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Eine Reise ins All kostet 100 Euro

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Ins All zu kommen, ist gar nicht so schwierig: Das Brooklyn Space Program hat es vorgemacht. Ein paar New Yorker Freunde hatten im August 2010 einen Wetterballon, an dem eine kleine HD-Kamera befestigt war, in die Luft steigen lassen. Die selbstgemachte Weltraumrakete schoss so hoch nach oben, dass auf den letzten Bildern der Kamera die Erde als Kugel umrandet von schwarzer Atmosphäre zu sehen war. Die Erlanger Physik-Studenten Benedikt, Florian und Fritz haben das Experiment ebenfalls ausprobieren wollen und einen Wetterballon samt Kamera in den Weltraum geschickt.

jetzt.de: Jungs, könnt ihr uns den Konstruktionsplan für eure Mission ins All verraten?
Fritz: Eigentlich ist der nicht geheim. Den Wetterballon haben wir von der Wetterwarte am Nürnberger Flughafen bekommen. Die hatten noch Restbestände da. Auch den Fallschirm, an dem die Kamera nach dem Platzen des Wetterballons runtergekommen ist, haben sie uns freundlicherweise geliefert. Die Kamera haben wir in eine Styroporbox gepackt. Um Gewicht zu sparen, haben wir diese Box selber gebaut. Und zwar so klein, dass nur das, was rein muss, reinpasst. Wichtig war dann noch der GPS-Tracker. Das ist das Gerät, das uns die GPS-Daten übermittelt und sagt, wo sich unsere Kontruktion befindet.

jetzt.de: Welche Route ist der Ballon denn geflogen?
Fritz: Von Kastl in der Oberpfalz stieg er hoch in die Luft. Rund 200 Kilometer weiter östlich, in der Nähe von Prag, ist er wieder gelandet. In einer kleinen Ortschaft, die Krásná Hora heißt. An dem Tag war es sehr windig. Deswegen ist der Landeplatz so weit östlich vom Startpunkt.



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jetzt.de: Wie lange habt ihr an der Konstruktion gesessen?
Benedikt: Ungefähr eine Woche. Wir haben alle Möglichkeiten durchprobiert, wie man den Ballon am Ende gut wiederfinden kann. Den GPS-Tracker zu verwenden, ist eine der besten Methoden.
Fritz: Im Internet findet man viele Antworten auf die Frage, wie man den Ballon und die Kamera später wieder findet. Die meisten schlagen das Handy vor. Aber was hält so ein Handy aus? Es gibt auch viele, die das mit iPhones machen. Nur dafür braucht man mehr Platz für die Isolierungen.
Benedikt: Es war außerdem nicht sicher, ob wir das dann wiederfinden. Wenn ein iPhone weg ist, ist das auch nicht so lustig. Das wäre weit über unserem Budget gewesen.

jetzt.de: Kann man eure Konstruktion leicht nachbauen?
Florian: Im Prinzip schon. Die größten Probleme sind, das Ding zu versichern und die Genehmigung von der Flugsicherung zu bekommen. Mit 100 Euro wird man nicht ganz hinkommen. Die Kamera wurde uns von der Fernsehsendung "Galileo" gestellt – die hätte sonst 350 Euro gekostet. Man kann aber auch eine weniger hochwertige kaufen. So einen Wetterballon kriegt man relativ leicht. Der kostet ungefähr 40 Euro. Und den Fallschirm kann man selber bauen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Die Nachwuchserfinder Benedikt Billich, Friedrich Meingast und Florian Bier zeigen ihr DIY-UFO.

jetzt.de: Habt ihr überlegt, euch das patentieren zu lassen?
Benedikt: So revolutionär ist die Idee ja nicht. Es gibt schon einige Leute, die sie vor uns gehabt haben.
Fritz: Gerade in den USA und in Großbritannien ist der Weltraumballon wirklich ein Trend. Da entwickelt sich langsam so eine kleine Szene.

jetzt.de: Beschreibt doch mal, was wir auf den Fotos sehen können.
Benedikt: Man sieht Ausschnitte vom Fahrtverlauf, vor allem den kompletten Aufstieg. Je höher der Ballon steigt, desto geringer ist der Luftdruck. Nach zwei Stunden war der Ballon in etwa 20 Kilometern Höhe. Dort war der Luftdruck so gering und der Ballon so weit ausgedehnt, dass er geplatzt ist. Man sieht auf den Fotos schön den Zeitpunkt, in dem der rote Ballon platzt. Danach schwankt die Kamera noch hin und her. Den Rückflug konnten wir leider nicht mehr filmen – der Akku wäre noch gegangen, aber die 16 Gigabyte-Speicherkarte war leider voll. Nach dem Platzen sieht man nur noch zwei, drei Minuten des Sturzes.

jetzt.de: Habt ihr weitere Projekte in der Richtung geplant?
Florian: Das war schon so eine Spaßaktion, die nicht alle zwei Wochen wiederholt werden sollte. Vielleicht probieren wir das Experiment aber mal wieder, wenn wir nicht im Prüfungsstress sind – wie jetzt gerade. Beim letzten Mal waren die Bedingungen nicht so gut. Wir hatten krassen Wind, der Ballon ist sehr weit geflogen. Dann hatten wir an dem Tag noch eine geschlossene Wolkendecke, deshalb sind die Bilder nicht so hübsch geworden. Wir könnten das außerdem mit einem größeren Ballon machen, der noch höher steigt. Auf die Weise wären die Aufnahmen noch beeindruckender.


Text: jurek-skrobala - Bilder: privat

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