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B.Z. im Woll-Wahn

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Angestrichen: Mancher Autofahrer vergaß, bei Grün loszufahren, wenn er mich erblickte. Es liegt in meiner Natur: Ich falle auf. Viele Mädchen und Jungs haben das Problem, dass man ihren Namen, die Farbe ihrer Augen oder die der Haare sofort vergisst. Das Problem kenne ich nicht. Ganz im Gegenteil. Nirgendwo kann ich in Erscheinung treten, ohne daß sich automatisch alle Aufmerksamkeit auf mich richtet. So groß sind mein Charme und meine Anziehungskraft. Wo steht das denn? In einer der aufsehenerregendsten Autobiographien der letzten Zeit, in „Wollita – Vom Wollknäuel zum Superstar!“ erzählt die von Françoise Cactus erschaffene 1,74 m große „Wollmaus“ Wollita aus ihrem kurzen, skandalösen Leben als Wollpuppe. Gehäkelt für die Ausstellung „When Love turns to Poison“ (Thema: Sexualität und ihre Schattenseiten) entbrannte schon nach kurzer Zeit ein von der B.Z. geschürter Konflikt um Wollitas Freizügigkeit. Neben dem Vorwurf, des Missbrauchs von Steuergeldern, der völlig aus der Luft gegriffenen Behauptung, in der Ausstellung werde kinderpornographisches Material gezeigt und einem Aufmarsch von Jungnationalsozialisten, inszenierte die B.Z. mit Hilfe eines Reporters mehrere Auftritte und Pöbeleien eines stadtbekannten Fundamentalchristen. Trotz Ihrer ausufernden Berichterstattung zeigte sich die B.Z. dann aber als äußerst undankbar und verweigerte Wollita, die als Top-Kandidatin für den B.Z.-Kulturpreis galt und für die sogar ein eigener Fanklub demonstrierte, die hochverdiente Trophäe. Neben Ihrer Lebensgeschichte („Mein Leben begann in Lanzarote…“) sind all diese Geschichten der lebensgroßen in Topflappentechnik gehäkelten Wollita in diesem Buch enthalten. Auf der beiliegenden CD gibt es Coverversionen bekannter Songs, z. B. „Die Woll-Mensch-Maschine“ oder auch das im Original von Alizée geträllerte, nun leicht abgeänderte „Je m’apelle Wollita“, featuring Brezel Göring und Françoise Cactus alias „Stereo Total“ . Steht im Bücherregal zwischen: Einem alten übrig gebliebenen Kuscheltier und „Pornostar“ von Jenna Jameson.

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