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Spiel mir das Lied vom Aufschwung

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Man konnte die Erleichterung geradezu spüren, als am vergangenen Dienstag die Pressemitteilungen in die Welt gingen: Zum ersten Mal seit über zehn Jahren – genauer: seit der Einführung von Napster – sind die Verkäufe der Musikindustrie nicht gesunken, sondern gestiegen – um 0,3 Prozent. Das klingt für das Laienohr zunächst nicht gerade berauschend, trotzdem ist die Zahl ein Grund zur Freude, sagt Dr. Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbands der Musikindustrie: "Zum ersten Mal seit 1999 sehen wir im globalen Markt wieder einen Bergauf-Trend und das nach einer bekanntermaßen krisenhaften Zeit, in der sich der Markt international halbiert hat. Vor diesem Hintergrund ist bereits die schwarze Null, die in anderen Branchen nicht der Rede wert wäre, für uns bereits ein Grund zur Freude."


Für die Trendwende auf dem Musikmarkt gibt es mehrere Erklärungsansätze: 
 Zum einen sind die Umsätze im digitalen Bereich signifikant gestiegen – und zwar global um neun Prozent. Sie machen mittlerweile 34 Prozent des weltweiten Umsatzes der Musikverkäufe aus. Das sind einerseits die klassischen Album- und Single-Downloads, aber auch Abonnements, Cloud- und Streaming-Dienste wie Spotify oder lastFM. Vor allem die Streaming-Dienste haben ihr Angebot in der letzten Zeit so stark verbessert, dass immer mehr Menschen auch dazu bereit sind, für solche Premium-Angebote Geld auszugeben. Vor allem aber, so Drücke, sei die Expansion lizenzierter Musikdienste mitverantwortlich für den Anstieg der Umsätze: „Streamingdienste, die nur in einzelnen Ländern verfügbar waren, sind mittlerweile global verfügbar. Das heißt: vorausgesetzt es gibt die notwendige Infrastruktur, hat man an vielen Orten der Welt Zugang zu einem breiten legalen Musikangebot, das sich dadurch umso schneller ausbreiten kann. Grundsätzlich fängt die Diversifizierung des legalen Marktes an, Früchte zu tragen.“

Zum anderen gab es einen signifikanten Rückgang bei den illegalen Downloads. Zum Höhepunkt 2006 gaben 20 Prozent der Internetznutzer über 13 Jahren an, illegale Downloads genutzt zu haben, die im letzten Jahren waren es nur noch elf Prozent, was nicht zuletzt an der Abmahn-Politik der Musikindustrie lag, die vor allem in Deutschland zu dem Rückgang beigetragen hat. Das spektakuläre Ende von Megaupload war laut Drücke dagegen gar nicht so signifikant für die Entwicklung: „Das war durchaus ein wichtiges Signal, das viel bewirkt hat, dennoch fand nach Schließung der Plattform auch eine hohe Fluktuation statt, d.h. es werden jetzt andere Dienste aufgesucht. Auch im Jahr 2013 bleiben illegale Downloads das große Problem aller Zweige der Kultur- und Kreativwirtschaft.“


Im Gegensatz zum internationalen Markt gibt es in Deutschland einige nationale Besonderheiten: So ist der Anteil an physischen Tonträgern, die verkauft werden, weiterhin sehr hoch. Im Gegensatz zu Märkten, wie Indien, Norwegen, Schweden oder den USA, wo die digitalen Verkäufe mittlerweile die physischen überflügelt haben, macht in Deutschland der Verkauf von CDs immer noch 70 Prozent des Umsatzes auch. Das liegt laut Drücke daran, dass deutsche Fans offenbar immer noch zu den Jägern und Sammlern gehören, die gerne etwas in den Händen halten. Vinyl dagegen ist weniger wichtig, als man glauben möchte: „Vinyl spielt vor allem beim Angebot und im Bewusstsein der Kunden und Medien eine Rolle. Natürlich ist es schön, in einer kleinen Nische große Zuwächse zu sehen, aber die öffentliche Wahrnehmung des Vinyltrends ist sehr viel größer als seine tatsächliche Bedeutung.“  

Ob der aktuelle Trend nach oben auch in Zukunft weiter bestehen wird, hängt laut Drücke von verschiedenen Faktoren ab: „Die Voraussetzungen sind da. Wenn sich die Diversifizierung des legalen Musikvertriebs – vom Vinyl bis zur Cloud – weiter positiv entwickelt und die Rechtsverletzungen weiter eingedämmt werden, dann ist Wachstum möglich. Das hängt zum einen davon ab, wie sich zum Beispiel die Streaming-Dienste entwickeln. Das hängt aber auch davon ab, ob es in Zukunft möglich ist, Rechte auch im Internet durchzusetzen. Wenn das gegeben ist, glaube ich, dass sich der deutsche und der globale Markt insgesamt weiter positiv entwickeln kann.“

Text: christina-waechter - Bild: Stephan Rumpf

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