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klau|s|ens kann die unerträgliche vielzahl von anschlägen weltweit gar nicht mehr abspeichern und erinnern

Text: klausensblog

klau|s|ens, man ist an den tagen nach dem anschlag so aufgewühlt … und schon wenige wochen später weiß man vieles nicht mehr so genau.



es gibt so viele anschläge, dass unsere erinnerung damit nicht mehr zurechtkommt.



dann sagt jemand “nairobi” … und ich muss überlegen: was war das denn bloß?



jemand anders sagt “boston” … und ich erinnere mich fern an einen marathonlauf. dann kommt eine person mit “ägypten” … und ich zögere.



dann gibt es noch anschläge, von denen man sowieso nichts oder fast nichts weiß, in unserer kultur hier im westen.



bei #paris jetzt wurde das mit #beirut verbunden. der anschlag in beirut war ja kurz vor paris. mit den hashtags wird dann alles zu hashtaglisten via twittermeldungen verknüpft.



oft denkt man ja: das sind so viele anschläge …



du meinst afghanistan, irak, jemen usw. usf. (fast täglich. da erfährt man nichts außer den tatsachen und den opfern: mindestens … tote.)



ja, da sind anschläge dabei, von denen man nichts erfährt. oder wenn, dann ist es eine einzige zeile in den radionachrichten, die dann auch wieder aus den nachrichten rausgenommen wird.



es sind anschläge über anschläge.



mogadishu kennt man noch, mogadishu.



du möchtest also die anschläge nun ordnen, nach anschlägen, die man noch kennt, und anschlägen, die man nie vergisst?



das macht keinen sinn, auch wenn sich bestimmte sachen mehr im gedächtnis von mir und im gedächtnis unserer kultur festsetzen.



11/9 oder auch 9/11 = nine eleven.



ja, sicher, das sind dann die besonders auffälligen anschläge. (“unvergesslich.”)



ob die terroristen auch jeweils von “unvergesslichen” anschlägen träumen? – und dann gibt es die kleine bombe da und das schnelle totschießen dort.



das hört sich so zynisch an!



es ist aber die wahrheit: es ist ein strom von anschlägen, der sich über unsere lebenszeit ergießt. – selbst, wenn man froh sein darf, selber (noch) kein opfer geworden zu sein … so sind es unendlich viele anschläge.



und sie ändern die welt nie in die richtung, die sich irgendwelche reformer oder revolutionäre oder spinner erhoffen.



eben: es wird nie das erreicht, was angeblich erreicht werden soll.



deshalb wäre es doch an der zeit, die ganze anschlagsidee insgesamt mal zur diskussion zu stellen.



da ist aber keiner zu in der lage. – man müsste ja auch fragen, warum sich die anschlagskultur so entwickelt hat. das ist eine befragung der welt und auch unserer gesellschaft.



da hört man wenig zu, also wenig über und wenig von.



eigentlich nichts: jetzt sprechen sie wieder über “maßnahmen”, frankreich hat schon angriffe geflogen: aber was soll das alles? wo liegt der kern, dass sich kulturen und religionen so stark entzweien, dass die idee des anschlages, die nichts positives erbringt, sich dennoch so “siegreich” (in der zahl der anwendung) durchgesetzt hat.



der anschlag als universelles mittel gegen und für alles.



er bringt am ende nichts positives.



genau wie der krieg.



beides gibt es aber.



und keiner denkt noch ernsthaft über alles das nach. eine philosophie der anschlagskultur der moderne … das wäre es doch!



anschlagskultur, allein schon das wort! wie pervers ist die welt?!









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http://www.klausens.com

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