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Als die Macht das erste Mal zu spüren war

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Am 17. Dezember kommt der neue Star-Wars-Film in die deutschen Kinos. Das hat die Autoren Michael Scholten und Wolf Jahnke dazu inspiriert, Prominente und Fans nach ihrer ersten Begegnung mit der Filmreihe zu fragen. "Es war einmal... Mein erstes Mal Star Wars" ist eine Hommage an Raumschiffe, Actionfiguren und fremde Galaxien, von und für Star-Wars-Nerds.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



jetzt.de: Herr Scholten, warum haben Sie sich von anderen Menschen ihr erstes Mal Star Wars erzählen zu lassen?
Michael Scholten: Ich bin ja selbst ein hoffnungsloser Nostalgiker – mir gefällt es, daran zurückzudenken, wie man sich früher, bei den ersten großen Kinoerlebnissen, gefühlt hat. Mit einer Sammlung individueller Erfahrungen wollten wir das Massenphänomen Star Wars aus dieser Perspektive zeigen.  

Die meisten Leute, die Sie gefragt haben, stammen aus der Filmbranche. 
Viele Leute, die heute in der Filmbranche arbeiten, sind von der ersten Trilogie einfach sehr stark geprägt worden – sei es der Regisseur, der Drehbuchautor oder der Kameramann. 1978 war „Eine neue Hoffnung“ kein Film wie jeder andere.  

Was genau war so toll daran?
Die Spezialeffekte haben viele so plastisch in Erinnerung, dass sie bis heute meinen, sie hätten die Raumschiffe damals in 3-D gesehen. Alle haben sich gefragt: Wie haben die das gemacht? In den 70ern und 80ern gab es kaum Making-of-Berichte. Ich bin damals extra nach Holland gefahren, um eine VHS-Kassette zu kaufen, auf der das ein bisschen erklärt wurde.   

Das klingt nach Nerd.
Stimmt. Die Star-Wars-Gemeinde ist doch eine eingeschworene Gemeinschaft, wie ich bei der Arbeit an dem Buch noch einmal festgestellt habe. Interessant ist: Die Fans unterscheiden sich in der Intensität ihrer Liebe noch einmal stark. Wenn sie den ersten Film 1978 im Kino geschaut haben, sind sie meistens viel stärker involviert als diejenigen, die erst später durch VHS-Kassetten oder Fernsehausstrahlungen dazukamen.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


"Star Wars"-Fan und Regisseur Philipp Stölzl darf andere Heldenstoffe seiner Kindheit neu verfilmen: Sein Winnetou-Dreiteiler wird in Kroatien gedreht und soll Ende 2016 auf RTL laufen.

Konnten sich die Leute tatsächlich noch an ihr erstes Mal "Star Wars" erinnern?
Definitiv. Als mir Michael „Bully“ Herbig sein erstes „Star Wars“-Kinoerlebnis im Münchner Mathäser schilderte, kam mir das vor, als wären wir knapp 40 Jahre jünger und säßen gemeinsam im Kino. So bildhaft hat er die Raumschiffe, die Figuren, die Dialoge und die Musik beschrieben. Andererseits gibt es aber auch Fans wie Hennes Bender, die sich nicht mehr an jedes Detail erinnern können, weil sie Ende der 70er Jahre so oft im Kino waren, dass die das ganze Jahrzehnt als einzigen großen Bilderrausch abgespeichert haben.  

Gab es eine Geschichte, die Sie besonders überrascht hat?  
Am meisten hat mich Hans-Georg Panczak überrascht, also die deutsche Synchronstimme von Luke Skywalker. Er saß 1978 im Berliner Zoo-Palast und stellte selbst überrascht fest, dass offenbar nachträglich ein anderer Sprecher engagiert worden war und seine Arbeit nicht verwendet wurde. „Das war ein Gefühl, als wäre ich im Fußball-Pokalfinale ohne Verletzung nach fünf Minuten ausgewechselt worden“, erzählte er uns. Erst nach mehreren Minuten merkte Hans-Georg Panczak, dass Luke Skywalker doch mit seiner Stimme sprach. Allerdings hatten die Tontechniker sämtliche Bässe und Tiefen aus seiner Stimme entfernt, damit sich Luke Skywalkers deutlicher von Han Solo unterschied. Interessant fand ich auch, dass Oliver Berben wegen seiner Liebe zu „Star Wars“ Luft- und Raumfahrttechnik studiert hat. Aber nur bis zum Vordiplom. Dann wurde ihm klar, dass er wohl niemals einen Todesstern bauen darf. Außerdem gab es zu wenig Frauen in seinem Studiengang. Da ist er dann lieber Filmproduzent geworden.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Moderator Steven Gätjen auf einer "Star Wars"-Party in Hamburg-Blankenese.

