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Mädchen, interessiert ihr euch eigentlich auch für anderen Sex?

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Die Frage klingt abseitiger, als ich sie eigentlich meine. Es geht nur um die schlichte Tatsache, dass das Sexleben eines Mannes zu einem gewissen Teil immer auch aus Ideen und Vorstellungen besteht, die sich mit seiner aktuellen Realsituation im Bett nicht unbedingt decken. Ob diese Visionen von pornographischem Anschauungsmaterial herrühren oder aus der Erinnerung an frühere Beziehungen, ob es einfach eine angeborene Experimentierfreude ist oder Reaktion auf leichte Langeweile, lassen wir mal dahingestellt. Fest steht, der "andere" Sex hat immer einen gewissen Reiz und die Neugier darauf überflügelt gelegentlich auch mal den gesunden Menschenverstand.

Ob es jetzt der klischeehafte Dreier ist, ob die Vorstellung vom Sex mit einer Asiatin oder mit einer älteren Frau - manches, was sich bis jetzt noch nicht ergeben hat, geistert uns hartnäckig durch den Kopf und das auch, wenn wir mit unserer aktuellen Partnerin hochzufrieden und glücklich sind. Ist eben so: Sex macht Spaß und die Verheißung, dass dieser Spaß auch mal auf einem anderen Weg erreichbar wäre, lässt uns manchmal keine Ruhe. Wenn wir unseren Kumpels mal eine dahingehende Andeutung machen, ernten wir eigentlich auch fast immer Zustimmung, meistens geht das, was jeder unbedingt noch mal erotös erleben möchte dann noch einige Runden weiter und jeder steuert was bei.

Wenn man das Thema Frauen gegenüber anspricht, erntet man aber je nach moralischer Kondition der Dame etwas zwischen ehrlich gelangweiltem Schulterzucken oder gelinder Bestürzung, weil sie denken, man wäre todunglücklich mit dem Status Quo. Aber das ist es ja nicht, es ist doch nur spannend, über den anderen Sex nachzudenken.

Kommt, gebt es zu, ihr macht das doch auch!


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Der Grund dafür, dass euch unsere Sehnsüchte nach "anderem" Sex weitgehend verborgen bleiben, ist nicht, dass wir sie nicht haben. Wir besprechen sie nur nicht mit euch. Weil wir wissen, wie weh das tun kann. Natürlich haben wir mindestens genau so perverse Ideen wie ihr, und deshalb wissen wir ebenso gut, dass diese keine Gefahr für unsere Bettwirklichkeit sind. Wenn ihr in euren Träumen manchmal Sex mit der kühlen Nachbarin habt, sollte uns deshalb kein merkwürdiger Eifersuchts-Angst-Schmerz treffen. Tut es aber trotzdem. Natürlich könnten wir deshalb erst recht ganz cool-chick-mäßig tun und mit euch über allgemeine Fremdsex-Vorstellungen herumkumpeln. Aber wäre das nicht irgendwie ein blödes, aufgesetztes Battle? Eure Fantasien stünde stramm gegen unsere Fantasien. 1:1. Nur, wofür noch mal? Näher bringt uns das bestimmt nicht. Es pflanzt uns nur ein ziemlich doofes, alleingelassenes Gefühl in den Bauch: Ist unsere Beziehung jetzt schon so ausgeleiert, dass wir hemmungslos voreinander rumposaunen, was wir sexuell alles ohne einander ausprobieren wollen würden? Wo ist das Zartfühlende hin, das respektvolle Begehren? Und: Sind Fantasien über anderen Sex nicht eigentlich genau deshalb so aufregend, weil sie eben heimlich sind?

So sehr ich glaube, dass man sich in einer Beziehung nur richtig nahe sein kann, wenn man auch über die tiefsten, eigenen Abgründe und den schlimmsten körperlichen Ekel miteinander sprechen kann, bin ich mir manchmal nicht sicher, wie sich diese Regel bei Fremdgeh-Fantasien verhält. Es ist im Grunde genau der Konflikt, den wir schon in unseren ersten, pubertären Beziehungen rauf- und runter diskutiert haben: Falls es uns einmal passieren sollte, dass wir völlig kopflos, leichten Sinnes und im Rausch für Millisekunden an die Lippen von jemand anderem geraten, sagen wir es euch dann, oder nicht?

Die Sache bei solchen Vorkommnissen ist ja die, dass sie bis auf einen kurzen, verbotenen Moment gänzlich unspannend sind. Wäre es da nicht dumm, euch von einem Kuss, der - wenn wir euch lieben - sowieso nur eine feuchte Enttäuschung war, zu erzählen? Sollten wir nicht lieber schweigen, anstatt eine große Krise hervorzurufen, indem wir sagen: Übrigens, ich habe keine Ahnung wie es passieren konnte, aber gestern  hat dieser Typ mich geküsst und es war irgendwie lustig, aber nach nicht einmal vier Sekunden habe ich gemerkt, dass der nicht riecht wie du und dass das alles ganz schön eklig und Scheiße ist und ich gerade was total Dummes tue, was ich überhaupt nie tun wollte, und dann bin sofort nach Hause gegangen, also bitte sei nicht böse, du weißt ja gar nicht wie bedeutungslos es war."

Andere Küsse und anderer Sex sind nur in der Vorstellung gut und meistens begreift man das glücklicherweise schon sehr früh. Und lässt es dann in den folgenden Beziehungen einfach bleiben. Denn: In Echt ist eh alles fad, was nicht ihr seid. Was nicht wie ihr riecht, was nicht wie ihr schmeckt, was sich nicht im Schlaf so bewegt, wie ihr es tut. Was nicht dieses ganze, eure, unbeschreibliche Wahnsinns-ein-und-Alles für uns hat.

Damit will ich sagen: Ihr könnt eure Träume anderer Erotik gerne haben. Wir haben sie ja, wie gesagt, auch - und sie fallen manchmal so obszön aus, dass wir uns beinahe vor ihnen erschrecken: Von Dreier-Mädchensex-Orgien mit tough-süßen Barkeeperinnen bishin zum Verführtwerden von Männern, die unsere Väter sein könnten. Aber das macht den Spaß ja erst aus - weil wir nämlich auch wissen, dass all diese Ideen ihren Reiz sowieso nur in heimlichen Hirngespinsten oder kichernden Gesprächen unter besten Freunden bewahren. Wenn wir eure Fantasien aus der Ferne erahnen, ist uns das also genug. Dann macht es uns unter Umständen fast schon wieder ein bisschen an. Mehr wollen wir wirklich nicht. Unser gelangweiltes Schulterzucken, wenn ihr das Thema anschneidet, ist unsere Abwehrhaltung. Lasst uns mit unseren perversen Fantasien allein und wir lassen euch mit euren allein.

martina-holzapfl

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