Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Rettet Mark Zuckerberg die Welt?

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

"Wie alle Eltern, wollen wir, dass du in einer besseren Welt aufwächst" – Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan sind Eltern geworden und möchten 45 Milliarden Dollar für gute Zwecke spenden. Auch fast 100 Milliardäre, wie zum Beispiel Bill Gates, haben in den letzten Jahren ihr halbes Vermögen in wohltätige Zwecke investiert.Wir finden: Das ist verdammt viel Geld. Und fragen uns: Kann so viel Geld nicht die Welt retten? Dr. Miriam Ströing, Reichtums- und Vermögensforscherin an der Uni Potsdam, klärt uns auf.

jetzt.de: Frau Dr. Ströing, können Milliardäre die Welt retten?

Dr. Miriam Ströing: Das wird die Zukunft zeigen und es wird interessant zu sehen sein, wie und wem diese Menschen ihr Vermögen tatsächlich vererben werden. Aber grundsätzlich ist es ja so, je mehr Leute ihr Geld für gute Dinge spenden, umso besser. Im Fall von Mark Zuckerberg und ist es wirklich unglaublich viel Gel. Das muss zunächst aber einmal effizient eingesetzt werden. Wenn die Stiftung gut arbeitet, kann sie wirklich was bewirken.

Nehmen wir an, die Stiftung arbeitet gut. Kann er tatsächlich eine bessere Welt für seine Tochter schaffen und etwas in der Gesellschaft verändern?

Nur weil er eine Schule baut oder durch seine Stiftung eine Krankheit besser behandelbar ist, ändert er nicht die Welt in ihren Grundzügen. Anders herum argumentiert kann man aber sagen, dass jeder und alles, was getan wird, zählt.

Stehen Sie dem Ganzen auch etwas kritsch gegenüber?

Naja, unabhängig davon, was seine tatsächlichen Beweggründe sind, tut er auf jeden Fall etwas Gutes.

Also kann man mit Geldspenden immer etwas bewirken?

Nein, nicht zwangsläufig. Es muss vor allem genau geschaut werden, wie das Geld ausgegeben wird. Alles, was ich tue, hinterlässt ja auch Spuren. Wenn ich wegen meiner Stiftung dreimal die Woche um die Welt fliege, dann hinterlasse ich einen hohen CO2 Ausstoß und wenn die Angestellten der Stiftung nicht ordentlich bezahlt werden, dann bewirke ich mit meiner Stiftung eben nicht nur Gutes.

Woher weiß ich, welche gemeinnützige Organisation gut ist?

Für Deutschland gibt es zum Beispiel das DZI-Spendensiegel, das mir sagen kann, ob eine Organisation effizient arbeitet und mit meinem Geld wirklich etwas Gutes bewirkt.

Sie haben zum Thema Reichtum und gesellschaftliches Engagement geforscht. Können vermögende Menschen, die Gutes tun, denn den Wohlfahrtsstaat ersetzen?

Ein wichtiger Beweggrund für Vermögende kann sein, dass sie finden, die Regierung arbeitet nicht effizient genug und das da und dort Probleme sind, die nicht gelöst werden. An diese Probleme gehen sie dann. Diese Personen denken sich, "wenn ich erfolgreich ein Unternehmen führen kann, dann kann ich auch erfolgreich ein soziales Projekt umsetzen." Das Problem ist aber, dass dabei demokratische Prozesse umgangen werden. Die Personen suchen sich selbst aus, welches Problem sie angehen möchten. Das kann eine Krankheit sein, die ein Familienmitglied erlebt hat, das kann aber auch ein Kunstprojekt sein, das einem nahe liegt. Wenn sich nur noch Privatleute engagieren und davon nur reiche Personen, würden bestimmte Problemlagen möglicherweise offen bleiben. Tatsächlich ist es aber so, dass man unabhängig vom Vermögen Möglichkeiten hat, sich sozial zu engagieren.

Zurück zu Mark Zuckerberg. Müsste er, wenn er eine bessere Welt mit mehr sozialer Gerechtigkeit für seine Tochter will, nicht auch mit gutem Beispiel voran gehen und sie zum Beispiel anstatt auf eine teuere Privatschule in eine staatliche Schule schicken?

Es gibt wissenschaftliche Theorien, die sagen, dass ein gewisses Ungleichheitsverhältnis notwendig für eine aktive Gesellschaft ist. Wichtiger ist die Chancengleichheit, also dass Menschen den gleichen Zugang zu Bildung haben und sich in die Gesellschaft einbringen können.

Text: sarah-beha

  • teilen
  • schließen