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Elisabeth von Thurn und Taxis: "Mir ist es peinlich, eine Prinzessin zu sein"

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In Stellenanzeigen wird von Bewerbern einiges verlangt: Teamfähig sollen sie sein, flexibel und zuverlässig. Doch wie wichtig sind Schlüsselqualifikationen im Job wirklich? Wir fragen bekannte Persönlichkeiten. Folge 23: Prinzessin Elisabeth von Thurn und Taxis über Moral. jetzt.de: An der Uni lernt man, dass man Moral erst definieren sollte, bevor man darüber spricht. Wie lautet deine ganz persönliche Definition von Moral? Elisabeth von Thurn und Taxis: Für mich bedeutet Moral, dass man aufrichtig ist, seinen Mitmenschen kein Unrecht tut und versucht, mit sich und seinem Umfeld im Reinen zu sein. Theoretisch klingt das gut. In der Praxis ist es in vielen Berufen aber schwierig, gleichzeitig aufrichtig und erfolgreich zu sein. Ich glaube nicht, dass man das kategorisch so sagen kann. Welche Berufe meinst du denn überhaupt? Naja, ich hatte zum Beispiel kürzlich Besuch von einem Versicherungsvertreter. Man kann auch in diesem Beruf aufrichtig sein. Ich würde sogar behaupten, dass man damit am Ende weiter kommt als ohne Aufrichtigkeit. Natürlich ist es für einen Versicherungsvertreter manchmal schwierig, moralisch richtig zu handeln. Aber wenn jemand selbst an das Produkt glaubt, das er verkauft, dann ist er auch nicht gezwungen, zu lügen. Du hast ein Buch geschrieben, in dem du dein frommes, vom christlichen Glauben geprägtes Leben schilderst. Was kann man vom Katholizismus für das Berufsleben lernen? Man kann lernen, dass die irdischen Genüsse nur kurzlebig sind. Natürlich ist es schön, erfolgreich zu sein und Geld zu verdienen - das widerspricht auch nicht dem katholischen Glauben - aber es ist eben vergänglich. Deshalb ist alles, das man sich ermogelt und mit Ellbogen erkämpft, am Ende doch nur Ballast.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Prinzessin Elisabeth von Thurn und Taxis, 27, lebt derzeit als freie Journalistin und Autorin in London. In ihrem Blog "The Princess Diaries" erzählt sie aus ihrem Leben zwischen Jetset und Alltag. Kürzlich erschien ihr erstes Buch "fromm", das aus knapp 30 kurzen Kapiteln über Gebet, Schutzengel, Pilgern, Beichten u.a. besteht, die zuvor als Kolumne im Vatican Magazin erschienen waren. Du bist hauptberuflich Journalistin. Erlebst du in diesem Job manchmal moralische Konfliktsituationen? Ich arbeite derzeit für ein Luxus-Lifestyle-Magazin, das natürlich auch Werbeseiten verkaufen muss, um sich zu finanzieren. Ich habe da irgendwann mitgekriegt, dass falsche Behauptungen aufgestellt wurden, nur um Werbekunden zu gewinnen. Ich hätte das gar nicht für möglich gehalten. Es hat mich schockiert. Verträgt sich Luxus und Lifestyle überhaupt mit Religion? Es stimmt schon, dass mein Job ganz und gar nicht religiös ist. Aber das Schöne am Glauben ist doch, dass ich ihn leben kann, ohne mich deswegen zu limitieren und mich in meiner Berufswahl einzuschränken. Wenn das so wäre, dürfte ich mich auch nur mit Freunden umgeben, die katholisch sind. Dabei habe ich sehr viele Freunde, die höchstens auf dem Papier christlich sind. Wie haben diese Freunde denn auf dein Buch reagiert. Allein der Titel "fromm" dürfte einige befremdet haben, oder? Viele von ihnen waren jedenfalls überrascht, weil ich normalerweise kaum über Geistliches schreibe. Einige haben mir daraufhin von ihrem eigenen Verhältnis zum Glauben erzählt - auch Freunde, von denen ich gedacht hatte, dass sie dem Thema eher gleichgültig gegenüber stehen. Es hat mich gefreut, dass