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Berliner Kindle

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Jetzt halte ich sie also in der Hand, die Zukunft des Lesens. Zumindest wird sie, seit der erste "Kindle" vor ziemlich genau fünf Jahren vorgestellt wurde, immer wieder als solche ausgerufen, vor allem in den Wochen vor Weihnachten.

Bisher habe ich E-Book-Reader immer ignoriert. Nicht bewusst, sondern weil ich nie das Gefühl hatte, ich bräuchte einen. Neue Bücher kosten als E-Book nur minimal weniger als das jeweilige Taschenbuch, und irgendwie mag ich die unübersichtlichen Bücherstapel in meiner Wohnung. Zwischendurch lese ich schon mal ein E-Book, allerdings auf dem Tablet oder Laptop, seit das mit der "Kindle"-App geht.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

E-Book-Reader aus Berlin: der "Txtr Beagle".

Der batteriebetriebene (!) E-Book-Reader "Txtr Beagle" hat mich aber neugierig gemacht. Die Berliner Firma Txtr, die E-Books vertreibt und Lese-Apps für Smartphones und Tablet-Computer anbietet, hat ihren E-Book-Reader im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Erscheinen sollte er erst vor Weihnachten, dann wurde der Termin auf Frühjahr 2013 verschoben. Auf Facebook und Twitter wird viel spekuliert, vor allem, weil der Reader unglaublich günstig verkauft werden soll: für weniger als zehn Euro in Kombination zum Beispiel mit einem Mobilfunkvertrag. Der Preis ohne Vertrag steht noch nicht fest.

Diese Verbindung hat einen Grund. Txtr ordnet den "Beagle" als "Smartphone-Zubehör" ein. Das passt. Mit seinem Fünf-Zoll-Bildschirm ist er nur unwesentlich größer als das "Galaxy Nexus" und passt mit Handy zumindest in die Männer-Hosentasche, auf jeden Fall in die Jackentasche. Vor allem aber: Mit ihm kann man einfach nur lesen. Sonst nichts. Und zwar das, was man mit dem Handy auf das Gerät lädt. Anders als Amazon, Sony und Kobo wollten die Berliner kein Möchtegern-Tablet bauen - sondern einfach nur einen E-Book-Reader. Der "Beagle" ist so etwas wie ein zweiter Bildschirm fürs Smartphone - der sinnvoll ist, weil das Lesen auf einem E-Ink-Display viel augenschonender ist als auf dem Handy oder Tablet. Er ist eine praktische Erweiterung für das Smartphone. Zubehör eben - wie Kopfhörer, die das Musikhören mit dem Handy leichter machen. 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der "Txtr Beagle" in der Farbe "Grapefruit".

Vieles am "Txtr Beagle" ist ein bisschen umständlich. Die Schriftgröße, die man nur vor dem Übertragen, nicht mehr auf dem Gerät, ändern kann. Das mühsame Raufladen über Bluetooth und eine App, die das E-Book erst in Raw-Bilder umwandelt und dann auf das Gerät schickt. Und auch, dass man keine einzelnen Bücher löschen, sondern nur das Gerät ganz zurücksetzen kann. Immerhin kann man das auch unterwegs mit dem Smartphone machen, in der App bleiben ja alle E-Books gespeichert. Auf den E-Book-Reader passen, je nach Größe, fünf bis 15 Bücher.

Wenn man den "Txtr Beagle" in der Hand hält, fühlt man sich, als hätte man einen alten Gameboy (den dicken grauen) in der Schublade gefunden. Man hat keine Farbe, keinen Touchscreen, bloß ein paar Tasten. Nur, dass es beim "Beagle" nicht ums Spielen, sondern ums Lesen geht (das erstaunlich gut funktioniert!). Ihn so minimalistisch – und auch günstig – wie möglich zu halten, ist nur konsequent. Für alles andere hat man sowieso schon Computer, Tablet und Smartphone. 

"I'm pleasantly surprised to report that the beagle seems like it could be truly disruptive to Amazon's Kindle leadership", schrieb Michael Grothaus in der Online-Ausgabe des "Guardian" über den deutschen E-Book-Reader. Das könnte stimmen. Der "Beagle" ist einfach nur zum Lesen da. Wie ein Reclam-Büchlein. Nur in Jadegrün, Türkis, Violett und "Grapefruit".

Text: kathrin-hollmer - Fotos: vi-pham

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