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Der Guerilla-Pimper

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jetzt.de: Bei Auto-Tuning denke ich an Dorfjugend und Vokuhila-Frisuren.
Max Siedentopf: Hm. Ich denke eher an Xzibit und 50Cent. Ich bin nicht in Deutschland aufgewachsen, sondern im südlichen Afrika, in Namibia. Da hatte das mehr einen “Gangster” Charakter als den “Dorfjugend”-Touch.   

Wie lange brauchst du für deine Bastelaktionen? 
Auch, wenn es so aussieht, als ob die Serie an einem Abend entstand, wurde sie über mehrere Tage gemacht. Die Teile für ein Auto bereite ich abends vor und stehe dann am nächsten Morgen um 4.30 auf, um mit einem Riesen Berg Pappe durch die Straßen zu laufen.  

Und dann?
Das, was ich mache, ist eigentlich illegal. Deshalb heißt die Serie auch "Slapdash Supercars". Das bedeutet so viel wie "etwas hinklatschen und dann ganz schnell wegzischen". Meistens muss ich innerhalb von ein paar Minuten die Pappe an das Auto "geslaped" haben und so schnell wie möglich "weggedashed" sein.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



So sehen die bearbeiteten Autos aus. 

Hast du mal beobachtet, wie die Leute am nächsten Morgen drauf reagieren?
Leider nicht, aber manchmal ist die Vorstellung, was passiert sein könnte, besser als die Realität. Außerdem bringt die reine Vorstellung auch weniger Ärger.  

Welche Autos verdienen so ein Tuning?
Die "normalsten".  

Und wie sehen die dann danach aus?
Das kommt immer auf das bestimmt Auto an. Im Allgemeinen aber gilt: Mehr ist mehr.  

Du arbeitest als Art Director auch für Klienten wie C&A, American Apparell und DHL. Ist die Pappkunst ein Ausgleich?
Ich habe das Glück, bei der meiner Meinung nach unkonventionellsten Werbeagentur, die es gibt, zu arbeiten. Daneben fotografiere ich, leite Musikvideoproduktionen und designe sinnlose Produkte. Und manchmal pimpe ich halt auch Autos. 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

 Eigentlich arbeitet Max in einer Werbeagentur. Autos pimpt er zum Spaß.

Was willst du mit deinen Auto-Aktionen eigentlich sagen? 
Wir leben in einer Zeit, in der Individualität, Selbstausdruck und Status einen neuen Höhepunkt erreicht haben. Man muss sich dazu nur ansehen, wie in den vergangenen drei Jahren eine komplette Selfie-Kultur entstanden ist, in der sich Millionen Menschen täglich inszenieren, um in einer bestimmten Art wahrgenommen zu werden. Wir wollen in jeder Hinsicht besonders, individuell und anders sein.  

Ein getuntes Auto gehört dann zum Zeitgeist? 
Komischerweise nicht. Aus irgendeinem Grund ist die Individualisierung des eigenen Autos in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen, obwohl man ja eigentlich vom Gegenteil ausgehen könnte. Deshalb habe ich versucht, einen Weg zu finden, die gewöhnlichsten und normalsten  Autos, die ich nur finden konnte, für nur ein paar Euro in Supercars zu verwandeln.  

Meinst du, das Auto stirbt als Statussymbol in unserer Generation aus?
Meiner Ansicht nach in Europa schon. Hier braucht man kein Auto. Wir fahren viel mehr Fahrrad und das finde ich auch besser. Bevor ich nach Amsterdam gezogen bin, habe ich in Los Angeles gelebt. Dort ist Autofahren noch etwas ganz anderes. Es gibt keine guten öffentlichen Verkehrsmittel und jeder ist auf Autos angewiesen, da die Distanzen zu groß sind. Das führt auch sehr schnell dazu, dass Autos ein riesen Statussymbol werden und  die Menschen dort sehr viel mehr Zeit in ihre Autos investieren. Bei uns sind Autos eher Gebrauchsgegenstände und es müssen nicht immer die größten und besten sein. Das finde ich gut.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Also schwingt auch ein bisschen Aktivismus mit? 
Es ist schon eine Form der Konsumkritik. Aber wenn es Menschen zum Lachen bringt, finde ich das auch gut.  

Aber falls du doch ein Auto hättest, wäre das auch so eine getunte Karre?
Es wär natürlich witzig, ich möchte aber eher einen holländischen Canta besitzen.   

Welchen Soundtrack kannst du den neuen Besitzern deiner Slapdash Cars zum Cruisen ans Herz legen?
Das hier:

http://www.youtube.com/watch?v=CtwJvgPJ9xw




Text: eva-hoffmann - Bilder: Max Siedentopf

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