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Leben

Text: rerun
Die Sonne geht unter. Zwischen zwei Gebäuden am Horizont geht die Sonne unter. Nun ist sie schon hinter dem rechten Gebäude. Bald wird sie rechts neben dem rechten Gebäude sein. Allerdings dann wird die Sonne schon fast verschwunden sein. Nur noch ein Viertel der Sonne ist zu sehen. Gelborangerotglühend. Nur noch Sekunden, dann sie die Sonne verschwunden. Noch eine halbe Minute gebe ich ihr. Weg. Das war also wieder einmal der Sonnenuntergang. Lilarot schimmert noch der Himmel nach, die Wolken sind dunkellila bis hellorange gefleckt, je nach Beschaffenheit und Nähe zum Licht. In der Ferne sind noch Häuser zu erkennen, dreckig und hässlich. Bald werden sie nicht mehr zu sehen sein, dann heißt es wieder durchatmen. Und rausgehen. Durch die Zimmertür, durch den Flur zum Fahrstuhl. Hinunter bis in den Keller, durch die Tür nach draußen, ins Freie. Atmen. Ein. Aus. Die Fahrstuhlluft schnell aus der Lunge pumpen. Alles Modrige vom Kellergeruch rauspressen. Dann ab aufs Fahrrad, den Gehweg bis zur Ampel entlang, weiter immer geradeaus, bis es endlich da ist. Bis die Luft so klar ist und der kalte Wind die Wangen kühlt. Kühlt die Hitze eines Körpers, der ausgelaugt und angestrengt seinen Weg gefunden hat. Es liegt da, ganz seicht. Durchflutet etwas Salzigem, Unberechenbarem, Wildem, irgendwo ganz weit draußen. Dort, wo sich Kampfesszenen abspielen, Leben oder Tod.





Er lässt seine Matratze ins Wasser gleiten, leichte Brandungswelle hat er zu überwinden. Noch einen tiefen Schluck aus der Flasche, dann legt er sich auf sie. Lässt sich treiben.



Bald schon sieht er nur noch kleine Lichter tanzen, sie könnten auch Sterne sein.



Sterne. Langsam verschwimmen sie in seinem Blick.



Noch ein letzter Schluck, bevor die Flasche leise ins Wasser gleitet.

Seine Hand folgend.

Dunkelheit.

Stille.


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