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am ende

Text: xoxo
wir fahren ins krankenhaus, nur du und ich.

du wirst oma heute zum ersten mal in diesem zustand sehen, ich habe dich gar nicht mehr gefragt, du wolltest nie mit, heute hast du dich kommentarlos zu mir ins auto gesetzt und wir fuhren los.

wie in trance gehe ich schnell durch die endlosen gänge, neonlicht, der abscheuliche geruch, die tristen farben. ich höre deine absätze klacken, mir wird bewusst, wie groß du, meine kleine schwester geworden bist.

wir sind angekommen, intensivstation, die schwester erkennt mich. automatisch nehme ich die schürze, die haube, die schuhüberzieher und beginne mir die hände zu desinfizieren. du bist etwas irritiert, machst mir alles nach, ich frage dich "alles klar?" du nickst und ich gebe der schwester ein zeichen, damit sie die schleuse öffnet. wir betreten den raum, pipsende apparate, schläuche, ich trete ans bett, streichle oma, rede mit ihr und starre auf den monitor der den puls anzeigt.



keine reaktion.



du stehst neben mir. sehr gefasst du streckst deine hand aus, willst sie berühren, ziehst sie wieder zurück, ich tue so, als hätte ich es nicht bemerkt, hin und wieder fragst du mich was welcher schlauch ist, und was die symbole auf den bildschirmen bedeuten, ich versuche sie dir zu erklären so gut ich kann.

nach einer knappen stunde gehen wir wieder, beim rausgehen denke ich, dass mich der elende desinfektionsmittelgeruch völlig krank macht, er geht auch nicht weg mit händewaschen er bleibt tagelang, bilde ich mir zumindest ein, ich bin regelrecht paranoid.

im auto sagst du was, es ist sehr provokant, und es ist eine lappalie. ich versuche es abzutun, du machst weiter. pubertäres gezicke. mir geht die kraft aus, ich brülle dich an, du brüllst zurück, irgendwann geht uns beiden die luft aus. wir schweigen.

dann sagst du

"ja, und morgen fährst du nach kärnten, seilst dich wieder ab. lässt mich im stich, ich bin ein kind verdammte scheiße, das ist zu viel, mami und papi weinen dauernd, im kühlschrank ist nichts, weil sie mal wieder vergessenhaben einzukaufen und du fährst weg und lässt es dir gut gehen, jetzt wo es drauf ankäme bist du nicht da. ich hasse dich"

völlig ruhig bist du dabei. ich kann nichts sagen, ich kann es nicht gutmachen, es gibt keine erklärung. es gibt keine entschuldigung. du hast recht, ich sollte, nein ich müsste da sein, und bin es nicht. ich bin nicht da, ich klinke mich aus, ich habe keine kraft mehr. ich bin am ende



i am so sorry

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