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Drei-Viertel-Vier

Text: direvrai
Wer kennt es nicht: Es ist mitten in der Nacht, in ein paar Stunden ist es morgens und ein neuer Tag beginnt, und verdammt noch mal, das Land der Träume ist noch sehr, sehr weit weg!
Dann liegt man da und einem fallen doch wohl die belanglosesten Dinge auf der Welt ein! Man macht das Licht an, Musik an, Laptop an, und dann versucht man seine Gedanken zu ordnen, das Wichtigste aufzuschreiben, und den Rest auf morgen zu verschieben. Mir zum Beispiel, fallen dann Dinge ein, wie, welche Handcreme ich jetzt mit in den Urlaub nehmen soll, oder wo man wohl Einmal-Kühlpacks herbekommt, und welches Halsband jetzt für den Hund mitkommen soll.
Nachts glaubt mein Gehirn, dass diese Dinge essentiell wichtig sind, und auf keinen Fall, wann anders bedacht werden können, als jetzt um DREI-VIERTEL-VIER... ist doch zum verrückt werden!
Aber gut, dann schreibe ich die Dinge auf, und geh zurück ins Bett!
Starre meine Blümchengardienen an, denke noch grad, dass die auch wieder mal gewaschen werden sollten, und Fensterputzen ist auch noch ganz wichtig! Auch diese Gedanken können nicht bis zum nächsten Tag warten! Dann fange ich an, zu denken, wie bescheuert es ist, um diese Uhrzeit über soetwas nachzudenken!
Und dann, was macht man dann!
Ich fange an, leise Musik zu hören, ruhige, zum Einschlafen eben... oder in meinem Fall, zum Nachdenken.
Wie jeder andere auf dieser Welt, verbinde auch ich, so ungefähr jedes Lied in meiner Playliste mit einem ganz besonderen Ereignis. Und dann denke ich, dass ich morgen meine ganze Playliste löschen werde, und mit Lieder, mit denen ich nichts verbinde, ersetzen werde, weil jetzt fange ich an, bei jedem Lied, dass ich höre, das Ereignis in meinem Kopf noch einmal zu wiederholen.
Mit jedem weiterem Gedanken, denke ich noch, dass sich Lummerland immer weiter entfernt. Doch dass ist meinen Gedanken natürlich egal! Und jetzt erst recht, jetzt gesellen sich zu den Gedanken auch noch die Erinnerungen! (Adios, Schlaf)
Die Musik säuselt mich zu, und ich fange an in Gedanken in Erinnerungen zu schwelgen. Bei dem Versuch einzuschlafen, ist dieser Schritt circa das Schlimmste was du machen kannst, denn Erinnerungen kann man nicht aufschreiben, ordnen und auf morgen verschieben!
Um drei-viertel-vier fange ich an, nur noch in Superlativen zu denken, jede Erinnerung ist entwerder super-hyper toll und ich danke all meinen Freunden, dass sie meine Freunde sind, oder die Erinnerung ist tief-traurig und ich danke all meinen Freunden, dass sie meine Freunde sind!
Es ist viertel fünf als sich mein Freund zu mir umdreht und fragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank hab, und er mich für nicht ganz normal abstempelt.
Ich mache, Laptop, Musik und Licht wieder aus, und denke darüber nach, wie ich morgen meinem Freund erkläre, dass es ganz normal ist, sich um drei-viertel-vier darüber Gedanken zu machen, welche Handcreme man mit in den Urlaub nehmen will!
Dann drehe ich mich zur Seite, und denke darüber nach, wie ich jetzt am Besten einschlafe.


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