Wie und wo sind Sie Star Wars denn zum ersten Mal begegnet?
Im Supermarkt: Ich fand die Actionfiguren toll, die es damals überall zu kaufen gab. Allerdings dachte ich, die seien wahnsinnig teuer – und habe deshalb nie eine gekauft.  

Und die Filme? Die haben Sie dann im Kino angesehen?
Ich muss gestehen, dass ich den ersten Film zu Hause vor dem Fernseher geschaut habe. Ich war erst sechs Jahre alt, als „Eine neue Hoffnung“ im Kino lief. Mein Vater brachte die VHS-Kassette Jahre später mit nach Hause. Obwohl ich den Film auf einem kleinen Fernseher und nicht auf der großen Leinwand gesehen habe, war ich sofort hin und weg.  

Ist das immer noch ihr Lieblingsfilm? 
Ich gehöre zu den vielen, die den zweiten Teil, „Das Imperium schlägt zurück“, für den besten Film halten. Irvin Kershner war einfach der beste Regisseur. Dazu gab es großartige Landschaften – den Eisplaneten Hoth, den Sumpfplaneten Dagobah, die Wolkenstadt Bespin. Und dramatische Höhepunkte: Luke Skywalker verliert seine Hand, Darth Vader outet sich als sein Vater. Das waren sehr überraschende Momente.  

Wie oft haben Sie ihn schon gesehen?
Den ersten Teil habe ich mindestens 150 Mal angeschaut. Das lag aber auch daran, dass ich ihn in der siebten Klasse zusammen mit einem Schulfreund nachgedreht habe.

Wie bitte?
Ja, auf unsere ersten Playmobil-Western folgte relativ schnell „Krieg der Sterne“ mit den Actionfiguren. Den Todesstern haben wir selbst nachgebaut, den gab es nicht zu kaufen. Für den Wüstenplaneten Tatooine haben wir uns hellen Sand vom Nachbarn geholt.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Schauspieler Philipp Danne mit R2-D2-Rollkoffer im Disney Store.

Wie war die Rollenverteilung?
Bei der Synchronisation war ich Luke Skywalker im Stimmbruch, mein Freund hat Han Solo gesprochen, aber auch Darth Vader – dafür hat er in einen Joghurtbecher gesprochen, im Hintergrund lief währenddessen das Asthma-Gerät seiner Mutter. Dafür gingen die gesamten Sommerferien drauf.  

Haben Sie den Film irgendjemandem gezeigt?
Ja – und ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass er ein großer Erfolg gewesen wäre. Nach den Ferien haben wir zwei Schulstunden reserviert und ihn unseren Klassenkameraden vorgeführt. Ein Mädchen hat danach gerufen: „Das waren die langweiligsten zwei Stunden meines Lebens!“ Es blieb bei dieser einen Aufführung.  

Wie sehen Sie dem „Erwachen der Macht“ entgegen?
Meine Erwartungen sind groß. Ich hoffe, dass J. J. Abrams sich in der Optik an dem schmutzigen, gebrauchten Look der ersten Trilogie orientiert hat. Und dass er zum anderen die großartigen Effektmöglichkeiten genutzt hat, die heutzutage möglich sind. Nach dem Trailer bin ich aber optimistisch – als ich den kaputten Sternzerstörer in der Wüste liegen sah, habe ich richtig Gänsehaut bekommen.  

Auf dem Filmplakat fehlt Luke Skywalker. Wo glauben Sie, ist der abgeblieben?
Meine Theorie ist, dass er die Figur mit der schwarzen Maske auf dem Plakat darstellt. Dass er die Rolle seines Vaters übernommen hat. Vielleicht ist das aber auch nur eine bewusste Finte, die Abrams uns gelegt hat. Vielleicht ist Luke einfach nur um 30 Jahre gealtert – man darf also gespannt sein.

Text: melanie-maier - Bilder: Schüren Verlag

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