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„Wir haben getan, was ihr wolltet, jetzt lasst uns in Ruhe damit!“

Text: jhnnskr

Wieso die „Homoehe“ noch lange nicht das Ende der Homophobie bedeutet.



Die Gleichstellung der eingetragenen Lebenspartner*innenschaften mit der Ehe, die sogenannte Homo-Ehe, soll nun endlich kommen. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass es verfassungswidrig ist, nicht-Heterosexuelle Paaren in Deutschland das Adoptionsrecht zu verwehren. Selbst konservative Politiker*innen sehen sich nun in der Pflicht und wollen die „Homo-Ehe“ der heterosexuellen Ehe vollständig gleichstellen.



Das erste, was an dem Begriff „Homo-Ehe“ negativ auffällt, sind die zwei vollkommen unnötigen Silben vor dem Begriff Ehe. Durch die Kennzeichnung Homo-Ehe wird verdeutlicht, dass es sich bei dem Begriff um 'etwas besonderes' im Vergleich zu der 'normalen Ehe', der 'Hetero-Ehe' handelt. Gleichgeschlechtliche Menschen, die also den Wunsch haben, zu heiraten, heiraten schon – allein wegen der Begrifflichkeit Homo-Ehe – nicht auf dieselbe Weise wie heterosexuelle Paare. Auch, weil in der Öffentlichkeit nie die Rede von einer Hetero-Ehe ist.



Ein weiterer Trugschluss, an den wohl viele Menschen in der aktuellen Debatte denken, ist, dass mit der Einführung der Homo-Ehe die Diskriminierung von nicht-heterosexuellen beendet werde.



Drei Viertel der Menschen in Deutschland befürworten die Gleichstellung der Ehe. Es ist gut, dass eine breite Mehrheit der Bevölkerung hinter dem Projekt steht. Allerdings bedeutet das noch lange nicht das Ende von Homophobie. Dass Homophobie noch immer vollkommen gesellschaftsfähig ist zeigt sich tagtäglich auf den Schulhöfen, im Stadion oder am Arbeitsplatz. Hier ist es wichtig zu Handeln!



Es sollte selbstverständlich sein, dass nicht-Heterosexuelle eben nicht mehr schief angeguckt werden, wenn sie sagen, dass sie nicht heterosexuell sind. Dass sie eben keine gewalttätigen Übergriffe mehr zu fürchten haben. Dass Wörter wie „Schwuchtel“ oder die diskriminierende Konnotation von „schwul“ oder „gay“ endlich aus dem Sprachgebrauch der Menschen verschwinden. Zumal viele nicht-heterosexuelle Menschen genau wie heterosexuelle Menschen gar nicht den Wunsch haben zu heiraten. Die Gleichstellung der Ehe ist bei Weitem nicht das größte Problem für nicht-Heterosexuelle.



Ein Grund für die Unterstützung der CDU der Gleichstellung der Ehe ist sicherlich ein taktischer. Homophobe Vollidiot*innen wie Norbert Geiß oder Erika Steinbach werden nicht auf einmal zu akzeptanten Homofreund*innen. Eher ist zu vermuten, dass sich eben viele konservative und homophobe Politiker*innen erhoffen, dass das für sie leidige Thema Queerpolitik von der Tagesordnung verschwindet. Nach dem Motto „Wir haben getan, was ihr wolltet, jetzt lasst uns in Ruhe damit!“. Doch dafür ist das Thema Queerpolitik viel zu wichtig.



Eine gesetzliche Gleichstellung von nicht-heterosexuellen ist vor allem eins: Überfällig. Die Diskriminierung von nicht heterosexuellen in der Gesellschaft wird sie allerdings nicht beenden können. 






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