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Der Adventskalender – 24. Dezember

Text: Der_Klabautermann
24. Dezember

langsame Einblende 



In der Küche herrscht das gleiche Chaos wie am Tag zuvor. Nichts hat sich verändert.



Klaus kommt rein. 



„Scheiße.“



Klaus blickt zur Uhr.



„SCHEISSE! Noch zwei Stunden“



Im Zeitraffer sehen wir, wie Klaus panisch die Küche aufräumt. Er sortiert und schrubbt und wischt und versucht das „Ficken“ vom Kühlschrank zu bekommen. Zwischendurch sehen wir immer wieder die Uhr, die gnadenlos weiterläuft. Kurz vor zwölf ist die Küche sauber. Klaus legt einen Lappen in die Spüle und lässt sich in den Stuhl fallen. Dann klingelt es.



Es sind die Eltern.



Klaus führt die Eltern in die Küche.



Mutter:      „Schön hast Du es hier. Und es ist tatsächlich sauber.“



Klaus:        „Setzen wir uns doch erst einmal.“ 



Alle setzen sich an den Tisch



Mutter:       „Klaus, du sieht müde aus. Und abgenommen hast du auch. Kümmerst du dich auch genügend um dich?“



Klaus:           „Ja.“



Mutter:         „Das ist wichtig.“



Klaus:           „Jaaa. Ich hatte in den letzten Tagen nur etwas Stress.“



Vater:           „Was machst du denn den ganzen Tag so?“



Klaus:           „Na, alles Mögliche. Ich habe euren Besuch vorbereitet. Ich habe gejobbt. Ich musste mich um die Uni kümmern. Es gibt im Moment wirklich genug zu tun.“



Vater:           „Na mit der Uni hat wohl nicht ganz geklappt.“



Klaus:           „Wie meinst du das?“



Vater:           „Die letzte Klausur ist doch nicht ganz so glatt gelaufen?“



Klaus:           „Das liegt aber nicht an mir. Mir fehlte nur ein Punkt und den wollten die mir einfach nicht geben. Wenn man sich die Arbeit noch einmal genau durchschaut würde man bestimmt etwas finden um mir noch ein Punkt zu geben.“



Vater:           „Das kennen wir schon. Immer sind die anderen schuld.“



Klaus:           „Nein, die haben mir nur einfach den Punkt nicht gegeben. Aber das ist ja kein Problem. Im Januar ist der nächste Termin für die gleiche Arbeit. Wenn ich dann noch mal so viel lerne wie jetzt, kann ich mit dem, was ich bisher gelernt habe doppelt so viel Punkte bekommen und habe dann sicher bestanden. Ist doch ganz logisch.“



Vater:           „Das ist das dümmlichste was ich lange gehört habe. Es liegt nicht an dem einen Punkt. Es liegt daran, dass du keinen Elan hast. Dir fehlt der Ehrgeiz, die Entscheidungskraft. Du musst auch mal Sachen zu Ende bringen.“



Klaus:           „Das finde ich jetzt nicht.“



Vater:           „Was ist zum Beispiel mit dem Zimmer? Hast du jemanden gefunden, der am Januar einzieht?“



Klaus:           „Ja, ähh, da war ein Mädchen da, die ganz gut passen würde. Ein Augenblick, ich hole mal die Telefonnummer.“



Klaus geht zum Mülleimer und kramt darin herum.



Klaus:           „Scheiße, schon weggebracht.“



Klaus wendet sich zum Vater



Klaus:           „Irgendwie habe ich die Nummer verloren. Aber da meldet sich bestimmt noch jemand.“



Vater:           „Klaus, du weißt genau, dass wir zum Januar einen neuen Mieter brauchen. Wir benötigen das Geld. Bald fallen wieder Renovierungsarbeiten an.“



Klaus:           „Ich werde mich schon kümmern. Hier in der Stadt kann man ein Zimmer super leicht loswerden. Das ist alles kein Problem.“



Vater:           „Kein Problem? Jetzt ist Weihnachten und in einer Woche ist der erste Januar.“



Klaus Vater wird sichtlich zornig und schaut durch die Küche. Mit einem Mal stoppt der Blick an dem Fenster. Dort hängt der letzte Joint, den Klaus vergessen hat abzunehmen. 



Vater:           „Was hast Du denn da hängen? Ist das etwa eine Marihuanazigarette?“



Klaus:           „Äh, die hat ein Freund hier vergessen.“



Vater:           „Ein Freund nimmt eine Marihuanazigarette, hängt sie vor dein Fenster und vergisst sie dann? Sag mal willst Du mich verarschen.“



Klaus:            „Nein! Das ist doch auch ganz normal heute.“



Vater:           „Normal? Das ist nicht normal. Kein Wunder, dass du nichts hinbekommst. Es würde mich nicht wundern, wenn du noch ganz andere Sachen nimmst. Was dir fehlt, sind Strukturen. Du brauchst klare Regeln. Wir haben uns das Ganze viel zu lange angesehen und sind zu dem Entschluss gekommen, dass sich etwas ändern muss.“



Klaus:           „Was soll das schon wieder heißen. Wollt ihr mich hier rausschmeißen? Wollt ihr, dass ich mein Studium an den Nagel hänge und anfange im Supermarkt an der Kasse zu arbeiten?“



Mutter:           „Aber nein. Vati will dir nur sagen, dass Du alleine ein wenig hilflos bist. Du hast doch nur so komische Freunde. Deswegen sind wir der Meinung, dass Du einen guten Einfluss brauchst.“



Klaus:           „Wie soll ich das verstehen? Komme ich jetzt in ein Kinderheim von der Katholischen Kirche?“



Vater:           „Nein. Viel besser.“



Mutter:         „Wir haben uns da etwas ausgedacht, worüber wir gerne mit dir reden würden. Du weißt doch, dass der Walter die Ausbildung bei der Bank macht?“



Klaus:           „Äh Ja.“



Mutter:         „Genau. Und er hat seine Arbeit so gut gemacht, dass die Bank ihn in die Zentrale versetzen will.“



Klaus:           „Das ist schön für ihn. Und was hat das jetzt mit mir zu tun?“



Mutter:         „Die Zentrale der Bank ist doch hier in der Stadt. Das bedeutet, dass Walter hier hinziehen muss. Und da haben wir uns gedacht, dass es doch gut wäre, wenn Walter hier einziehen würde.“ 



Klaus schaut entsetzt 



Vater:           „Das hat nur Vorteile. Wir kennen ihn und wissen, dass wir uns hundertprozentig auf ihn verlassen können. Das ist viel besser, als wenn so ein zerlauster Hippi hier einziehen würde.“



Klaus’ Miene wird noch finsterer. 



Mutter:           „Außerdem sind wir der Überzeugung, dass Walter einen guten Einfluss auf dich hat. Von ihm kannst du noch eine Menge lernen.“



Vater:           „Wir haben Walter auch gebeten, ein wenig auf dich zu achten. Er soll uns bescheid sagen, wenn du es zu bunt treibst.“ 



Klaus lässt sich in den Stuhl fallen und macht eine Gestik als ob er sich aufhängen würde.



Mutter:            (schwer begeistert) „Das ist doch toll.“



Klaus:              „Jetzt ist auch alles egal.“



Klaus geht zum Fenster und nimmt den Joint ab. Er setzt sich wieder zu seinen Eltern und zündet sich die Tüte an. 



Klaus:                        „Na dann mal frohe Weihnachten.“

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