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Text: renavhoe
Herrliches wetter heute, findet Ihr nicht?

Die Sonne scheint, niemand spricht, alle haben sie ein feines Lächeln auf den Lippen, ganz leise. Und ich antworte. Verzerre mein festgefrorenes Gesicht mühsam zu einer Fratze, die sie stutzig macht. die Andern.

Mir wäre es lieber, heute prasselnden Regen auf meiner Haut zu spüren. Feuchte Kälte, die schleichend durch meinen Körper kriecht, bis meine Haut sich zu kleinen Gänseporen zusammenzieht, zu prickeln beginnt, zu zittern, bis ich irgendwann nichts mehr spüre, außer Schmerz.

Vielleicht fühlte ich mich dann lebendiger, als jetzt.

Vielleicht kann der Schmerz, der mir von außen zugefügt wird, meinen Inneren betäuben, für kurze Zeit.

Vielleicht wäre dieser Schmerz ein guter Begleiter.

Immerhin besser, als gar keiner.

Es ist nicht so, dass ich den ganzen Tag alleine in meiner Bude hocke und mich langweile. jeder tag ist voll. Ich vergesse zu essen, vergesse zu trinken und am abend, wenn ich mich dann mit Freunden in die verstaubten kneipen bonns setze, muß ich gleich 3 liter apfelschorle in mich hineinkippen, um meine gute Laune zu erhalten. wir quatschen und lachen, vertreiben die Zeit mit Weinchen und snacks. alles wird gut.

und doch ist da immernoch etwas, das an mir nagt. Es frißt sich ganz langsam durch meine Haut tief in meinen körper hinein, würgt mich manchmal, auch wenn ich nicht an der Kippe ziehe.

Ich kann nichts dazu sagen, alles ist gut. die Leute um mich herum sind so fröhlich, ich will ihre Freude nicht zerstören. doch es nagt weiter und beißt manchmal furchtbar fest zu.

Kann dem Gespräch nicht mehr folgen, alle gedanken kreisen um mich. Verzweifelter Schluck aus dem sechsten Glas, dann stehe ich auf, lege mein Geld auf den Tisch -muß gehen. Mein Mund grinst: "Muß früh raus, ihr Nachtwürmer, tschö." aber meine Augen blicken zu Boden.

Als ich die Tür nach draußen öffne, stiebt eine wilde Böe herein und verwirrt meine haare. Jetzt sehe ich aus wie Momo. Nachdenkliche Momo.

Langsam gehe ich weiter. das lachen hinter mir versiegt. die tür ist zu. ich gehe weiter. Meine Stirn kräuselt sich und ich blicke hoch. Da sind die sterne. so weit weg?

Ich starre sie an. Sind sie Freund oder Feind...

Will hin...weg von hier, will hin.- wo-hin?

Das weiß ich selbst nicht.



'Fängt das schon wieder an. Mensch, Frollein! reiß dich zusammen!'

Aber das hilft nicht.

Immer suche ich etwas. Was es ist, das weiß ich nicht. Jedenfalls ist es nicht da, nicht jetzt, nicht hier. Ich frage mich, ob es das, was ich suche, überhaupt gibt. Aber eigentlich ist das egal. Suchen würde ich wahrscheinlich dennoch.

Das Problem ist, dass ich mit niemandem darüber reden kann, weder mit Freunden, noch mit mir selbst. ich kann es nicht greifen, es ist nur ein Gefühl. Aber ein gemeines Gefühl. Es zerfrißt mir manchmal die Eingeweide.

Es hat mich eine ganze Zeit lang in Ruhe gelassen, diese verdammte gefühl. Und jetzt ist es wieder da.

Diese Suche nach etwas Unbestimmten verfolgt mich, mit all ihren Fragen.

Ich vermag sie nicht zu beantworten, die Fragen.

Dann suche ich nach jemandem, der sie mir beantworten kann, finde jedoch keinen. klar!

die antwort liegt irgendwo in mir selbst, das spüre ich. ich muß sie nur finden. irgendwie, irgendwann...

Ich laufe durch die Bonner südstadt und schaue in die verspielten Altbauten hinein. da steht ein Flügel im zimmer...und dort ißt die Familie grad zu Abend. alles so nett und heimlich. Hier sucht gewiß niemand.

Ich bin allein.

Zuhause lege ich mich ins Bett und lese nietzsche. Und dann die Bhagavadgita. Es sind nur Beispiele, nicht meine eigene Antwort.

Aber vielleicht zeigen sie mir die Brücke, die ich uberqueren muß, um meine Antwort zu finden.

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