Wände sind zu dünn, sie geben nach wie Papier
unter dem Druck der Finger
und schirmen nicht die Gedanken
und wärmen nicht die Rippen
und vielleicht
will ich gar nichts verkaufen
   aber Hunger
hab ich schon,
ich Idiot.

Jetzt ist es dunkel und woanders und zum Trost bläst der Wind gegen die Wände und Regen in den Stein, als wär da draußen eine Sturmflut... Und ich denke mit wohligem Schauer an Sturmfluten und Ölzeug und warnende Stimmen aus dem Äther; als ginge es für eine Stunde nur um's Überleben und den meergroßen Luftzug, der den Sauerstoff in die Lungen drückt und ihn nicht wieder hinauslässt, als würde er sagen: 'Atme, Kind, bis du stirbst, und wenn du's tust, wirst du angefüllt sein
mit Leben.'
Nicht das Zwischenlösungsleben, sondern das große, salzige,
ist es, das er meint, dieser ausgedachte Geschichtenwind, und ich recke meine hoffnungsvolle Nase vor die Tür, bis mir der Regen in die Ohren läuft
und dann ist Zeit zu schlafen, noch sieben Tage, ich hab es ja selbst gewählt.

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