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Das DSDM Trauma

Text: heiss_fettig
Wahrscheinlich ist es völlig unbegründet, und eigentlich sollte man sich gar nicht so viele Gedanken darüber machen, was andere Leute denken, aber in einer bestimmten Situation geht es nicht anders. Was tun, wenn im Kino der Abspann einsetzt? Sofort aufstehen, oder bis zum bitteren Ende sitzen bleiben? Das sind große Fragen. Und man beantwortet sie nicht für sich, die anderen Zuschauer erfahren die Antwort am eigenen Leib. Denn wer aufsteht, versperrt immer jemandem die Sicht, der noch die weißen nach oben wandernden Buchstaben verfolgt.

Wer sofort nach dem Film aufsteht, hat ein schlechtes Gewissen, wenn er nicht ein völlig verrohter Mensch ist. Wenn ich sofort den Saal verlasse, kann mich der Film gar nicht so beeindruckt haben. Sonst würde ich sitzen bleiben und noch einmal das Geschehene Revue passieren lassen. Das gebührt die Achtung vor der Leistung des Regisseur und allen anderen Beteiligten, deren Namen ich noch verfolgen könnte. Ich würde darüber nachdenken, ob ich durch den Film ein anderer Mensch geworden bin, wenn auch nur ein klein bisschen. Oder der Schluss des Films würde eine Leere in mir hinterlassen, die es mir unmöglich macht, mich unverzüglich aus dem Sessel zu erheben. Dafür muss ich mich erst noch fünf Minuten sammeln. Ich bin ein emotionales Wrack, ich denke an die S-Bahn, die ich erwischen will, oder an einen Termin oder was auch immer.

Nein, nichts davon ist der Grund, warum ich sitzen bleibe. Es ist das "Der Schuh des Manitu Trauma", an dem seit 2001 circa fünf Millionen Menschen (hauptsächlich in Deutschland) erkrankt sind. Ich hoffe, dass nach dem Abspann noch ein paar lustige Szenen kommen, die Schauspieler sich versprechen oder ein Blick in die Zukunft das unklare Ende auflöst.

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