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Verrückt: Gambianischer Präsident will Aids heilen können

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Angestrichen: “I can treat asthma and HIV/Aids and the cure is a day's treatment. Within three days the person should be tested again and I can tell you that he/she will be negative.”

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wer sagt das denn? Yahya Jammeh, der seit 1994 Präsident des westafrikanischen Landes Gambia ist, hat das kürzlich zum 42. Unabhängigkeitstag seines Landes auf seiner Website erklärt. Dank eines Geheimrezepts braucht Jammeh angeblich nur fünf Minuten, um Asthamtiker zu heilen. HIV will er innerhalb von drei Tagen behandeln können. Wer ist Jammeh? Jammeh war bei seinem Amtsantritt 1994 das jüngste Staatsoberhaupt der Welt. Mit 30 Jahren putschte er als Offizier der Militärpolizei gegen Dawda Kairaba Jawara, der das Land seit 1970 regiert hatte, als aus der Monarchie eine Republik geworden war. Jammehs angebliche Wunderheilkräfte sind nicht seine erste Verrücktheit. Vor vier Jahren warf er Oppositionellen vor, mit vergrabenen Löwenkadavern und Kalebassen voller Palmwein die Wirtschaft Gambias zerstören zu wollen. Von dem Recht auf freie Meinungsäußerung hält Jammeh offensichtlich nicht sehr viel. Immer wieder macht Amnesty International auf die heikle Situation von Journalisten und Oppositionellen in Gambia aufmerksam. Bei seiner letzten Wiederwahl 2006 sagte er, nur Gott könne ihn entmachten, nicht das Volk. Was ist seither geschehen? Jeden Donnerstag und Freitag empfängt Jammeh HIV-Positive im Königlichen Viktoria-Hospital in Banjul, der Hauptstadt Gambias. Das staatliche Fernsehen zeigte den Präsidenten beim Handauflegen. Außer den heilenden Händen des Staatschefs sollen auch sieben Pülverchen zum Einsatz kommen, deren genaue Herkunft der Präsident aber nicht verraten will. Die taz berichtete noch von einer grüne Kräuterpaste, die auf die Brust des Patienten geschmiert werde. Außerdem müsse der Patient gelben Tee trinken und zwei Bananen essen. Dem Fernsehbericht zufolge fühlten sich die Patienten nach wenigen Tagen viel besser. Auch das Gesundheitsministerium bestätigte die Erfolge des Regierungschefs. Unabhängige Ärzte im Senegal würden die Blutwerte der Patienten messen und das Virus nach der Behandlung nicht mehr nachweisen können. Bereits 36 Patienten sollen schon behandelt worden sein. Renommierte Aids-Forscher und gambianische Oppositionelle sind schockiert. Jerry Coodavia, AIDS-Forscher an der Universität von Durban in Südafrika, hält es für sehr gefährlich, dass es in einem afrikanischen Land wie Gambia für den Präsidenten möglich ist, "jede Grundlage der Wissenschaft und der staatlichen Gesundheitsfürsorge zu verletzen". Auch die UN kritisierte, dass sich der Präsident als Wunderheiler in Szene setzt. Jammehs Antwort auf diese Kritik ist eindeutig: Am Mittwoch teilte er der Regionalchefin des UN-Entwicklungsprogramms UNDP, Fadzai Gwaradzimba, mit, dass sie innerhalb von 48 Stunden Gambia zu verlassen habe. Doch nicht nur Jammeh behauptet neuerdings, Aids heilen zu können. Die iranische Nachrichten-Agentur Fars gab Anfang Februar bekannt, dass iranische Wissenschaftler ein AIDS-Medikament entwickelt haben wollen. Die Arznei, die sie „IMOD“ nennen, wird aus Kräutern hergestellt, soll hoch wirksam sein und keine Nebenwirkungen haben. Foto: ap

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