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Wie lebt es sich...in Düsseldorf?

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Julian Janisch (27), Konzertplaner (für Zakk und Forum Freies Theater) und Musiker

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Klar gibt es dieses Klischee-Düsseldorf, abgehoben und schickimicki. Das ist ein Teil der Stadt, aber wer nicht möchte, muss mit diesem Teil nichts zu tun haben. Dann gleicht dieser Kö-Lifestyle eher einer Parallelwelt. Ich bin in Düsseldorf geboren und habe schon früh das Zakk für mich entdeckt. Meine ersten Konzerte waren Kettcar und die Donots – vor 12 oder 13 Jahren.

In Düsseldorf gibt es aber schon immer extrem viele Stellen, an denen man als junger Mensch autonom sein und sich ausprobieren kann. Ich habe schnell gemerkt, dass es nicht den einen alternativen Laden gibt, sondern eher einen Pool – und dass irgendwie alle coolen Orte und Leute miteinander verknüpft sind, weil sie für eine gemeinsame Idee stehen und alle aus Leidenschaft zur Musik und Kultur handeln. Im Laufe der Jahre lernt man sich kennen, indem man mal bei den Läden der anderen vorbeischaut und ins Gespräch kommt. Alleine für Live-Musik gibt es neben dem Zakk viele kleine, gute Orte: das AK47, das Cube, das Tube, das FFT, das Damen und Herren, die Brause oder das Pitcher.

Wenn ich nicht unbedingt feiern möchte, gehe ich gern in die Flügelstraße – egal, ob Sommer oder Winter. Dort ist die Kassette, wo man gemütlich ein Bier trinken und Musik vom Plattenspieler hören kann, direkt gegenüber ist das Büdchen (Linienstraße), das Ökkes liebevoll führt. Der baut bei gutem Wetter eine schöne Ecke aus alten Möbeln vor den Laden, verkauft Cocktails und Essen zu Kioskpreisen und hängt Kunst in die Bäume.

Es gibt diese ungewöhnlichen Orte – sie müssen nur wahrgenommen werden. Ich habe aber manchmal das Gefühl, dass Studenten sich mit der Stadt nicht richtig auseinandersetzen. Düsseldorf ist eben eine Pendler-Uni und viele Studenten kommen nur zum Studieren her. Das ist schade.


Kathy Huseljic (21), Studentin (Sozialwissenschaften)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Als ich vor zwei Jahren aus der hessischen Provinz nach Düsseldorf  kam, bin ich davon ausgegangen, dass ich häufig nach Dortmund, Essen oder Köln fahren muss, um Konzerte und andere Kulturveranstaltungen zu besuchen – gerade deshalb habe ich mich gefreut, in dieses Ballungsgebiet zu ziehen. Dann habe ich aber schnell gemerkt, dass Düsseldorf selbst ein großes Angebot hat und ich gar nicht so oft in andere Städte fahren muss. Das hat mich schon überrascht.

Allerdings hatte ich auch großes Glück, dass ich tolle Leute kennengelernt habe, die mir die interessanten Läden gezeigt haben. Die Szene ist einfach arg zerstreut und auch ein wenig verschlossen nach außen. Alleine weiß man erst einmal nicht wohin, weil man Läden außerhalb der Altstadt nicht gleich findet.

In Sachen Clubs gibt es in Düsseldorf leider nicht so viel Auswahl. Wer wirklich feiern gehen will und nicht auf Schickimicki oder Ballermann steht, hat wenig Auswahl. Ein toller Club ist das Cube mitten in der Altstadt. Dort gehe ich auch hin, wenn mir die Musik mal nicht so gut gefällt – meistens ist die Musik aber großartig: Indie, Rock, Hip-Hop, auch mal Reggea oder Dubstep.  Es herrscht eine wunderbare Atmosphäre und es gibt eine große Whiskey-Auswahl, allerdings nur auf Nachfrage.

Düsseldorf-Besuchern würde ich auch immer raten, ein Programmkino zu besuchen. Eines ist das Metropol in Bilk, direkt nebenan ist die Süße Erinnerung, mein Lieblingscafé. Abends kann ich das Scotti‘s nahe der Uni sehr empfehlen – da gibt es gute Burger, die relativ preiswert sind. Und satt wird man auch.


