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Keine Million in der Comic-Kiste

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jetzt.de: Auf Ebay werden gerade zwei Millionen Dollar geboten – für ein Superman-Comicheft! Wie ist das zu erklären?  
Oliver-Frank Hornig: Zunächst: Superman ist eine amerikanische Erfindung, das Heft wird in Amerika versteigert. Und der amerikanische Markt ist ein ganz anderer als der deutsche. Bei solchen Auktionen bieten sich manchmal nur zwei bis drei Sammler hoch, die das Heft unbedingt wollen – mit dem normalen Kunstmarkt hat das gar nichts mehr zu tun. Der Standard sind solche hohen Summen, auch für sehr alte Ausgaben, sicherlich nicht. 30 Jahre seine Comichefte in der Kiste zu lassen und dann auf den großen Coup zu vertrauen – das geht meistens schief. Aber: Man kann natürlich auch mal Glück haben.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ja, für so eine Superman-Geschichte kann man schon mal zwei Millionen Dollar hinlegen - oder?

Wenn Comichefte aber solche Preise erzielen können, taugen sie dann als Investition?
Als Wertanlage lohnt sich das kaum. Wie immer geht es auch hier um Angebot und Nachfrage: Wenn es einen Sammler gibt, der besessen davon ist, gerade diese Ausgabe zu haben, ist das einfach mal Glück. Ich sage es noch mal: Das ist der absolute Ausnahmefall.    

Eine Kollegin hat noch die Erstausgabe des Lustigen Taschenbuchs – muss sie, wenn sie es verkauft, bald keine Artikel mehr schreiben?
Lustige Taschenbücher werden von den meisten Händlern für 50 Cent angekauft, für einen Euro weitergegeben. Das müsste bei Ihrer Kollegin schon ein sehr gut erhaltenes Exemplar sein, damit dabei was für sie rausspringt. Zudem gibt es einen Comic-Preiskatalog, in dem alle Alben gelistet sind und bei denen die jeweiligen Preise stehen. Daran halten sich viele Händler – ob man diesen Preis dann aber auch bekommt, hängt vom Einzelfall ab. Wir hatten letztes Jahr den Fall, dass der comicplus+ Verlag ein seltenes Winnie-Puuh-Heft herausgegeben hatte, plötzlich zahlten die Leute über 120 Euro für ein Heft. Da haben Händler zugeschlagen, um sie zu horten – weil sie das große Geld vermuteten.  

Welche Hefte sind denn in Deutschland noch am meisten wert?
Faustregel ist, dass die bekannten Comics schon am meisten bringen, Erstausgaben von "Tim und Struppi" und "Asterix" zum Beispiel. Wie viel es aber tatsächlich ist, das liegt wieder an der jeweiligen Ausgabe.  

Was bringen denn die alten, mittlerweile nicht mehr erhältlichen Hefte wie beispielsweise die „Yps“?
Einige Händler stellen die für 100 bis 200 Euro rein und ein paar Kunden schlagen dann tatsächlich zu. Da wähnt sich mancher dann in dem Glauben, bei Amazon etwas Hochpreisiges erstanden zu haben – was in Wahrheit nur überteuert war. Das ist ja auch alles nicht ins Detail durchorganisiert: Teilweise wissen die Händler selbst nicht, was sie noch alles im Lager liegen haben. Manche Sonderfälle sind auch Fehldrucke, dann wird nur ein bestimmter Band gesucht. Die sind dann auch unglaublich schwer zu bekommen – und echt viel Geld wert.  

Mit dem Großteil der Hefte lässt sich also kein Geld machen. Müssen wir unsere alten Comics in 90 Prozent der Fälle einfach wegwerfen?
Man kann auch einfach mal zu einem Comic-Händler gehen oder einen kommen lassen. Und vielleicht kriegt man dann noch einen Euro auf den Quadratmeter. Aber am besten ist es, die Comics aufzuheben und dann an die Kinder und Enkelkinder zu geben. Comics wurden und werden schließlich nicht als Sammelware produziert, sondern zum Lesen!

Text: tim-kummert - Foto: getty images

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