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Supermärkte besetzen und in Bildung investieren

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Was treibt unsere Generation an? Was macht uns glücklich, worüber machen wir uns Sorgen? Das waren die Ausgangsfragen, mit denen wir uns am ersten Tag des Think Tanks "Young Searchers Unlimited" der Welthungerhilfe beschäftigt haben.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Insgesamt 20 Jugendliche im Alter zwischen 19 und 25 Jahren haben zwei Tage lang in der ehemaligen Malzfabrik in Berlin Ideen für die Welthungerhilfe entwickelt. Nach Vorträgen über die Arbeit der Welthungerhilfe, wie der Katastrophenhilfe nach dem Erdbeben in Haiti und einer Skype-Konferenz mit Jugendlichen aus Neu-Delhi, Nairobi und Port-au-Prince wurden in Gruppenarbeit verschiedene Fragestellungen bearbeitet. Was muss passieren, dass wir uns engagieren? Wann würden wir uns an Gleise ketten oder in einen Hungerstreik treten? Was wollen wir mit unserer Generation erreichen? Nach vielen kleinen Fragehäppchen kamen wir am Ende auf die eine große Frage: Wie kann man Hunger und Armut bekämpfen?   Die Ideen, die an den beiden Tagen der "Denkfabrik" entstanden sind, reichen von einem "Social Friendchise", einer Art Kaffeehauskette, die Projekte vor Ort mit Geld und Beratung unterstützt, und einer Partyreihe mit Live-Schaltung in ausgewählte Dörfer in Entwicklungsländern bis hin zu radikalen Aktionen. Eine Gruppe schlug vor, alle Supermärkte einer Stadt zu sperren und alle Einkaufswagen zu stehlen, um zu zeigen, wie es ist, wenn man einen Tag lang nichts zu essen kaufen kann. Eine andere Idee war, am Münchner Marienplatz Stände aufzubauen und 100 Euro pro Sack Kartoffeln zu verlangen, um auf den Anstieg der Lebensmittelpreise hinzuweisen.   Wir haben bei ein paar Teilnehmern nachgefragt, was sie machen würden, wenn sie eine Million für Entwicklungshilfe zur Verfügung hätten, und wie sie sich persönlich engagieren.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Sarah von Kaminietz, 25, Physikerin und Teach First Fellow   Was würdest du mit einer Million Euro machen, um sie gegen Armut und Hunger einzusetzen? Ich würde einen Wettbewerb ausrufen. Menschen in den Entwicklungsländern könnten sich mit ihren Ideen bewerben, die bestimmte Probleme vor Ort lösen. Die mit der besten Idee bekommen das Geld und können darüber frei verfügen, so fühlen sich die Leute nicht bevormundet. Die Menschen vor Ort wissen genau, was sie am meisten brauchen, das bringt mehr, als wenn wir bei uns Ideen für sie entwickeln. Außerdem gibt es viel, das sich noch vor unserer Tür entwickeln muss, das sollten wir nicht vergessen.Wofür engagierst du dich? Ich arbeite für "Teach First", das ist zwar mein Job, ich kriege Geld dafür, aber es ist trotzdem eine gute Sache. Ich bin für zwei Jahre an Schulen in sozialen Brennpunkten, um mit Nachhilfe, Klausurvorbereitung und Einzelcoachings dazu beizutragen, die Bildungsungerechtigkeit auszugleichen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Hans Rusinek, 22, Student Philosophy and Economics   Was würdest du mit einer Million Euro machen, um sie gegen Armut und Hunger einzusetzen?Ich würde mir ein bestimmtes Land aussuchen, dem ich helfen will. Wenn dieses Land, sagen wir mal, 100.000 Einwohner hat, dann würde ich jedem Einwohner zehn Euro geben, und zwar jedem, auch jedem Kind, jeder Frau. Ich würde darauf achten, dass jeder auch über dieses Geld verfügt und für sich selbst entscheidet, was er damit macht. Zehn Euro sind eine Summe, mit der man sich in manchen Ländern schon eine Ackermaschine kaufen kann.   Was tust du Gutes? Ich versuche in allem, was ich tue, immer eine Art Karma-Gedanken zu erfüllen. Ich bin davon überzeugt, dass man, wenn man Schlechtes tut, auch Schlechtes zurückbekommt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Christina Kufer, 20, Jura-Studentin und Journalistin   Was würdest du mit einer Million Euro machen, um sie gegen Armut und Hunger einzusetzen?Ich würde vor allem in Bildung investieren, weil ich glaube, dass Bildung der Schlüssel dazu ist, dass man sowohl Hunger als auch Armut bekämpfen kann, und zwar nachhaltig. Mit einer Million würde ich in den Städten, in denen keine Schulen sind, welche bauen, Lehrer einstellen und bezahlen, Bücher und Unterrichtsmaterial kaufen und in Schulbusse investieren, damit die Kinder überhaupt die Möglichkeit haben, zu den Schulen zu kommen.Was tust du Gutes? Ich studiere etwas einigermaßen Sinnvolles. Jura ist ein Studiengang, mit dem man Gutes schaffen und vor allen Dingen auch Gerechtigkeit langfristig umsetzen kann. Und ich wohne im Studentenwohnhein und versuche, dass dort alles sauber bleibt und nicht so viel Essen weggeschmissen wird.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Allison Jones, 22, Jura-Studentin und Gewinnerin von "Ich kann Kanzler" 2012   Was würdest du mit einer Million Euro machen, um sie gegen Armut und Hunger einzusetzen?Ich würde Projekte fördern, die nicht so viel kosten, aber trotzdem Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen, zum Beispiel Mikrokredite. Geld, das hier nicht so viel wert ist, wie 500 Euro, können zum Beispiel in Sierra Leone viel wert sein. Damit kann man den Leuten helfen, ihre eigene wirtschaftliche Grundlage zu schaffen. Wenn jemand ein Feld hat und davon selbst lebt, aber auch verkaufen könnte, könnte man ihm einen Mikrokredit für eine Maschine geben, damit er dann mehr anbauen und verkaufen kann. Damit könnte er seinen Kredit abbezahlen und ein eigenes Standbein aufbauen.Was tust du Gutes? Ich mache nicht speziell was Gutes, aber auch nichts Schlechtes. Doch, ich mache schon etwas Gutes, ich bin im Debattiervorstand, da organisiere ich zum Beispiel mit anderen die Weltmeisterschaft 2013 in Berlin.Text: kathrin-hollmer - Fotos: Julian Röder, Kathrin Hollmer

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