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Von Metall und Scherben

Text: Rueschenkleid

Ich überlege, Sängerin in einer Death- oder Blackmetalband zu werden, ich glaube, ich könnte das ziemlich gut und wir würden ziemlich berühmt, denn ich glaube, es gibt nicht viele Death- oder Blackmetalbands deren Sängerin klein und blond ist (Gegenbeweise zu mir!). Das war der Plan gerade am Telefon. Ich überlege, ob es vielleicht sinnvoll wäre, von nun an jeden Abend mit Whisky zu gurgeln und koche dann doch lieber Beruhigungstee und blättere in der Gratis-Fernsehzeitschrift, denn so verlockend das Angebot mit dem Sängerinnendasein sein mag…heute nicht, heute muss ich noch jammern. Aber morgen vielleicht.



In der letzten Woche ist folgendes passiert:



Ich begann die Woche damit, sehr (sehr) oft auf mein Telefon zu starren in Erwartung eines Anrufs und am Ende hätte ich das Ding am liebsten gegen die Wand geworfen und meine Naivität gleich mit.



Es wäre allerdings recht unklug gewesen, mein Telefon gegen die Wand zu werfen denn es brachen Menschen (ein Mensch?) in meine Wohnung ein und irgendjemand (also ich) musste die Polizei rufen. Also falls jemand vorhatte, hier mal was zu klauen: Es ist bereits alles weg, was von Wert gewesen wäre, also wirklich, es lohnt sich nicht. Außerdem habe ich festgestellt, dass meine Hausverwaltung zwar eine nette Dame eingestellt hat, die den Anrufbeantworter besprechen sollte, diese muss allerdings so teuer gewesen sein, dass kein Geld mehr übrig blieb für eine tatsächliche Ansprechpartnerin. Geschweige denn für eine Person, die Emails beantwortet. Dafür war die Polizei nett, allerdings wäre es wünschenswert, dass die Spurensicherung (die nicht so cool aussah wie die Leute beim Tatort, dafür aber geduldig alle Fragen beantwortet hat) nicht alles mit Ruß zusauen würde. Einen Reinigungs- und Aufräumdienst schickt die Polizei übrigens nicht. Ich habe jetzt noch etwa 92010 Seiten Papierkram zu erledigen aber, lasst es euch geraten sein, Hausratsversicherungen sind eine ziemlich nette Angelegenheit und kosten nur so viel wie zwei Kugeln Eis im Monat.



Eis ist übrigens teurer geworden, wie in jedem Jahr. Das war mir aber egal, ich hab relativ viel davon gegessen, denn wem Hab und Gut gestohlen und auch noch die Aussicht auf einen Sommer voller verliebter Picknicks genommen wird, der hat ja wohl mal Eis verdient. Eine Menge davon, wohlgemerkt.



Ich habe gelernt, dass das Muttertagsgeschenk durchaus angemessen war, denn meine Mutter war die coolste Organisatorin des Grauens (also Organistatorin des In-Ordnung-Bringens des Grauens) der Welt und hört sich mein Gejammere am Telefon an. „Die Welt ist so, so ungerecht, wenn sie es zulässt, dass Idioten bei mir einbrechen“ , sage ich und Mama stimmt mir zu und verkneift sich das „Du hast solches Glück im Unglück gehabt“ und auch das „Es hätte viel schlimmer kommen können“, obwohl sie damit richtig liegen würde, denn in der Tat habe ich noch Glück gehabt, großes und in der Tat jammere ich wohl etwas zu viel, aber der Ärger und der mangelnde Schlaf tun ihr übriges.



Die Aussicht auf ein Wochenende in Ruhe und viel Schlaf wurde mir genommen, denn nachts wache ich auf und denke bei jedem Geräusch, da sei jemand in meiner Wohnung. Das wird wohl wieder, aber vielleicht wäre eine Tour mit meiner neuen Deathmetalband eine gute Idee, dann käme ich auf andere Gedanken. Am anderen Ende des Telefons sagt jemand: „Das wird schon wieder“ und „na ja, es hätte ja auch schlimmer kommen können“. „Stimmt“, sage ich, „stell’ dir vor, wir gründeten wirklich eine Metalband und keiner käme zu unseren Konzerten. Das wäre schlimm.“



Außerdem hasse ich Metal. 

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