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Im Inneren der Liebesfabrik

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jetzt.de: Hast du das Gefühl, Menschen mit deiner Arbeit glücklich machen zu können?
Julia Spring: Die Erfolgsgeschichten, die uns täglich per Telefon, Mail, Chat und Brief erreichen, zeigen mir, dass wir gute Arbeit leisten, um Menschen zusammenzubringen und glücklich zu machen, das ist immer wieder ein Ansporn. Es gibt da wirklich wundervolle Geschichten. Einmal hat es bei einem Fluggast und der Flugbegleiterin gefunkt, die beiden haben sich aber aus den Augen verloren und dann ein Jahr später bei eDarling wiedergefunden.
 
Wie erfahrt ihr denn von solchen Storys?
Entweder rufen Kunden an oder schreiben uns Mails, weil sie ihr Profil nicht mehr brauchen und keine Partnervorschläge mehr wollen. Dann fragen wir nach, und wenn die Info kommt, dass sie einen Partner gefunden haben und glücklich mit jemandem zusammen sind, bohren wir ein bisschen nach und fragen, ob sie ihre Geschichte mit uns teilen wollen. Darauf antworten viele, wir bekommen sogar ziemlich viele Fotos geschickt.
 
Und was passiert damit dann?
Wenn die Kunden einverstanden sind, veröffentlichen wir die Geschichten und Fotos. Es gibt auch alle paar Wochen einen firmeninternen Newsletter mit Erfolgsgeschichten. Und wir haben bei uns ganze Wände, die mit Fotos von Paaren zugepflastert sind, die sich bei uns gefunden haben. Das ist ganz gut, weil man jeden Tag, wenn man ins Büro kommt, sehen kann, wofür man eigentlich arbeitet.
 
Ist Online-Dating das Kennenlernen der Zukunft?
Ich finde es klasse, einfach weil es praktisch ist. Sicher ist es nicht für jedermann das Richtige. Aber mittlerweile findet sich wohl schon fast jedes dritte Paar übers Internet. Und das ist bestimmt erst der Anfang.
 
Ist es manchen Leuten nicht noch peinlich, dass sie auf einer Partnerbörse im Netz jemanden suchen?
Den Eindruck habe ich nicht. Es ist heute ganz normal, in sozialen Netzwerken Leute kennenzulernen, mit ihnen zu chatten und sich zu verabreden. Auch Leute in meinem Alter, die auf Partys gehen und auch im Leben da draußen jemanden finden könnten, gehen damit offen um. Auch hier bei uns im Unternehmen haben viele privat ein Profil und erzählen auch, wenn sie angeschrieben wurden und sich mit jemandem treffen.
 
Welche Zielgruppe bedient ihr?
eDarling ist für Singles, die eine langfristige Beziehung suchen. Meistens haben sie schon eine längere Beziehung hinter sich und wollen jetzt den Richtigen finden. Unsere Mitglieder schätzen es, sich nicht durch viele Profile klicken zu müssen, wie man das bei Singlebörsen machen muss.
 
Wie finden sich die Paare denn bei euch?
Wir haben einen Persönlichkeitstest und machen daraufhin Partnervorschläge. Der Test fragt natürlich nach Alter, Wohnort, Interessen. Dann fragen wir nach Wünschen hinsichtlich der Beziehung: Will man Kinder? Darf der Partner rauchen? Der Kern ist aber das Persönlichkeitsprofil, also der Charakter. Das basiert auf dem psychologischen Modell der Big Five. Wir machen dann die Partnervorschläge, je nach Ähnlichkeit der Persönlichkeit und natürlich der Suchkriterien. Der Nutzer bekommt jeden Tag fünf bis sieben Vorschläge, je nachdem, wie aktiv er ist. Durch das Testergebnis erfährt man übrigens nebenbei auch eine Menge über sich selbst.
   
Habt ihr einen Überblick über die Erfolgsquote?
Wir haben im letzten Jahr eine Untersuchung auf der Basis der Angaben der Nutzer gemacht, die sich abgemeldet haben. Daraus ließ sich hochrechnen, dass sich europaweit ungefähr alle fünf Minuten ein Paar findet. Die Erfolgsquote liegt bei rund 33 Prozent, es wird also jeder dritte fündig. Das dauert in der Regel rund drei bis sechs Monate. Bei schwierigen Singles manchmal leider auch länger.
 
