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Stilles Wesen

Text: HermiAnn

„She tends to be shy.“ Ein Satz, so kurz und so vielsagend. Ein Satz, der nicht auf mich bezogen war, von dem ich mich aber dennoch angesprochen fühle. Ein Satz, der so nicht richtig ist und Klarstellung benötigt:



Sie ist nicht schüchtern! Sie ist introvertiert!



Sie redet nicht viel und wenn, dann sehr leise. Sie liest gerne. Sie sitzt gerne abseits vom Geschehen, beobachtet, denkt nach, fühlt mit. Sie ist clever, meldet sich bei Fragen, die sonst niemand beantworten kann. Sie ist ein Mädchen, das voller interessanter Gedanken, Ideen und Einfälle steckt.



Die anderen Kinder sind laut, reden viel, rennen umher. In der Township-Bibliothek herrscht rege Betriebsamkeit, hektisches Treiben, eine hoher Geräuschpegel. Das stille Mädchen fällt auf, insbesondere mir. Ich mag ihre ruhige Art, ihren respektvollen Umgang mit Büchern, ihre Fürsorglichkeit den anderen Kindern gegenüber. Ich mag, dass ich mich in ihr wiedererkenne. Und ich glaube, sie mag mich auch. Sie mag meine ruhige Art, meinen respektvollen Umgang mit Büchern, meine Fürsorglichkeit den Kindern gegenüber.



Auch ich rede nicht viel, zumindest nicht ‚nur so’. Ich lese gerne. Ich sitze gerne abseits vom Geschehen, beobachte, denke nach, fühle mit. Ich unterhalte mich gerne über Themen, die mir wichtig sind. Ich bin eine junge Frau, voller interessanter Gedanken, Ideen und Einfälle. Oftmals brauche ich nur Zeit, diese zu formulieren und manchmal behalte ich sie gerne für mich. 



Ich bin nicht schüchtern! Ich bin introvertiert!



„Du bist so ruhig!“, „Erzähl doch mal einen Schwank aus deiner Jugend!“, „Hast du Spaß?“ oder „ Alles gut bei dir?“ – Aussagen, die ich ständig höre, die ich manchmal weglächeln kann und die manchmal ärgern. 

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