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Mädchen, warum seid ihr jetzt alle in Ryan Gosling verknallt?

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Es dauert ja meistens eine Weile, bis wir mitkriegen, welcher männliche Prominente bei euch flächendeckend als heiße Type gilt. Ehrlich gesagt denken wir da immer noch an Brad Pitt, allenfalls fallen uns noch Johnny Depp und Jude Law ein – schon klar, das waren die Posterheinis von vorgestern. Nun tauchte 2011 ein Name immer öfter auf, nach dem wir uns jetzt doch mal erkundigen wollen: Ryan Gosling. Das Time Magazin kürte ihn zur coolsten Nase des Jahres, die Promi-Blogs reißen sich um Bilder von seinen Bauchmuskeln, er ist Oscar-Anwärter und über all dem eben: Frauenschwarm, Herzensbrecher, Obersüßling. So sehr, dass selbst der zum „Sexiest Man 2011" gekürte Bradley Cooper (den kennen wir auch nicht) zugeben musste, dass es eigentlich einen gerechteren Gewinner hätte geben müssen: Gosling. Wir sehen uns den Kerl also an und sehen ein etwas windiges Bürschchen mit schiefem Kinn. Könnt ihr uns erklären, was wir da übersehen haben?


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Alle fuchteln uns wie wild mit diesem Namen vor der Nase rum. Unsere beste Freundin postet bei Facebook: „Oh Gott, ich will ein Kind von Ryan Gosling!", unser bester Freund fragt: „Hast du den neuen Film mit Ryan Gosling schon gesehen?" und wieder jemand anders erzählt eine Filmszene nach und fügt danach in beiläufigem Ton an, dass das der Film sei, „wo auch Ryan Gosling mitspielt." 

Die Wahrheit ist: Wir wissen noch gar nicht so lange, wer das ist. Natürlich nicken wir trotzdem scheinheilig, sagen: "Jaja, genau, find ich auch" und denken: Oha, jetzt aber schnell mal nachsehen, wie der aussieht, wo der herkommt und was an ihm so besonders sein soll. Dann sehen wir, was du siehst: Windiges Bürschchen (trifft den Nagel auf den Kopf), Typ schmächtiger Klassenkamerad, der zwar auch irgendwie ins Erwachsensein mitgewachsen ist, den Scout-Ranzen-Flair aber noch nicht so richtig losgeworden ist. Nicht wirklich unser Fall. Aber: Kann das angehen? Leiden wirklich alle anderen gerade an akuter Geschmacksverirrung?

Wir klicken uns durch diverse Filmszenen mit ihm. Sehen Fotos an. Schalten die Abcheck-Scheinwerfer auf die höchste Stufe. Und siehe da, jetzt fällt uns was auf. Vielleicht sein Grinsen. Wie er so komisch welpenhaft schielt, wenn man ganz scharf von der Seite guckt. Wie seine Augen überhaupt viel zu nahe aneinander sind. Was noch? Vielleicht, dass er mal ein anderer Typus Mann ist, und gar nicht so etwas Testosteronmäßiges hat? Tatsächlich, er wirkt fast ein bisschen dümmlich. Wie der kiffende Provinzautomechaniker von nebenan. Treudoof. Und in Wahrheit ist er dann wahrscheinlich doch unheimlich klug, oder so. Und verlässlich. Aber Sex kann er trotzdem. Interessant, eigentlich. Nein: sehr interessant sogar. Ach, diese unerklärliche Auf-den-vierten-Blick-Sexyness macht ihn ja irgendwie schon unwiderstehlich. Der Gosling, der ist schon heiß.

Zack. Er gefällt uns auf eine mysteriöse Art und Weise. So läuft das. Ein komisches Phänomen. Meiner Meinung nach muss da irgendjemand, der in irgendeiner Form meinungsstark oder eine Was-sie-sagt-kann-nur-stimmen-Attitüde hat (in meinem Fall zum Beispiel meine beste Freundin), mal angefangen haben, den gut zu finden. So wurden, nach gewisser anfänglicher Verwunderung und Genauhinguckerei, alle Stück für Stück Gosling-infiziert. Was dabei keiner merkt, ist, dass bis auf wenige Ausnahmen niemand wirklich in Ryan Gosling, sondern nur in die tiefe Sehnsucht, endlich mal wieder jemanden so richtig, richtig, richtig teeniegut zu finden, verliebt ist. Jeder wünscht sich doch heimlich einen Posterboy-„Hottie" fürs heimliche Anschmachten. Es ist schön, einen zu haben, der den verknallten Gala-Voyeurismus ins uns weckt. Der uns Gründe dafür liefert, nachts hektisch Filme runterzuladen, um sein schiefes Gucken noch mal in einem anderen Setting zu beschmachten.

Ryan Gosling muss da wohl einfach gerade recht gekommen sein.

martina-holzapfl





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