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Stilogramm: Die Showbusiness-Miederhose

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Britney Spears ist zurück. Ihre Comebacktour „Circus“ startete am vergangenen Dienstag in New Orleans und laut twitternden Augenzeugen soll das Erlebnis irgendwo zwischen „eher mittelpeinlich“ und „irre, Wahnsinn, toll!“ sein. Zwar beschränkt sich ihre Choreografie auf strammes Hin- und Herstolzieren und angeblich singt sie auch kein einziges der 16 Lieder, sondern bewegt nur ihre Lippen zum Playback, doch die Bühnenshow, Tiere, Menschen, Sensationen machen offensichtlich all das mehr als wett.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Vielleicht am interessantesten an der ganzen Tour-Veranstaltung sind jedoch nicht die Choreografie oder der mentale Zustand der Sängerin, sondern ihre Kostüme. Nach jedem Song ist ein Klamottenwechsel angesagt. Ganz besonders auffällig: in kaum einem der Outfits ist eine Hose oder ein Rock vorgesehen. Stattdessen gibt es zur Polizeiuniform, zum Zirkusdirektor-Frack, zum Militärjackett, zum Nippel-Schoner und zum Spitzen-BH untenrum immer nur eines: ein Miederhöschen. Die Unterhose als Bühnenoutfit ist kein neues Phänomen, aber ganz im Mainstream ist der Trend erst in den vergangenen Monaten angekommen. Und daran ist wahrscheinlich das hysterische Pop-Phänomen Lady Gaga und ihr rasanter Aufstieg schuld. Die trägt untenrum aus Prinzip gar nichts mehr. Egal, ob auf der Straße oder auf der Bühne: Für einen Einkaufsbummel oder Auftritt im Club reichen ihr eine glitzernde Unterhose und fleischfarbene Strümpfe. Das passt gut zu der völlig überzeichneten Kunstfigur Lady Gaga ziemlich gut; dumm nur, dass es auch jede Menge Nachmacherinnen gibt: Madonna lebt ihre Miederhosen-Phase zwar nur auf der Bühne aus, dort trägt sie aber – immer ihrem Ruf der Provo-Tante vom Dienst gerecht werdend – die am höchsten auschgeschnittenen Unterhosen des Showbusiness. Auch R&B-Kehlchen Rihanna findet, dass zu Oberschenkel-hohen Schnürstiefeln Unterhosen sehr gut passen. Und jetzt eben auch: Britney Spears beim Versuch eines Comeback. Und erstaunlicherweise ist der Miederhosen-Style vor allem eines: Ziemlich egal und ziemlich unsexy. Keine der Showbusiness-Exhibitionistinnen provoziert mit ihrem Unterhosen-Style und das liegt nicht unbedingt an unserer totalen Abgebrühtheit, sondern vielmehr daran, dass die Outfits der Damen keinerlei Sexappeal ausstrahlen. Wenn sie in ihren Höschen die Beine spreizen, dann denken wir an Sportübungen und nicht an Sex. Und die Tatsache, dass sie keine Hosen tragen, erregt höchstens noch ein paar erregungswillige Pfaffen aus dem Hinterland. Die totale Abwesenheit der Hose führt offensichtlich auch zum totalen Desinteresse für das Untenrum. Hier kannst du dir die Kostüme anschauen, die Britney Spears bei ihrem Tourauftakt am Dienstag getragen hat.

Text: penni-dreyer - Bilder: dpa, rtr, ap

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