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Ding der Woche: Die Superbräune

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Braun zu werden bedarf es wenig. Ein Nachmittag im Park herumrennen und dabei die Nase nach oben halten, schon fragen die Kollegen am nächsten Tag, ob man im Urlaub war. Die Kollegen des Models Isabeli Fontana dürften angesichts ihrer aktuellen Bikini-Fotostrecke für H&M eher fragen, welcher Farbton es war, der in der Nachbearbeitung für ihre schwarzbraune Haut sorgte. Die Dame, wiewohl Brasilianerin, sieht nämlich von Natur eher so aus: 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Natürlich ist das nicht, gesund auch nicht. Da wurde getanned und bronziert für ein Idealbild, das einem ganzem Hautärztekongress die Zornesfalten in die (sonst faltenfreien) Gesichter treiben dürfte. Schließlich ist Hautkrebs auf dem besten Weg zur Volkskrankheit zu werden und gerade auch die unnatürliche Solariumsbräune trägt dazu bei. Die deutschlandweit plakatierte Werbestrecke wirkt unter diesem Gesichtspunkt schon fast wie ein Mahnmal. Aber nicht nur deshalb verstört die sehr dunkle Isabeli an der Bushaltestelle – so viel Bräune war einfach lange nicht mehr in der Modewelt propagiert worden. Von milchweiß bis leicht kaffeebraun schienen die Teints der Models in den letzten Jahren gefragt zu sein, das tiefdunkle Sonnenbraun begründet H&M nun mit dem Wunsch, die knalligen Farben des Bikinis zu betonen. Erinnert uns vielleicht deswegen die Hautfarbe an die 80er-Jahre, dem Jahrzehnt, das für seine knalligen Farben berühmt war?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Klar, der Kontrast auf dunkler Haut ist besser als auf mitteleuropäischem Durchschnittsfleisch. Bleiben trotzdem zwei Fragen – nimmt die Modekette damit billigend in Kauf, dass die junge Zielgruppe sich ebenfalls den perfekten Kontrast ersehnt und deshalb die UV-Bestrahlung diesen Sommer ausreizen wird? Und warum buchen sie eigentlich nicht gleich ein dunkelhäutiges Model und vermeiden damit die ganze Bräunungspropaganda? Am heutigen Nachmittag jedenfalls, entschuldigte sich das Unternehmen für die Brutzelei und teilte via Presseagenturen mit: „Es war nicht unsere Absicht, für ein bestimmtes Ideal zu werben oder zu gefährlichem Handeln anzuregen“. Hinweise der Gesundheitsschützer würden künftig im Vorfeld von Kampagnen berücksichtigt werden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Vielleicht würde das Plakat auch weniger Aufmerksamkeit erregen, wenn nicht gerade ein anderer Fall von Superbräune durch die amerikanischen Medien geistern würde. Patricia Krentcilie hat es in der letzten Woche als furchterregende „Tanning Mom“ aus New Jersey zu Boulevard-Berühmtheit gebracht. Nicht nur wegen ihrer grotesken eigenen Solariumsbräune, sondern weil sie angeblich auch ihre fünfjährige Tochter im Solarium brutzeln ließ – der Sonnenbrand des Kindes war im Kindergarten aufgefallen. Das Bild der Mutter bei ihrer Anhörung wegen Gefährdung von Minderjährigen, war dann ein gefundenes Fressen für Nachrichten und Blogs – die hübsche Wortschöpfung „tanorexic“ machte dabei die Runde.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Eine Spielzeugfigur gibt es jetzt auch schon zur Tanning Mom, allerdings mit einem recht martialischen Blazer als Ausstattung. Vielleicht liefern ja die HeroBuilders auch noch einen Bikini in knalligen Farben dazu?






Text: max-scharnigg - Fotos: H&M, dapd

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