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WM-Essen: Die Fußball-Suppe

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Der Präsident der Französischen Profifußball-Liga zum Beispiel heißt Frédéric Thiriez. Der Mann tauchte in der internationalen Presse zuletzt mit dem Satz „Die Tore sind das Salz in der Fußball-Suppe, sie sind die größten Attraktionen des Spiels.“ auf. Ein weiser Satz, ein kluger Manager. Eben jene französische Fußball-Suppe steht jetzt aber auf einmal in deutschen Supermärkten, im Trockenpulverregal, zu uns gebracht vom rührigen Familienunternehmen Nestlé. Vorne auf der Suppenverpackung weht stolz das Deutschland-Banner, wobei in den schwarzen Streifen die Wörter „Huhn mit“ und im roten Streifen die Wortneuschöpfung „Fussballnudeln“ gemeißelt sind. Das Interessante daran ist, dass bei dem Wort „Fussballnudeln“ der Fuss zwei s hat und bei dem Obertitel „Fußball Suppe“, der groß über der deutschen Fahne prangt, stattdessen das superscharfe ß zum Zug kommt. Einmal Fussball, einmal Fußball – ist das ein voreilig salomonischer Umgang mit der Rechtschreibreform? Nun ist „Fussball“ aber auch einfach falsch. Zum Glück ist das orthographische Malheur „Nur für kurze Zeit“ im Handel, wie ein weiteres Schild beruhigt. Auf der Rückseite setzt sich das Informationsdurcheinander fort, neben der schlichten Kochanleitung gibt es dort ein weiterführendes Rezept zu lesen, den sogenannten „Auszeit-Tipp“ - ohne Rücksicht auf die Tatsache, dass die Fußballregeln den Begriff der Auszeit gar nicht kennen. War Halbzeit gemeint? Oder Abpfiff? Jedenfalls wird einem diese Fertigsuppe durch den betont nachlässigen Umgang mit dem Nervthema Fußball schon wieder fast sympathisch, sie sagt: Hey, wir Tütensuppen haben auch keinen Bock auf den WM-Scheiß, wir müssen es halt machen! Die Zusammenführung von 0,75 Liter kochenden Wasser und dem Suppenpulver gelingt problemlos, leise rieselt das Glutamat und wird zur Suppe. Kurzes Köcheln und schon offenbart sich die produktexklusive WM-Riesengaudi: Die Fußballnudeln. Da darf in großer Suppenrunde gerätselt werden – schwimmt da jetzt ein Fußball (in 60% aller Fälle) oder ein ganzes Spielfeld (ca. 20%) oder doch etwas, das entfernt an einen Stollenschuh oder eine Eckfahne erinnert? Das Suppenessen vergeht jedenfalls unter launigem Quizschlürfen und vertuscht dabei das gänzlich Unzureichende dieser Mahlzeit, von der fast ein Liter im Topf schwappt. Dass mit der „Fußball Suppe“ spannungsreiche Fußballabende vom Fernseher noch aufgepeitscht werden können, ist anzuzweifeln. Sie empfiehlt sich vielmehr für den verkrachten Ex-Ehemann, der ausgerechnet an dem Wochenende, an dem Deutschland spielt die Kinder „hat“ und deswegen partout nicht kochen möchte – die Blagen ziehen sich Fußballsuppe rein, der Vater zieht sich super Fußball rein und Ex-Mutti hat endlich mal Zeit zum Joga. Tolle Auszeit, äh, Aussicht.

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