Kommen auch Leute zurück, wenn eine eDarling-Beziehung zerbricht?
Meistens melden die Kunden sich erst ab, wenn sie sich ganz sicher sind. Es kommt aber öfter vor, dass es dann nicht klappt und sie irgendwann wiederkommen.
 
Und dann holt man deren Profil quasi wieder aus dem digitalen Keller hervor?
Nein. Wir löschen aus Datenschutzgründen ja das gesamte Profil, wenn sich jemand abmeldet. Wer wiederkommen möchte, muss den Test noch mal machen.
 
Beschweren sich Kunden über die Vorschläge?
Naja, wenn jemand im tiefsten Bayern in einem Bergdorf lebt und sagt, er sucht im Umkreis von 50 Kilometern Partnervorschläge, dann wohnen da unter Umständen eben nicht so viele. Dann muss man ausweichen und den Such-Kreis ausweiten. Da beschweren sich dann manche, die nicht so weit fahren wollen. Aber das kann man denen dann schon erklären.
 
Es melden sich bestimmt auch Leute mit falschen Identitäten an. Wie deckt man die auf?
Bei uns muss man ja erst mal den Test mit 280 Fragen durchgehen. Das hält wohl schon die meisten Leute mit unehrlichen Absichten fern. Aber wir haben auch ein Schutzsystem, das automatisch verdächtige Profile markiert. Und wenn sich jemand mit einer falschen Identität oder unseriösen Absichten anmelden, wird er schon entdeckt, wenn unser Team die Fotos und Texte überprüft und freigibt – also bevor er einem Mitglied vorgestellt wird. Wir lesen jeden Text und schauen uns jedes Foto an, um zu vermeiden, dass da unseriöse Sachen dabei sind, jemand anzügliche Bilder macht oder Texte schreibt oder sich nackt vor dem Spiegel fotografiert. Aber ein paar Leute gestalten ihr Fake-Profil so perfekt, dass sie es trotzdem durch unsere Kontrollen schaffen. Dann sind wir auf die Mitglieder angewiesen, dass sie verdächtige Mitglieder melden, beispielsweise wenn sie von ihnen sexuell belästigt werden oder sie offensichtlich unehrliche Ziele verfolgen. Dann sperren wir den Account.
 
Hast du mal jemanden persönlich kennengelernt, der bei euch Kunde ist?
Rührend war der Besuch eines alten Mannes, ich denke, er war 80. Er war auf Besuch in Berlin nd wollte, dass wir seine Fotos einscannen und sein Profil mit Hilfe seines Ausweises auch gleich verifizieren. Wir haben selten Kundenbesuch hier im Büro und waren leicht verwundert. Ich habe mich darum gekümmert, seine Bilder in sein Profil einstellen zu lassen. Danach habe ich mich noch kurz mit ihm unterhalten und er erzählte mir, dass er zwar schon sehr alt sei, aber jetzt schon wisse, dass er mindestens 100 Jahre alt würde und nicht so lange allein sein wolle. Diese Einstellung hat mich sehr gerührt. Ich hab mir überlegt, was wohl mein Opa machen würde in dieser Situation und dass ich ihm genauso wünschen würde, nicht allein alt werden zu müssen. Ich war auch nicht die einzige im Büro, die von diesem alten lieben Mann angetan war.
 
Mal ehrlich: Welche Selbst-Charakterisierungen und welches Lebensmotto kannst du in den Profilen nicht mehr sehen?
Die typischen Sprüche: „Frag nach, ich beiße nicht“, „Ich suche jemanden zum Pferde stehlen“, „Ich bin ich“, „Carpe diem“, „Lebe deinen Traum und träume nicht dein Leben“. Auch nervig, wenn im Profil auf die Frage: „Was sollte man über Sie wissen?“ geantwortet wird: „Das möchte ich dir persönlich sagen“. Dazu wird es mit solchen Aussagen nie kommen, weil die Person gar nicht kennenlernen will.
 
Gibt es eigentlich jahreszeitliche Veränderung im Suchen und Finden?
Man merkt schon, dass im Sommer viele Leute im Urlaub sind. Und wenn es auf Weihnachten zugeht, wollen die Leute nicht mehr allein sein. Viele Anmeldungen haben wir auch am Neujahrstag, vielleicht hat das mit den Vorsätzen fürs neue Jahr zu tun. Das Wetter ist sowieso wichtig: Bei Sauwetter gehen die Singles auf Partnersuche.

Text: christian-helten - und max-scharnigg. Herz: katharina-bitzl

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