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„Es gibt einen latenten Größenwahn in München“

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jetzt.de: Charly, neulich sagtest du in einem Interview: „München ist nicht so spießig und scheiße, wie alle sagen.“ Mit Charly Bravo spielt ihr nun mit typischen München-Klischees, nehmt die Bussi-Bussi-Gesellschaft auf die Schippe. Habt ihr keine Angst, dass das manche gar nicht so ironisch verstehen könnten, wie es gemeint ist – und eure Stadt am Ende noch schlechter weg kommt?
Charly: Dass die Leute uns ernsthaft für das halten, was wir da machen, passiert immer wieder. Man muss halt ein bisschen Humor besitzen, um uns zu verstehen – und der fehlt manchen scheinbar.  

Welche Klischees, die ihr in euren Songs aufgreift, siehst du denn tatsächlich in München bestätigt?
Viele Deutsche glauben nach wie vor, dass in München die Schickeria beheimatet ist, und dass die Münchner sowieso die schlimmsten von allen sind. Und klar, es gibt einen latenten Größenwahn in München, aber den gibt es in anderen Großstädten genauso. Was noch am ehesten stimmt, ist dass die Münchner und wir auch ein bisschen arrogant sind. So ein kleines bisschen over the edge.  

Und was stimmt so gar nicht von den gängigen Vorurteile?
Die Schickeria, wie es sie in den 80ern gab, also in den großen Disco-Zeiten, ist tot. Natürlich gibt es noch diese Bussi-Bussi-Gesellschaft, diese Gesehen-und-Gesehen-werden-Leute, die gerade jetzt wieder auf dem Oktoberfest herumhampeln. Aber die Zeit der großen VIPs und echten Sternchen ist vorbei. Es gibt nur noch ein paar reiche Kids, die das Geld ihrer Eltern im P1 auf den Kopf hauen. Das hat keinen Stil mehr, das ist nur noch abgehoben und dekadent.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Für Bayern ins Rennen - "da packt's uns schon bei der Ehre", sagt Charly Bravo, der hier aus uns unbekannten Gründen vor der Berliner Oberbaumbrücke posiert.

Schon mal selbst im P1 gewesen?
Ich habe im P1 als Charly Bravo schon oft den Host gegeben, habe mit Zylinder gerappt und die Menge angeheizt. Es ist an sich ja auch ein cooler Laden, in dem coole Musik gespielt wird. Es sind auch hier mehr die Klischees und Vorurteile, die das P1 schlecht dastehen lassen.  

Ihr parodiert euch also selbst?
Auf unserem ersten Album war es noch eine Parodie, man musste wirklich jeden Song mit einem Augenzwinkern nehmen. Auf dem neuen Album gibt es aber auch Songs über ganz andere Themen, die uns am Herzen liegen. Wir wollen uns ja auch weiterentwickeln und musikalisch reifen.  

„New German Popper“ nennt ihr euch jetzt selbst. Was zeichnet denn einen New German Popper so aus?
New German Pop hat viel mit der Neuen Deutschen Welle zu tun, nur gibt es jetzt weniger Welle und mehr Pop. Die Texte sind auf Deutsch, und es gibt viele 80er-Elemente, viele Synthesizer und so. Unter dem Begriff Pop verstehen die meisten ja eher weichgespülte Musik. Wir haben dagegen Ecken und Kanten und nennen uns deshalb auch „New“ German Popper.

Nun seid ihr beim diesjährigen Bundesvision Song Contest für Bayern am Start. Was war euer Antrieb, als ihr euch dafür beworben habt?
Uns ging es um die Möglichkeit, uns einem großen Publikum zu präsentieren. Aber da wir alle Münchner sind und nun Bayern vertreten, packt’s uns schon auch bei der Ehre.  

http://www.youtube.com/watch?v=dfZP-a4Qnlg Charly Bravo live.

Fühlt ihr euch als passende Vertreter für das ganze Bundesland – oder doch nur für eure Stadt?
Schwierig. Natürlich kann man, wenn man in München lebt, innerhalb einer halben Stunde in den Bergen sein und so einen typischen Bayern-Flair erleben. Man kann auch aufs Oktoberfest gehen, also dorthin, wo viele das vermuten, was am allertypischsten für Bayern ist. Ich glaube, dass wir die Landeshauptstadt ganz gut vertreten. Wollten wir ganz Bayern vertreten, müssten wir vielleicht Mundart benutzen.  

In der Vorstellungsrunde bei TV Total habt ihr einen ziemlich selbstbewussten Eindruck gemacht.
Wir waren beim Raab ehrlich gesagt ganz schön aufgeregt! In der Größenordnung hatten wir vorher ja noch nichts gemacht. Und man muss natürlich auch realistisch sein und die Bands sehen, die jetzt antreten und schon lange mit ihrem Format Erfolg haben. Wir selbst stehen ja noch ganz am Anfang. Aber: wir haben hart gearbeitet, ein gutes neues Album gemacht und sind stolz auf das, was wir geschafft haben. Wir müssen uns auf keinen Fall verstecken.  

Habt ihr ein Ziel beim Wettbewerb?
Wir wollen versuchen, eine gute Show abzuliefern und München wieder cool zu machen. Viele denken ja: Was aus München oder Bayern kommt, kann man nur belächeln. Wir wollen Deutschland das Gegenteil beweisen.

Text: erik-brandt-hoege - Foto: dpa

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