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In jeder Hinsicht eine reine Verarschung - "Traumfänger" von Marlo Morgan

Text: Nimissa
Die Erstauflage ist zwar schon von 1998, aber angesichts der derzeitigen ständigen Plagiatsvorwürfe, über die berichtet wird, setzt dies dem Ganzen noch die Krone auf. 

Ich bin erst jetzt auf dies Buch aufmerksam gemacht worden und musste mit Entsetzen lesen, dass hier reine Fiktion als eigener Erfahrungs- und Tatsachenbericht eines monatelangen Walkabout mit den australischen Aborigines herausgegeben wurde. Erst nachdem sich auch die Aborigines selbst dagegen gewehrt haben, gibt sie auf einer, erst später nicht ganz freiwillig eingefügten Seite zu, dass „dieses Buch frei erfunden“ ist. 

Wie arrogant, unmoralisch und grenzenlos respekt- und skrupellos ist das denn!?

Und wie selten dämlich von der Autorin oder dem Verlag, den Traumfänger der nordamerikanischen Indianer als Titel für das deutschsprachige Buch über australische Aborigines zu wählen. Und nicht nur das... scheint das Buch doch vor Fehlern zu strotzen. Wie ein deutscher Amazon-Rezensent u. a. schrieb: Eine sehr kurze Rezension eines Aboriginie, die ich selbst in Australien auch bestätigt bekam lässt einen ganz schnell am Wahrheitsgehalt des Buches zweifeln: "... man kann nicht auf Spinifex-Gras laufen!".
Auch noch schlecht recherchiert das Ganze! 

Mich macht das alles sprachlos und ich frage mich, welche Beweggründe die Autorin hatte, so etwas zu schreiben. 

Hier der Link zur amerikanischen Amazon-Seite, wo man auch etliche Kommentare der Aborigines selbst und Ethnologen dazu lesen kann: http://www.amazon.com/Mutant-Message-Under-Marlo-Morgan/dp/0060926317

Es ist geradezu widerlich respektlos, dass Marlo Morgan damit auch noch versucht hat, sich mit Castaneda, Ereira, Julien, Reichel-Dolmatoff u.a. auf eine Stufe zu stellen und die Sinnsuche der Menschen auszunutzen. Hätte ich dies Buch gelesen, würde ich mir sowas von verarscht vorkommen.

Und von der unmoralischen Respektlosigkeit den Naturvölkern gegenüber will ich gar nicht erst reden.
Oder doch... Aus der Romantisierung deren Lebensart und Philosophie und der Kenntnis darüber Profit zu schlagen, ist nicht nur mehr als fragwürdig, sondern eine Beleidigung und ein Schlag ins Gesicht, angesichts dessen, dass alle Naturvölker der Welt seit Jahrzehnten verzweifelt versuchen, die zivilisierte Bevölkerung, die ihnen ihren Lebensraum nimmt, zur Einsicht bezüglich ihres Umgangs mit der Umwelt zu bewegen.

Ich verzichte jetzt hier auf eine detaillierte Darstellung dieser scheinbar aussichtslosen Arbeit der Indigenas weltweit. Aber die sogenannte, sich selbst über andere "erhobene", Zivilisation ist nichts anderes, als ein überhebliches, arrogantes Volk von Barbaren, was sich besonders durch die Ausbeutung des Planeten, Völkermord, Sklaverei, Macht- und Profitgier, Unmenschlichkeit, etc. hervorgetan hat, es heute uneinsichtiger Weise noch immer so praktiziert und auch noch stolz darauf ist.
An dieser Stelle möchte ich, auch wenn es jetzt etwas pathetisch klingt, Menschen danken, wie Alan Ereira, Éric Julien und anderen Journalisten, die die indigene Bevölkerung dieses Planeten unterstützen, immer wieder Filme drehen und berichten und ihnen damit eine "Stimme" geben... die ungehört verklingt?


Gefährliche, egoistische, blinde Macht- und Profitgier waren und sind die Initiatoren für unser weltweites Umweltdesaster. Naturkatastrophen häufen sich.

Die Erde spricht und keiner hört sie!


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