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Neues Leben Mit Kleinen Helden - Funky?

Text: cerealmom
Funky???



Ich war mal echt funky. Jetzt bin ich alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen, einer fast zwei, der andere neugeboren. Meine Haare sind zu einem drittel grau, sowohl vertikal als auch horizontal. Schick ist das nicht… Und in einem halben Jahr werde ich 40. VIERZIG!

“Super Profil auf Parship.de!”, bemerkte der eine meiner besten Freunde dazu.



Alleinerziehend bin ich nicht etwa durch Trennung, Scheidung oder unbekannte Vaterschaften geworden. Mein Gatte lebt und arbeitet in Hongkong, während ich hier unsere Kinder gebäre. Hongkong ist kein Ort für so was, habe ich beschlossen. Also trage ich die Konsequenzen. Nunmehr zwei Mäuse alleine zu versorgen, war mir aber dann doch zufiel, weswegen meine Jungs, unsere Katze und ich nun für die nächsten drei Monate bei meinen besten Freunden und deren beiden Grundschul-Kindern im neuen Haus in Herten, einer sehr kleinen Stadt im Ruhrgebiet, ein Zimmer bezogen haben.



Als ich dem anderen besten Freund von meinem Plan, ab sofort gegen den ganz normalen Wahnsinn meines Alltags anzuschreiben, berichtete, antwortete dieser: “Was willste den schreiben? Aufgestanden, gewickelt, der eine hat sich wieder voll gekackt, der andere ist voll gekotzt. Dann vier Stunden gefrühstückt…” An dieser Stelle hatte er endlich mein Tränen benetztes Gesicht bemerkt und hörte auf zu reden. Mit zitternder Unterlippe stammelte ich herum, wie gemein das sei und überhaupt und war nur schwer von seinen Worten zu beruhigen. Vielleicht ist ja was dran! Vielleicht? Bis auf das mit der Kotze - meine Kinder machen so was nicht - drohte sein polemisches Telegramm zu einer nahezu perfekten Wiedergabe meines momentanen Tagesablaufes zu werden. Ja wirklich, ich habe mich schon sehr gewundert, dass ich mit einem Kleinkind zwei Stunden benötige, um morgens bequem das Haus zu verlassen, also mit waschen, ordentlicher Haarfrisur, evtl. sogar mit kleinem Tages-Makeup und Frühstück. Na und was soll ich sagen? Wer hätte das gedacht? Nun, mit zwei Kindern muss ich die bislang benötigte Zeit nur mit zwei multiplizieren. So einfach ist das! Meine ersten Tage nach meinem zehntägigen Wochenbett nahmen jedenfalls nach dieser Rechnung ihren Anfang, ganz wie von meinem anderen besten Freund beschrieben.



Gegen neun bin ich mit meinen Jungs aufgestanden, der kleine hatte schon gegen acht sein Frühstück. Die Zeit bis zu seiner nächsten Mahlzeit zwischen elf und zwölf füllte ich ohne jegliche Längen mit unserer Morgentoilette und einem ordentlichen Frühstück mit echtem Bohnenkaffee und guter Butter. Um kurz vor zwölf gab es dann die Brust für den Kleinen, um halb eins begann ich, dem Großen und mir Jacke, Schal und Schuhe an zu ziehen, den Kleinen ins Tragetuch zu wickeln, dem Großen noch eine neue Windel zu machen, um dann Punkt eins auf der Straße zu stehen. Vier Stunden! Ich las seiner Zeit ein Buch von Diane Brill namens Dressed To Brill, worin sie seitenweise beschreibt, wie man sich in, ich glaube es waren sechs Stunden, können aber auch acht gewesen sein, für ein Date mit allen Schikanen herrichtet… Daran erinnert mich das irgendwie. Hier noch ein Püderchen aufgetragen, da noch ein Härchen epiliert, dort noch ein Kacki weggeputzt, da noch eine Still-Brust am ungehinderten ins Shirt überlaufen gehindert… und schon sind vier, bzw., sechs, bzw. acht Stunden pickepacke voll gefüllt.













Weiter gehts mit: "Timing ist alles"



Eure Cereal Mom

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