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Meine Straße: Hans-Sachs-Straße

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Niemand kennt eine Straße so gut wie die Menschen, die in ihr leben. Deshalb bitten wir hier regelmäßig junge Münchner, uns ihre Straße zu zeigen – die schönsten Ecken, die besten Läden, die schrulligsten Typen, die nettesten Anekdoten. Heute:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Stefi, 23, Studentin

Ich kenne diese Straße schon sehr lang, ich wohne nämlich in einer Wohnung, in der früher schon eine Freundin von mir mit ihrer Familie gelebt hat. Ich habe sie immer im Glockenbachviertel besucht und mir gewünscht, dort auch zu wohnen. Nach und nach sind dann immer mehr ihrer Familienmitglieder ausgezogen und dafür Freunde der Kinder eingezogen. Aus einer Familie ist jetzt also eine WG geworden.
 
Klassisch für die Hans-Sachs-Straße ist natürlich das Arena Kino. Das ist das kleinste Kino Münchens mit nur 38 Plätzen und es werden immer interessante Independent-Filme gezeigt. Ich geh da so gern hin, weil es noch so ein richtiges Kinoerlebnis mit Charme ist. Etwas ganz anderes, als diese riesenhaften, austauschbaren Cinemapaläste.
 
Mein Stammcafé ist das Hoover & Floyd, auch, wenn das streng genommen schon in der Ickstattstraße ist. Aber für mich gehört diese Ecke einfach noch zum Hans-Sachs-Straßen-Kosmos dazu. Da ist alles irgendwie sehr handgemacht und niedlich: Es gibt hübsche Tapeten an den Wänden, wild zusammengewürfelte Porzellan-Tässchen, immer stehen Blümchen auf den Tischen und der Honig kommt in Bärchenflaschen an den Tisch. Außerdem sind die Bedienungen alle total herzlich und man gehört ganz schnell zur Stammkundschaft.
 
Tatsächlich sieht man hier auch oft dieselben netten Leute, das gibt einem ein geborgenes Gefühl. Außerdem mag ich, dass man hier auch abends auf ein Bier hergehen kann, und sich die Café-Atmosphäre dann in eine Kneipenatmosphäre verwandelt.
 
Ein von mir sehr geliebter Inder ist der Palast der Winde. Perfekt für Katertage. Hier zu essen killt jeden Kater zuverlässig. Ich bestelle immer das Mango Chicken Curry. Fair finde ich auch den Bierpreis: 2,80 Euro für einen halben Liter.
 
Beim Alof kaufe ich immer meine Semmeln. Das ist eine kleine, alteingesessene Familienbäckerei, die alles noch selbst macht. Kein Fertigzeug. Sie verkaufen dort selbst gebackenen Kuchen und selbst gemachte Marmelade. Außerdem bin ich der Überzeugung, dass es hier mit die besten Croissants gibt, die man in München so kriegen kann.
 
Institutionen der Hans-Sachs-Straße sind natürlich auch das Sax und das Faun. Das Sax ist ja so überhaupt nicht hip oder schick, da ist alles noch wie in den Neunzigern und auf der Karte stehen lauter solide Gastwirtschaft-Klassiker: Schnitzel, Burger, Pommes, so was. Im Keller gibt es noch eine Kegelbahn, das ist super. Und natürlich wird hier jedes Fußballspiel übertragen.
 
Im Faun sitze ich gern auf der Terrasse. Da fühlt man sich total in der Natur, fast wie in den Tropen, weil man gefühlt hundert Vögel zwitschern hört. Das sind aber lustigerweise keine wilden Vögel, die auf echten Bäumen sitzen, sondern nur die sehr zahlreichen Kanarienvögel eines Menschen, der gegenüber vom Faun wohnt – und meist die Fenster offen hat.
 
Ein super netter Geheimtipp ist das Central Afro an der Kolosseumstraße, so ein Laden, von dem eigentlich niemand so ganz genau weiß, was es überhaupt für ein Laden sein soll. Aber auf jeden Fall gibt es dort bis zu drei Kilo schwere Süßkartoffeln, viele gute Gewürze und abends, wenn die meisten anderen Läden schon geschlossen haben, auch noch Bier zu kaufen. Die Preise ändern sich ständig, je nachdem, wie oft man da war und wie viel man kauft.


Text: mercedes-lauenstein - Foto: juri-gottschall

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