Svenja Kaluza (25), Studentin (Germanistik)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Die Kö und Kraftwerk – das war, was ich von Düsseldorf kannte, als ich 2009 hier hingezogen bin. Jetzt weiß ich: Die Stadt hat viel mehr zu bieten, auch wenn man danach suchen muss. Mit oberflächlichem Blick wirkt schon alles sehr aufgeräumt und chic, die Subkulturen fallen einem nicht unbedingt vor die Füße. Dadurch, dass ich schon lange und an verschiedenen Orten im Nachtleben und jetzt im Cube in der Altstadt arbeite, habe ich aber viele Menschen kennengelernt. Eine Eigenart der Stadt ist, dass Kunst- und Musikszene eng miteinander verbunden sind, das finde ich spannend und es liegt sicher auch an der Kunstakademie. Deshalb gibt es viele Veranstaltungen, an denen beides, Kunst und Musik, präsentiert wird.

Schade ist, dass die alternative Szene häufig keine Unterstützung durch die Stadt erfährt und tolle Clubs wie das Foyer oder das Rotkompot deshalb geschlossen werden müssen. Aber auch, wenn man von der Altstadt erst einmal überrumpelt wird: Inmitten der Party-Touristen gibt es dort immer noch Inseln, auf denen man interessante Leute trifft und gute Musik läuft. Mein Lieblingsort sind die Treppen vor dem Club Salon des Amateurs. Wer dort ein paar Minuten sitzt, trifft einen herrlichen Querschnitt an Menschen: Künstler, Studenten, Party-Volk, Straßenmusiker. Wenn ich davon mal meine Ruhe möchte, fahre ich in den Grafenberger Wald. Man ist noch mitten in der Stadt, aber die Rehe laufen direkt vor meinen Füßen entlang.


Jan Schönrock (25), Student (Geschichte)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Das Landei kommt in die Großstadt und geht völlig unter. Das dachte ich, bevor ich hierher kam. War aber nicht so. Ursprünglich bin ich wegen des Landtags nach Düsseldorf gekommen, weil ich Politikwissenschaften im Bachelor studiert habe. Dann habe ich schnell festgestellt, dass Düsseldorf auch sonst eine spannende Stadt ist, mit vielen versteckten Nischen. Es ist nicht wie in Berlin, wo einem die Subkulturen frei Haus geliefert werden und an jeder Ecke zu sehen sind, wenn man mal durch die Stadt geht.

Ich bin sehr gern im Boui Boui Bilk, einem Veranstaltungsort in einer alten Schraubenfabrik. Da war zuletzt ein Food Festival, sonst sind häufig Straßenflohmärkte und bald ist dort alternativer Winterbasar mit Selbstgemachtem und Kunsthandwerk. Sehr intim ist das Kucheneck in einer alten Tankstelle, da gibt's nur zwei Tische, super Kuchen und der Typ, der das macht, ist auch eine Marke für sich. Auch gut: das Kwadrat in Pempelfort im 70er-Jahre-Stil und mit riesigen Fenstern. Da kann man auch sehr gut frühstücken. Der Straßenflohmarkt beim Straßenfest in der Kiefernstraße gefällt mir auch. Auf der Kö ist einmal im Jahr Bücherbummel, da verkaufen dutzende Antiquariate ihre Bücher zum kleinen Preis. Mit der Kö an sich hat das nichts zu tun. Was ich unbedingt empfehlen kann ­– auch als Dating-Möglichkeit – sind die Museen K20 und K21 der Kunstsammlung NRW mit Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Die haben eine gute Dauerausstellung, aber immer wieder auch schöne Wanderausstellungen. Am ersten Mittwoch im Monat ist der Eintritt frei, da bin ich bestimmt sieben oder acht Mal im Jahr. Natürlich nicht nur zu Dates. Um abends was trinken zu gehen, brauche ich nicht unbedingt diese Hipster-Limo-Läden. Da gehe ich gerne mal ins Brauhaus, Schumacher oder Füchschen. Die sind zwar eher bürgerlich-rustikal, aber alternativ und hip muss ja auch nicht immer sein.

Text: michel-winde - Fotos: oH; Illustration: Katharina Bitzl

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