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Behinderte witzeln im TV - Interview mit Martin Fromme von Para Comedy

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Behinderte sind im Fernsehen selten zu sehen; das betrifft auch die Sparte Comedy. Was erwartet die Zuschauer, wenn sie „Para Comedy“ einschalten? Behinderte sprechen Nicht-Behinderte an und filmen mit einer versteckten Kamera die Reaktion ihres „Opfers“ und die Reaktion von Passanten. Zum Beispiel fragt eine Blinde mit Hund jemanden nach dem Weg. Die Frau sagt ihrem Gesprächspartner er solle alles dem Hund erklären. Der Befragte hockt sich dann tatsächlich zu dem Hund nieder und redet mit ihm. Das ist absurd. Aber die Leute wollen freundlich sein. So entstehen skurrile Situationen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Martin Fromme Das heißt, Sie setzen auf Konfrontation mit Behinderten? Wir zeigen, dass Behinderte gut mit ihrem Handicap leben. Gleichzeitig sollen Berührungsängste fallen. Auf diese Art können Behinderte als gleichberechtigte Partner von Nicht-Behinderten verstanden werden. Sie wollen Behinderte durch das Fernsehen etablieren? Das auch. In erster Linie geht es darum, Behinderten einen Raum im Fernsehen zu schaffen. Knapp sieben Millionen Menschen in Deutschland haben eine Behinderung, die sie zu mehr als 50 Prozent einschränkt. In den Medien werden diese Behinderten nicht gezeigt, obwohl das viel authentischer wäre. Stattdessen werden Schauspieler wie Edgar Selge im Polizeiruf 110 eingesetzt, die so tun als wären sie behindert. Die Medien haben eine Bringschuld, das Tabu Behinderte zu brechen. „Para Comedy“ soll einen Anstoß geben. Gibt es denn Schauspieler, die tatsächlich behindert sind? Nein. Die Schauspielschulen bilden Behinderte nicht aus. Dadurch gibt es auch keine Erfahrungen mit Behinderten im Fernsehen. „Para Comedy“ ist sozusagen die erste Mondlandung, was das Schauspielern von Behinderten im TV betrifft. Wie sind Sie zu der Show gekommen? Es gab kein Casting. „Prime Productions“, die Produktionsfirma von „Comedy Central“, hatte mich angerufen. Zuerst war ich nicht interessiert. Ich dachte, dass die mich als Freak missbrauchen wollen, weil ich Komiker bin und eine Behinderung habe. Aber nachdem wir das Konzept noch mal in Ruhe durchgesprochen hatten, habe ich gesagt, ich mache es. Welche Behinderungen haben Ihre Kollegen? Im Team sind zum Beispiel ein Kleinwüchsiger, ein spastisch Gelähmter und eine durch Contergan geschädigte Frau. Sind alle Darsteller Profis wie Sie? Wenn sie Profis im Sinne von Schauspielern meinen, dann gibt es neben mir noch Manni Laudenbach, der schon in vielen Kinofilmen mitgespielt hat. Ansonsten haben wir viele Leute, die Kameraerfahrung haben, zum Beispiel den Extremsportler Thomas Hoffmarck. Es gibt aber auch Laien wie Sofia Plich, die Sozialpädagogin ist und nebenbei für Zeitschriften schreibt. Wie kommt „Para Comedy“ denn bei den Zuschauern an? Die Show läuft im Original jeden Mittwoch zur Prime-Time um 22.45 Uhr. Es gibt auch Wiederholungen. Der Zulauf soll überdurchschnittlich hoch sein. Konkrete Einschaltquoten kann ich nicht nennen. Die Zuschauerzahlen sollen ab 1. Februar für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Weitere Informationen zu „Para Comedy“ gibt’s unter: ComedyCentral

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