meine Freunde so viel Interesse an meinem Buch zeigen. Konntest du jemanden von deinem Glauben überzeugen? Ich freue mich zwar, wenn mein Buch dazu führt, dass jemand zur Kirche zurück findet, aber es wäre doch sehr hochmütig von mir, wenn ich mich als Missionarin sehen würde. Ich möchte einfach nur mitteilen, dass man einerseits gläubig und andererseits ein junger, lustiger Mensch sein kann, der Spaß am Leben hat, Miniröcke trägt, gute Musik hört und so lebt, wie er gerne möchte. In deinem Buch schreibst du viel über christliche Rituale. Können Morgengebet und Beichte auf einem erfolgreichen Berufsweg hilfreich sein? Es ist grundsätzlich hilfreich, Rituale im Leben zu haben, die einem Struktur geben. Ob man nun betet, Sport treibt oder ein Buch liest - all das kann helfen, mal den Blickwinkel zu wechseln und neue Inspiration zu finden. Ich jedenfalls brauche zweimal am Tag mein Gebet - morgens und abends. Es gibt mir Kraft und Stabilität und erinnert mich daran, dass ich letztlich gar nicht selbst in der Lage bin, mein Leben selbst zu kontrollieren - denn Gott leitet mich. Und auch die Beichte ist ein guter Weg, um sich immer wieder vor Augen zu führen, welche schlechten Eigenschaften man hat. Es ist im Grunde wie das Gespräch mit einem Therapeuten: Manchmal tut es eben gut, die Dinge auszusprechen. Weniger christlich geht es in deinem Blog zu. In "The Princess Diaries" schreibst du über dein Leben zwischen dem Jetset als Prinzessin und deinem Alltag als Journalistin. Wie kam das? Die Idee hatte mein Chefredakteur, ich selbst habe mich anfangs eher dagegen gesträubt, unter dem Titel "The Princess Diaries" zu schreiben. Mir war es schon immer ein bisschen peinlich, eine Prinzessin zu sein. Andererseits ist es nur ein Titel, für den ich ja eigentlich gar nichts kann. Also nutze ich die Möglichkeit, in meinem Blog über die Dinge zu schreiben, die ich so erlebe und die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen. Es ist eine Art wöchentlicher Tagebucheintrag, den ich möglichst leicht und witzig zu halten versuche. Findest du es - moralisch betrachtet - manchmal ungerecht, dass du ein so privilegiertes Leben führst? Immerhin durftest du dank finanzieller Unabhängigkeit in vielen Ländern leben, kannst deinem Job relativ unbeschwert nachgehen und auch dein Buch verkauft sich in erster Linie über deinen Namen. Natürlich war mein Name eine große Hilfe, aber eben auch eine Belastung. Wir wurden als Kinder wie Außerirdische behandelt und von den Lehrern benachteiligt - gerade für ein Kind ist es sehr schwer zu verstehen, weshalb man anders behandelt wird als andere. In meinem Beruf hat mir meine Abstammung einige Türen geöffnet, aber durchgehen musste ich selbst. Hast du trotzdem manchmal ein schlechtes Gewissen? Ich weiß jedenfalls nicht, ob ich in meinem Beruf genauso selektiv wäre, wenn ich mein tägliches Brot damit verdienen müsste. Aufgrund meiner finanziellen Unabhängigkeit kann ich nämlich selbst entscheiden, worüber ich schreibe und muss keine Kompromisse machen, nur um über die Runden zu kommen. Andererseits ist die Erwartungshaltung, die andere an mich haben, immer etwas höher und ich muss manche Dinge besser machen als andere, damit meine Arbeit akzeptiert wird. Früher hat es mich schon manchmal beschäftigt, dass ich es besser habe als andere. Mittlerweile bin ich aber an einem Punkt im Leben angekommen, an dem ich Dankbarkeit empfinden kann, für die Dinge, die mir geschenkt wurden. *** Alle bisher veröffentlichten Folgen der Jobkolumne findest du hier.

Text: andreas-glas - Foto: oh

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