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Interview: Zelten in Berlin-Mitte

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In Berlin gibt es schon einen Campingplatz und zur WM kommen noch zwei weitere hinzu. Was unterscheidet eure Tentstation von den anderen?
Diese Campingplätze sind hauptsächlich Abstellflächen für Wohnmobile, wir sind eher der liebevolle Ort für Fußballgenießer und Camper. Wir machen all das, was uns an anderen Campingplätzen immer gefehlt hat. Die Tentstation liegt im Grünen, sie ist ruhig und trotzdem zentral gelegen. Autos dürfen nicht auf das Gelände, es gibt einen Parkplatz vor der Station. Wir organisieren Veranstaltungen, es gibt eine Bar, Filmvorführungen und Lesungen, und es wird Sport angeboten. Wir lassen die alten Schwimmbecken mit Sand auffüllen. Unsere Tentstation ist auch für Berliner offen, sie können vorbeikommen und an den Veranstaltungen teilnehmen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Ist die Idee aus eurer Campingleidenschaft entstanden oder eher aus finanziellen Gründen?
Ich hatte die Idee zur Tentstation, im Juli 2005, als ich für meine Diplomarbeit mit dem Thema "Zwischennutzungen" zu tun hatte. Die Idee der Zwischennutzung finde ich sehr faszinierend und ich wollte auch so etwas auf die Beine stellen. Da stand schon auch ein bisschen Angst vor der Zukunft dahinter, mein Studium dauert ja nicht mehr lange. Auf Zeltplatz bin ich einfach gekommen, weil mein damaliger Freund keine Lust hatte, mit mir Campingurlaub zu machen. Eigentlich wollten wir das Projekt erst nächstes Jahr starten, aber die WM ist natürlich eine super Gelegenheit.

Kannst du das mit der Zwischennutzung erklären?
Die Grundidee ist, Gelände oder Gebäude, die ihren eigentlichen Nutzen verloren haben, für eine begrenzte Zeit anderweitig zu verwenden. Berlin hatte in den letzten 100 Jahren vier verschiedene politische Systeme und nach jedem Ende gibt es wieder ungenutzte Flächen oder leerstehende Gebäude, aber es fehlen einfach die Investoren. Und einige Leute haben dann angefangen, diese Gebäude und Flächen unter geringem Geldaufwand anderweitig zu nutzen. Inzwischen wird die Zwischennutzung auch von der Stadt unterstützt und vorangetrieben.

Wie seid ihr an das Gelände, das aufgegebene Freibad, gekommen?
Ursprünglich haben wir uns an eine so genannte Zwischennutzungsagentur gewendet, die Zwischennutzer und Eigentümer zusammenbringt. Die hat uns das Gelände zwar vorgeschlagen, konnte es uns dann aber doch nicht vermitteln, weil es auch Kaufinteressenten gab. Da waren wir von der Idee aber schon so begeistert, dass wir uns direkt an den Liegeschaftenverein gewendet haben, ein privates Unternehmen, das ehemals städtische Flächen und Gebäude verwaltet. Und es hat geklappt, wir haben einen einjährigen Pachtvertrag bekommen, mit Option auf Verlängerung.

Gibt es schon Reservierungen für den Zeltplatz?
Ja, es läuft gut. Vor allem zur WM, aber auch zur Love Parade und zur Eröffnungsfeier haben sich schon viele angemeldet. Das ist recht international, viele Schweden, heute haben auch schon Brasilianer angefragt.

Wie finanziert euer Projekt?
Für Zwischennutzer gibt es keine Kredite, die Banken haben das Potential noch nicht erkannt. Also mussten wir das alles selbst finanzieren, unsere Familien haben uns da geholfen. Das ist schon eine fünfstellige Summe, die wir da reinstecken, unsere Arbeitszeit mal nicht mitgerechnet.

Und wann kommt der große Gewinn?
Wir hoffen natürlich auf viele Gäste, da läppert sich schon was zusammen. Wir wollen jetzt innerhalb eines Jahres das Geld wieder drinnen haben. Das ist natürlich ein Risiko, aber wir sind da auch ein bisschen ideologisch drauf, wir haben Spaß an dem Projekt und rechnen nicht mit unglaublich hohen Gewinnen. Vielleicht machen wir das ja auch noch länger oder es entwickelt sich was anderes daraus. Es ist wirklich ein schöner Beruf. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass ich mal Campingplatzbetreiberin werde, aber es macht sehr viel Spaß und ist sehr vielseitig. Man kommt mit den Gästen in Kontakt, durch die Veranstaltungen ist viel Organisation dabei, aber auch handwerkliche Arbeit. Mehr über Sarahs Projekt gibt es auf ihrer Webseite tentstation.de und ganz sicher in den nächsten Wochen im Fernsehen. jetzt.de liegen exklusive Papiere vor, aus denen hervorgeht, wie die ARD-Magazine polylux, report-München und RTL2 das Thema "Zelten in Berlin" angehen werden. Hier kannst du die Scripte zu den Sendungen schon jetzt lesen.

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