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„Ich don’t think so!“ 10 Fakten über den österreichischen Modereporter Bruno

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1. Vassup! Modeschauen sind ja eigentlich auf die Sekunde genau durchchoreografierte Präsentationen. Bislang gab es nur zwei Störfaktoren dieser überperfekten Markeninszenierungen: Zum einen Models, die nicht Herrin ihrer Schuhe sind und zum anderen PETA-Aktivisten, die gegen Pelzmode auf den Laufsteg stürmen. Nun kommt ein dritter Störenfried daher, und er ist der schlimmste von allen: Sacha Baron Cohen. Als Bruno, der österreichische Modejournalist hat er einen Aufruhr in Mailand angezettelt. Mit Guerilla-ähnlichen Aktionen, die mit nadelstichartigen Operationen den Gegner zermürben sollen, tanzte er letzte Woche der ganzen Mailänder Fashionweek auf der Nase herum. So gelang es ihm etwa mit gefälschten Backstagepässen, sich auf den Laufsteg der Designerin Agatha Ruiz De La Prada zu schmuggeln.

2. Interpretation von Brunos Laufsteg-Outfit: Eine einzige Verarschung, aber eine äußerst gelungene. Man fragt sich irgendwie, ob er nicht ein kleines Magermodel in seinen Mantel gestopft hat, so vollgepackt stolziert er über den Catwalk. Unter seinem bodenlangen Mantel transportiert er noch Frauenmäntel, undefinierbare Bommelsachen und einen einsamen Fellstiefel – und nimmt damit auf den Arm, was auf Designerschauen ziemlich normal ist ist: Nämlich Dinge zu zeigen, die absolut untragbar und überladen sind. 3. Backstage bei der Iceberg-Show landeten Bruno und sein Team noch einen weiteren Coup. Ein Mitkomödiant von Bruno rannte, von Kopf bis Fuß in einen Klettverschluss-Strampelanzug gekleidet, wild durch Kleiderständer und Models hindurch und in Kleiderständer und Models hinein. Zuvor versuchten Bruno und sein Team bereits, die Schauen von Dsquared² und Versace zu stürmen, konnten aber leider von Sicherheitskräften aufgehalten werden. Die Italienische Modekammer veröffentlichte daraufhin eine Pressemitteilung, in der sie alle Designer vor jenen drei Filmproduktionsfirmen warnten, die unter Verdacht standen, mit Cohen zusammenzuarbeiten. Der Modezirkus zog nun am Sonntag in die französische Hauptstadt weiter. Paris, nimm dich in Acht. 4. Wer sich wundert, warum Bruno auf dem Laufsteg so überraschend gut aussieht: Sasha Baron Cohen ist ein ehemaliger Branchenprofi. 1994, damals 23 Jahre alt, arbeitete er selbst mal als Männermodel. Die Zeit im Modegeschäft inspirierte ihn vermutlich zu dem flamboyanten, aufgedrehten Charakter von Bruno, der mit Vorliebe durchsichtige Netzhemden und Schlangenleder trägt.

5. Ein Mann, eine Mission – Im Auftrag von OJRF, dem Österreichischen Jungen Rundfunk (im Englischen „Austrian Gay-TV“) ist Bruno unterwegs, um seinen Zuschauern die wahre Schönheit der Modewelt zu zeigen. Seinen ersten Auftritt hatte die Figur vor zehn Jahren in einem Sketch auf The Paramount Comedy Channel, viele weitere folgten in der Ali G-Show. Als Nachfolger von Borat wird er demnächst auf Leinwand verewigt. In Deutschland soll der Film am 4. Juni 2009 anlaufen. Weiter geht es auf der nächsten Seite


6. Wie Cohens andere Alter Egos Ali G und Borat entlarvt auch Bruno in Interviews die Wertvorstellungen seiner Gesprächspartner. Hier sind es die schlimmsten Seiten des Modebusiness: Das Faschistoide, den Opportunismus, die Oberflächlichkeit. Designer stimmen Bruno zu, wenn er behauptet, dass Osama Bin Laden der am besten gekleidete Mann auf der Welt ist. Stylisten erzählen ihm, dass sie geschmacklose Menschen direkt ins KZ schicken würden. Und wenn Bruno den Satz „Fashion saves a lot more lives than doctors“ sagt, nicken alle. Nicht ohne Grund heißt deshalb eine von Brunos Sendungen „Fashion Polizei“:

7. Bruno hat dem Mode-Hohepriester Marc Jacobs schon mal Analsex offeriert (der hatte abgelehnt). Andere Zeitgenossen reagieren noch viel befremdeter auf seine Homosexualität. Im Juni diesen Jahres schaltete Bruno Anzeigen, in denen er zu einem Cage Fighting-Abend in Fort Smith, Arkansas lud. Statt knapp bekleideten Mädchen und billigem Bier erwartete die Besucher aber ein Auftritt einer schwulen Tanzgruppe. Die 1.500 Gäste warfen daraufhin Bierflaschen und Stühle auf die Bühne. Auch diese Jungs auf der Spring Break in Daytona Beach kommen nicht damit klar, dass Bruno schwul ist:

8. Ach, ja? Nicht, nicht! Eine erfolgreiche Ente hat jüngst das US-Blog Defamer gelandet, indem sie einen Titel für den Bruno-Film erfanden und in Umlauf brachten. Er heißt "Bruno: Delicious Journeys Through America for the Purpose of Making Heterosexual Males Visibly Uncomfortable In The Presence Of A Gay Foreigner In A Mesh T-Shirt". Der Witz ist so gut, dass er von unzähligen Medien als Fakt missverstanden wurde. Zu den leichtgläubigen Opfern zählen Filmplattformen wie IMDb.com und traditionelle Printmedien wie The Telegraph und The Guardian. Die Nachrichtenagentur AP verbreitet den falschen Hasen immer noch. 9. Sacha Baron Cohen wird durch seinen neuen Film ein noch reicherer Mann, als er ohnehin schon ist. Für die Bruno-Rolle bekam er von Universal Pictures 13 Millionen Dollar Vorschuss gezahlt, wenn der Film dann in die Kinos kommt, ist er mit weiteren 15% an den eingespielten Umsätzen beteiligt. 10. Borat bekam zahllose Anzeigen und Unterlassungsklagen, Bush musste gar den aufgebrachten kasachischen Premierminister persönlich beruhigen. Zukunftsprognose für Bruno: Österreich wird wieder behaupten, dass Hitler keiner von ihnen ist, Homosexuellenverbände sowie Anna Wintour werden auf die Barrikarden gehen, Dolce & Gabanna freuen sich über kostenlose Negativ-PR und Michael Moore wird sauer sein, weil ihm wieder jemand die Show stiehlt.

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