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Ukončete výstup a nástup, dveře se zavírají!

Text: tangomitlaecheln
 Da ist es schon wieder. Loch. Aus verzweifelter, leerer Einsamkeit und dem Unwillen, sich einzuordnen. Soldat. Gib den Befehl weiter. Ich mache dir die Linie krumm, und mir den Buckel, ich kaue auf den schwarz-splitternden Nägeln herum. Ich irre allein durch Städte. Städte werden meine Geliebte sein, bis ins hohe Alter, da Menschen an mir vorbeiziehen, mit ihren fruchtlosen Dürren. Sie werden mich liebevoll einhüllen, in ihre Alleen und Blätter, in Schneekutten und Sommerkleider, sie werden mir um die Nase wehen und die Luft streitig machen, sie werden mich verfolgen und sich mir zu Füßen legen. Ich werde vor ihnen davonrennen und ihnen folgen, gute Nacht wünschen, manchmal auch guten Morgen. Ich werde keine Familie gründen, nicht aufgrund eines Stachelzauns um mich herum – Zone Ost, Zone West, Flachland und Felsengebirge – sondern einfach, weil sich keiner verbinden will, mit mir drinnen. Oder bin ich das? Bin ich stumpf, abgenutzt? Ausgezuzelt, wie ein toter Hühnerhals? Ist die Unzulänglichkeit der anderen nur meine Projektion? Bin ich der Menschen satt, überdrüssig? Sind sie überflüssig, enttäuschend, schal? Irgendetwas suche ich, seit Jahren. Ich kann es nicht sein, darüber hinaus ernten sich Kahlschläge, über mir unbekannte Köpfe hinaus. Ich bewege mich von der Stelle – Schuss – empty, ich fahre weg – nirgendwohin. Alles ist nett. Hier mal, dort mal, zwischen Tür und Angel, Langeweile und kollektivem Selbstmord, drehe ich wie ein verglühender Meteorit leere Kreise. Ich nähre mich von Placebo-Songs und Opern, wälze mich im Ballett, ich verirre mich. Ich mache es anständig, so wie es sich für ein Außenseiter-Leben gehört. Drugs? Past that stage. Too boring. Ich schaue der Verwilderung ins Auge. Was folgt bin ich, eine Reispapierhülle. Durchlässig und weiß, leicht beschmiert mit Ofenruß, an den Außenkanten. Aus allen Ecken kommend, entkomme ich jedoch nichts. Ich muss mich selbst stopfen, wie ein ordentlicher Koch seine Gans. Die Kommunikation mit Freunden – artet, zerreißt sich, in simple Diskommunikation aus. Aneinander vorbeireden. Ist auch eine würdige Art der Existenz. Wie geht’s den Katzen? Deinem Bericht? Ich sitze gerade am Schreibtisch. Lass uns tel…. Abbruch. Abriss. No response. Jeder ist sich selbst – der beste Hedonist. Das Du? Nur ein fügsames Objekt, für die eigenen Mittel und Ziele. Im Café stelle ich mir vor, wie ich Menschen töte. Zuhause mich selbst. Alles Abstraktionen für die Isolation. Ich weiß nicht, ob selbst gewählt. Ich weigere mich, im Hippie-Dappi-Dudel aufzugehen, Yoga an den Stränden der Welt zu meiner Religion zu erklären, über Essen zu reden, das sich postet, auf Instagram. Sieh mal – wir essen Hummer. Sieh mal, hier in Italien unser zitronenbeträufelter Fisch. Tada. Ich bin müde. Von so viel glückseliger, blinder Bequemlichkeit, die an sich selbst vorbeilebt, festgezurrt und zufriedengestellt, wie ein ruhiggespritzter Psychotiker in der Klinik. Von der gelenkten Kundaliniendergie, die man gehorsam sittet. Fuck it. Fuck all of it. Throatdeep.

Ich streiche meine Pläne der Stadterkundung. Ich will keine Pläne mehr, keine zu erfüllenden Tagesziele. Keine vorgegebenen Richtungen. In gar nichts. Ich bin verloren. Und will verloren sein. Ich will etwas finden, das würdig ist. Und wenn man mich auslacht, will ich dem – ausgeliefert eigener Scham – begegnen. Warum mir, warum ich niemand folg. Warum ich die Ideen über den Haufen schmeiße, die eigenen Lebensentwürfe brennen sehen will. In meiner eigenen Hölle.

(Und darüber hinaus.)







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